Lucky Film, der grösste Fotomaterialhersteller Chinas, hat ein doppelseitiges Fotopapier auf den Markt gebracht, das in entsprechend ausgestatteten Minilabs von Prismlab beidseitig belichtet und entwickelt werden kann. Das Material wurde für Fotobücher konzipiert, eignet sich aber ebenso für Dokumentationen im Kleinauflagenbereich.
Auch in China ist die Digitalfotografie stark auf dem Vormarsch, und demzufolge geht auch dort das Bildergeschäft entsprechend zurück. Nicht anders als die westlichen Fotofirmen und Labors, setzt auch Lucky Film auf neue Produkte wie Fotobücher, die auch in China ein enormes Wachstum im Markt verzeichnen.
Beidseitig lichtempfindliches Fotopapier
Während sich bei uns die Hersteller auf doppelseitiges Inkjet-Papier konzentrieren und echtes Fotopapier gegebenenfalls bei der Fotobuch-Herstellung rückseitig leimen (gegenkaschieren), hat Lucky Film ein Silberhalogenid-Papier entwickelt, das beidseitig belichtet werden kann. Dazu waren zwei technische Voraussetzungen notwendig: Erstens muss das Papier zwischen den beiden lichtempfindlichen Schichtpaketen eine lichtundurchlässige Sperrschicht aufweisen – was Lucky Film gelungen ist – und zweitens braucht es spezielle Verarbeitungsgeräte, in welchen das Papier zur rückseitigen Belichtung gewendet werden kann.
Spezielle Minilabs von Prismlab
Der chinesische Laborgerätehersteller Prismlab http://www.prismlab.com bietet die in Zusammenarbeit mit Luck Film entwickelten Minlabs an. Grundsätzlich gibt es zwei Typen für verschiedene Papierbreiten von 12 oder 18 Zoll, wahlweise mit einem Papiermagazin oder mit zwei Papierzufuhren:
- PSD – 12A, 12″, ein Papiermagazin
- PSD – 12B, 12″, zwei Papiermagazine
- PSD – 18A, 18″, ein Papiermagazin
- PSD – 18B, 18″, zwei Papiermagazine
Alle Typen weisen eine Produktionskapazität von 300 doppelseitigen oder 600 einseitigen Prints auf und verfügen über eine integrierte RA-4 Entwicklung. Die Minilabs für doppelseitiges Papier sollen nur unwesentlich teurer sein als konventionelle Verarbeitungsmaschinen mit integrierter Entwicklung.
500 Verkaufspunkte bis Ende 2010
Nach jahrelanger Forschung sei das Papier im Juni 2008 produktionsreif gewesen, erklärte Li Yuechang, General Manager der Lucky Film Co. Ltd. anlässlich des 2. Internationales Business Forum «Memories are more …» in Köln. Im September 2008 wurde das neuartige Material und dessen Verwendung für Fotobücher auf der Photokina und im März 2009 auf der PMA in Las Vegas möglichen Geschäftspartnern vorgestellt, bevor es dann im Juli dieses Jahres unter der Bezeichnung «LiRen» in China offiziell kommerzialisiert wurde. Seither soll es in den wichtigsten Städten Chinas bereits 30 Shops geben, welche Fotoalben mit doppelseitigem Fotopapier anbieten. Mit grossem Erfolg, wie Li Yuechang sagt. Ende 2009 sollen es in China 50 Verkaufspunkte sein, und in einem Jahr 500. Dabei betont er, dass nicht nur Fotobücher auf diese Weise doppelseitig realisiert würden, sondern zunehmend auch Dokumentationen und Jahresberichte, die auf diese Weise einfach in Kleinauflagen realisiert werden können und wesentlich günstiger wären als der Offset-Druck. Der grosse Vorteil liege darin, dass durch den Wegfall des Verleimens ein zeitraubender Arbeitsschritt substituiert würde. Die dadurch erzielte Einsparung mache auch den höheren Materialpreis des doppelseitigen Materials wett.
Über Pläne zur Markteinführung in Europa hat sich Li Yuechang nicht konkret geäussert. Tatsache ist, dass sich bei uns die Labors weitgehend mit Druckmaschinen oder Inkjet-Geräten ausgerüstet haben, die ebenfalls doppelseitig drucken – auch wenn die Bildqualität, der Papierglanz und die Haptik nicht ganz so gut sind wie mit echtem Fotopapier.
Urs Tillmanns
Eigentlich erstaunlich: ist da wirklich vorher noch keiner draufgekommen?
Doch, die Idee ist alt, aber die Technologie, die dahinter steht, ist nicht so trivial und der Forschungsaufwand beträchtlich. Das Hauptproblem dürfte die lichtdichte Sperrschicht sein, neben extrem dünnem Material, damit das Papier nicht zu dick wird und noch buchtauglich ist. Dann bedingt die doppelseitige Beschichtung einen ziemlichen Aufwand und Neuinvestitionen im Produktionsbereich, und letztlich muss die Entwicklung durch entsprechende Geräte sichergestellt sein. Dann werden sich andere mögliche Hersteller auch gefragt haben, wie gross das Potential ist, nachdem ähnliche Inkjet- und Drucklösunghen vorhanden sind. In China ist dieses sicher grösser als bei uns …