Das Know-how der Franke & Heidecke, Herstellerfirma der Rolleiflex-Produkte, soll weitergeführt werden. Das Unternehmen gehört zu den letzten Kamerawerken Europas und verfügt über ein beträchtliches feinmechanisches und optisches Know-how. Produkte wie die traditionelle Zweiäugige, der Überblendprojektor oder die jüngste Hy6 sind Zeugnisse dafür. Aber wie soll es jetzt weiter gehen, und wer steht dahinter?
Für einige, der in der Schweiz von Ott & Wyss AG vertriebenen und in Braunschweig produzierten, Fotoprodukte scheint es ein Weiterleben nach dem Untergang der Franke & Heidecke zu geben. Die Diaprojektoren und zumindest die zweiäugigen Rolleiflex-Kameras sollen in der Salzdahlumer Strasse 196 künftig wieder produziert werden.
Ein erster Schritt hierzu wurde von der Gläubigerversammlung der insolventen Franke & Heidecke am 11. November 2009 beschlossen: Der Insolvenzverwalter Kirchberg darf die zur Insolvenzmasse zählenden Teile des Teil- und Fertigwarenlagers sowie die dazu gehörende Geschäftsausstattung der Franke & Heidecke an den wohl einzig verblieben Interessenten verkaufen. Bei diesem handelt es sich um die am 20. September 2009 gegründete DHW Fototechnik GmbH mit Hans Hartje aus Apelnstedt, als Geschäftsführer. Hartje ist in der Salzdahlumer Strasse kein Unbekannter, er war seit der Gründung der Franke & Heidecke GmbH Manufaktur für Optik und Feinmechanik bis zum Einstieg der Hans R. Schmid Beteiligungs-GmbH Geschäftsführer dieses Unternehmens und beispielsweise wohl auch mit verantwortlich für die mit der Jenoptik AG abgeschlossenen Verträge hinsichtlich der Rolleiflex Hy6. Als Unternehmenszweck der DHW ist im Handelsregister Braunschweig eingetragen: Die Produktion, die Reparatur und der Vertrieb von Feinwerk und optischen Geräten. Gesellschafter der DHW Fototechnik sind Frau Hartje und die Herren Daus und Witt. Alle drei Gesellschafter sind auch Mitarbeiter der DHW.
Die Verträge mit der Rollei GmbH hinsichtlich der Namens- und sonstiger für die Produktionsaufnahme benötigten Rechte sind nach aktuell vorliegenden Informationen bislang ebenso wenig unterschrieben wie der Mietvertrag für die Firmenräume auf dem angestammten Grundstück, das von der Rollei Immobilien GmbH & Co. KG verwaltet wird. Gleiches gilt wohl auch für die Produktionsanlagen, die sich in ihrer überwiegenden Mehrheit im Besitz von einer oder mehrer Leasinggesellschaften befinden, die einem zweiten früheren Geschäftsführer der F&H nahestehen sollen.
Neben dem Mittelformatprojektor sollen nach Aussage von Hans Hartje auch die Kleinbild-Überblendprojektoren wieder produziert werden. Auch alle drei zu letzt produzierten zweiäugigen Rolleiflex-Kameras sollen wieder aufgelegt werden. Neben der Serienproduktion sollen auch «custom made»-Modelle nach Kundenwunsch assembliert werden. Es besteht offensichtlich die Hoffnung, dass es genügend Sammler aus dem asiatischen Raum gibt, die sich an vergoldeten Kameras erfreuen wollen und auch über die notwendigen Barmittel verfügen. Aus dem gleichen Holz geschnitzt scheint auch die Idee, die Rollei 35 wieder aufleben zu lassen. Der letzten Ankündigung einer Rollei 35 classic im Jahre 2006 folgten dann jedoch keine Taten.
Die fast vollumfängliche Wiederaufnahme der derzeit ruhenden Produktion mit einer deutlich reduzierten Zahl an Mitarbeitern dürfte eine gewaltige Herausforderung für die verbleibende Mannschaft darstellen.
Christoph Jehle
Wäre interessant zu wissen, wie der aktuelle Stand ist bei der DHW, wie es aussieht, scheint die „vergoldete“ 35er gut zu laufen.
Die Nachfrage nach den Rollei 35 Kameras ist deutlich höher, als die bei der Produktionsplanung von DHW erwartet wurde, so dass inzwischen auch mehr Kameras als ursprünglich geplant produziert werden. Die Stückzahlen sind natürlich heute um Größenordnungen geringer, als zu Zeiten der Fertigung in Singapur.