Als Thomas Demand 2000 in der Galerie Peter Kilchmann in Zürich ausstellte, war er für die wenigen, interessierten Kunstjournalisten schwierig einzuordnen. Heute gilt er als einer der einflussreichsten „Fotokünstler“ der Gegenwart und wird nach Zwischenstationen in Spanien, Italien, New York und London nun auch in der Neuen Nationalgalerie in Berlin gefeiert (Werkschau bis zum 6. Januar 2010).
Thomas Demand wurde von der Kunstkritik vorerst der Installationskunst zugeordnet. Doch dann entdeckte man, dass er doch eher Fotograf ist. Demand erstellt seine Motive aus Pappe und Dekorationsmaterial, fotografiert sie und dann verschwinden sie, wie eine Inszenierung in einem Theater. Was bleibt, ist die Fotografie.
Vom Ansatz her ist Demand mit Thomas Hirschhorn vergleichbar. Nur schafft Hirschhorn abstraktere Fantasiewelten und stellt diese auch auch Installationen aus. Demand ist weit radikaler und verfolgt auch thematisch eine klare Linie. Es sind Schauplätze der Weltpolitik und der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts, die er mit seinem Team nachbaut: Das Oval Office, Hitlers Büro am Tag des missglückten Attentats und das Badezimmer von Uwe Barschel in einem Genfer Hotel.
Ein weitere Unterschied zu Hirschhorn besteht darin, dass die Inszenierungen nur auf einen einzigen visuellen Punkt ausgerichtet sind, auf jenen der Kamera. Die Perspektive bleibt fix, man kann sie nicht verändern. Bereits ein Jahrhundert zuvor haben Fotografen und Cineasten (wie Georges Méliès) Ereignisse nachgestellt und die Bilder wie Reportageaufnahmen präsentiert.
Die Arbeiten von Thomas Demand beleben die Diskussion um die Zukunft der Fotografie in der Kunst, und sind zudem auch technisch perfekt. In einer Reportage auf arte erfahren wir mehr über die Arbeitsweise von des Künstlers.
Atelierbesucher von Metropolis (arte)
Website von Thomas Demand mit Ausstellungsprogramm in Berlin und Wien
Nachfolger hat Demand gefunden mit dem temporären Wiederaufbau des Palasts der Republik (natürlich in Berlin.)