Die SASJF (Schweizerische Arbeitsgruppe Schul- & Jugendfotografie) führt alle zwei Jahre Fotokurse für Jugendliche durch. Dieses Jahr fand das einwöchige Fotolager in Aawangen bei Aadorf (TG) statt. Zweimal zehn junge Fotobegeisterte lernten die Fotografie aus völlig neuen Blickwinkeln und Perspektiven kennen. Fotointern war bei ihnen zu Besuch.
Grau und neblig präsentierte sich der Herbsttag, als wir endlich mit einem orientierungslosen Navi das alte Pfarrhaus von Aawangen fanden. Ein kleiner Weiler in der thurgauischen Pampa, abgeschieden von der Zivilisation – ideal, um sich eine Woche voll einem Ziel zu widmen: besser fotografieren. «Die zwischen sechzehn und zwanzig Jährigen kommen mit den unterschiedlichsten Vorkenntnissen daher» sagt Johannes Frigg, der diese Kurse schon seit vielen Jahren leitet und in unzähligen Fronstunden alles so perfekt vorbereitet hatte: Das Labor im Keller, die Schulungsräume im Erdgeschosss mit den vernetzten Macs, die gesellschaftliche Infrastruktur und das improvisierte Studio auf dem Dachboden, das vier mit Kunstlicht eingerichtete Aufnahmeplätze bietet. «Aber eines bringen alle mit: Die Begeisterung für die Fotografie! Und das ist die beste Voraussetzung, die man sich vorstellen kann.»
Wer jetzt glaubt, hier herrsche die Digitaltechnik vor, der irrt. Zwar kennen sich alle Teilnehmer und -innen wohl in der Digitalfotografie recht gut aus und haben auch bezüglich Bildbearbeitung etwas Erfahrung. Aber Hannes führt sie auf eine neue Schiene, eine die sie nur vom Hörensagen und nicht aus eigener Praxis kennen: die analoge Fotografie. «Für uns alte Hasen ist das faszinierende Nostalgie, aber wie reagieren Jugendliche auf diese Technik, die noch nie einen Film ausgepackt haben? Die eine neue, oder eben alte Art Fotografie völlig neu erleben?»
«Analog ist geil …» sagt Tobias Fuchs. «Das Entstehen eines Bildes, von der Aufnahme mit Kunstlicht über das Filmentwickeln, bis das Bild langsam in der Entwicklerschale entsteht, ist eine grossartige kreative handwerkliche Erfahrung.» Und Felix Tunger doppelt nach: «Ich bin total fasziniert, weil man im Labor etwas denken muss. Man muss bei jedem Bild die Regler wieder auf Null zurückstellen und jedes Mal neu anfangen bis das Bild perfekt sitzt. Man bekommt so einen völlig neuen Bezug zur Fotografie …»
Johannes Frigg wurde fachlich noch von den beiden bildnerischen Gestalterinnen Martina Lang und Denise Lüthi unterstützt, die vor allem bei den Bildbesprechungen den jungen TeilnehmerInnen viel mit auf den Weg geben können, worauf es beim Fotografieren ankommt und was letztlich ein gutes Bild ausmacht.
Die Woche ist vorüber, und die Absolventinnen haben viel davon profitiert. Von unerlässlicher Theorie, von praktischer Erfahrung, von wichtigen persönlichen Kontakten – und nicht zuletzt von der ausgezeichneten gastronomischen Betreuung durch Michael Büchler.
Aber lassen wir die TeilnehmerInnen selbst zu Wort kommen:
Simon Vogel: «Meine Erwartungen wurden bei weitem übertroffen. Vor allem das analoge Arbeiten, war faszinierender als ich dachte und ich konnte am Abend (oder frühen Morgen) nicht mehr aufhören. Es machte Spass mit der grossartigen Ausrüstung und dem Computer, die uns zur Verfügung gestellt wurden. Meine Erwartung, neue Freunde zu finden, welche sich auch für die Fotografie interessieren, wurde ebenso erfüllt. Es war eine geniale Stimmung, gute Zusammenarbeit und es gab viele interessante Diskussionen.»
Andreas C. J. Ebneter: «Fotografie, Kunst, Grafik. All diese Dinge haben mich schon immer fest beschäftigt, denn ich finde, dass das Kreative in einem Menschen wichtig für seinen Charakter ist. Dieses Lager ist schlicht und einfach das Beste, was mir in meiner Kunstlaufbahn bis heute passiert ist, denn es hat meine Erwartungen weit übertroffen. Ich habe nicht nur wichtige Informationen über Fotografie und Gestaltung gewonnen, sondern ich habe auch Freunde gefunden. Einerseits haben sie für eine geniale Stimmung gesorgt und anderseits habe ich auch von ihnen viel gelernt. … This is family!»
