David Meili, 17. November 2009, 11:00 Uhr

Kulturtipp am Dienstag: Steidl im Musée de Elysée

Nachdem die Verdienste für die Fotografie des Verlegers Gerhard Steidl in den vergangenen Jahren mehrfach im Fotomuseum Winterthur gewürdigt wurden, wird sein bisheriges Gesamtwerk nun im Musée de l’Elysée präsentiert. Steidl dürfte der weltweit produktivste Verleger von fotografischer Literatur sein und wird in Lausanne konsequent als Multiplikator des bereits an sich reproduktiven Mediums gewürdigt.

Die Ausstellung im Musée de l’Elysée geht weiter als die bisherigen Werkpräsentationen. Sie zeigt konsequent die Vermittlungskette vom fotografischen Bild bis hin zur Rezeption als Buch auf. Dass viele Publikationen aus Göttingen bereits nach wenigen Wochen neuantiquarisch verramscht werden, wird jedoch ebenso wenig angesprochen wie der ökonomische Hintergrund. Steidl geht selten ein finanzielles Risiko ein. Seine Bücher sind durch Museen, Sponsoren und oft auch die Künstler selbst vorfinanziert und ihr Verkauf deckt allenfalls die Kosten für das Marketing.

Dennoch könnte ohne das persönliche, langjährige Engagement von Gerhard Steidl und seine Freunschaft mit bedeutenden Fotografinnen und Fotografen die Erfolgsgeschichte nicht geschrieben werden. Den grossen Namen, wie Robert Frank, Roni Horn, Jürgen Teller und Jeff Wall bietet das Musée de l’Elysée viel Fläche. Man gewinnt Einblick, wie Fotobücher im Dialog mit den Fotografen aufgebaut werden und zur Publikation gelangen.

091117_CollectionErgänzt wird die Ausstellung durch einen Bereich über fotomechanische Verfahren des 19. Jahrhunderts, illustriert durch aussergewöhnliche Preziosen aus der Sammlung des Museums und fundierten Hinweisen, um weiterzulesen.

Zaubern auf weissem Papier – Steidl und die Kunst des Büchermachens
und
Fotomechanische Verfahren zur Massenverbreitung

Musée de l’Elysée, Lausanne, Ausstellung bis 21. Februar 2010
Vernissage: Dienstag, 17. November 18.00 Uhr

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