Joan T. Sturm: «Ein Blick durch den Sucher, ein letztens mal Drehen am Objektiv und Abdrücken. Die Woche im Fotolager war eine beeindruckende Erfahrung. Ich habe viel gelernt und neue Freunde gewonnen. An spannenden Tagen und langen Nächten haben wir, nicht nur die digitale Fotografie und die Bearbeitung am Computer angeschaut, sondern auch Erfahrungen in der klassischen analogen Fotografie gesammelt. In freundschaftlichem Beisammensein konnten wir diese Woche in Aawangen gemeinsam geniessen und hoffen auch, wieder einmal zusammenzutreffen – vielleicht in einem nächsten Lager.»
Olivia Kasper, Katja Stirnemann, Stefanie Scherrer: «Das Lager war der ‚Oberhammer‘! Wir hätten nie gedacht, dass wir so viel lernen und erleben. Wir waren mit super Menschen zusammen und hatten eine Menge Spass. Am Anfang war es mausestill am Tisch, doch mit der Zeit nahm die Lautstärke zu. Mitte der Woche konnten wir nicht mehr aufhören mit dem Vergrössern der Bilder. Bis nach zwei Uhr war unser Rekord. Auch digitale Fotos bearbeiten machte Spass. Ach ja, das Lageressen war einfach Spitze. Wir haben noch nie soooo gut in einem Lager gegessen. Danke Michi – Küchenneger»
Dorothee Suter und Nataglia Eschmann: «Das Lager hat uns Megapass gemacht, denn wir haben viel gelernt, Erfahrungen gesammelt und viele neue Kollegen kennen gelernt.»
Tobias Fuchs: «Mit der Kamera früh morgens auf die Sonne warten. Bis Nachts um zwei Uhr im Labor Fotos entwickeln oder Photoshopen und dabei noch eine Menge Spass haben! Mit so etwas hatte ich nicht gerechnet, als ich mich im Fotolager angemeldet habe. Ein toller Haufen unterschiedlichster Menschen mit einem gemeinsamen Interessen. Die Fotowoche zu erleben war ein Abenteuer. Nun sind alle reicher an Erfahrung und Wissen, doch leiden wir an Schlafmangel – auch unsere Leiter … »
Louis Thomet: «Letzten Samstag konnte ich mir noch nicht vorstellen, was mich im geheimnisvoll klingenden Aawangen erwartet. Fast eine Woche später bin ich um einige positive Eindrücke reicher: Erfahrungen sammeln beim Entwickeln und Vergrössern im Labor, fotografieren bei teilweise ungemütlichem Wetter am Montag, die angesehenen Bücher aus der exquisiten Bibliothek, der reflektierende Ausstellungsbesuch, die gute Stimmung und der Spass miteinander, und vor allem die Arbeit im tollen Studio. Beeindruckend fand ich die fast optimale Ausstattung mit Kameras und Computern. Um die Kompatibilität der Vorkenntnisse zu erhöhen, könnte man die Theorieteile (Blende, Zeit, ISO, etc.) zur Vorbereitung an die Teilnehmer senden. Sachen wie das Falten der Mappe müsste man nicht superexakt erklären – ich persönlich hätte diese Zeit lieber zum Arbeiten benutzt. Nicht zu vergessen: Die delikaten Küchen-Kreationen, in deren Herstellungsprozess ich am Dienstag exklusiv eingeweiht wurde.»
Lea K. B. Reutimann & Rezia D. M. Caviezel: «Lebst du noch oder wohnst du schon? Viele Fragen, viele Antworten. Wir erlebten eine Woche voller spannenden Abenteuer und Erfahrungen. Nicht nur fotografisch sondern auch philosophisch hat uns dieses Lager viel gelehrt. Anfangs schüchtern wurden wir von den flammenden Reden Johannes aber schnell aus der Reserve gelockt. … Früh am morgen wurden wir stets mit kreativer Musik aus unserer Traumwelt gerissen. Trotzdem fiel es einigen Teilnehmern schwer, dem Komfort des wolkengleichen Bettes zu widerstehen. Was wiederum zu einigen Verspätungen, oder im Falle Tamara zu gänzlicher Abwesenheit am liebevoll gedeckten Frühstückstisch führte. Eine Schande, da das Essen, welches täglich mit zwei exotischen Nachspeisen ergänzt wurde, vorzüglich war! Lecker. Gut erkennbar an den plötzlich zu engen Jeans. Zum Schluss ein herzliches DANKESCHÖN an alle, für diese wunderbare, unvergessliche, interessante, unglaublich lehrreiche, lustige, schlaf- und duscharme, kalte, freche, bombastische, abgeschiedene, facebooklose, unterhaltsame, fleissige, sportlich, melodische, tolle Woche! Scho?»