Für die Vernissage der photo 09 kam ich auf die Idee, eine intelligente und vorzeigbare Begleiterin einzuladen. Meine Wahl fiel auf die Canon EOS 7D. Der Hintergedanke war: Taugt diese Kamera für mich als Textjournalist, um brauchbare Bilder aus unterschiedlichen (beruflichen) Situationen zurück zu bringen. Nach einem schönen Abend trennte ich mich nur ungern von meiner Zufallsbekanntschaft.
Als Textjournalist umgehe ich das Fotografieren. Der Bildjournalismus ist eine eigene Disziplin, die ich sehr schätze und wenn immer möglich Kolleg/innen miteinbeziehe. Bei wichtigen Veranstaltungen stellen die Organisatoren weit bessere Bilder zur Verfügung, als ich zwischen meinen Notizen und Gesprächen knipse. Oft weniger als einen Stunde später kann ich sie nach der Rückkehr in mein Home-Office downloaden. Und dann beglücke ich die Redaktion mit lizenzfreien Profilbildern, ohne mich mit fremden Federn zu schmücken.
Immer mehr sieht man sich im Fach- und Lokaljournalismus gezwungen, professionelle Bilder selbst aufzunehmen und mitzuliefern. Aus dieser Diskussion entstand die Idee, mit einer Canon EOS 7D „out of the box“ die Vernissage der photo 09 durchzuleben. Die Kamera stiess auf grosses Interesse, zumal der Stand von Canon, wo man nun während der Ausstellung mit der 7D und nebenan gleich mit dem Konkurrenzprodukt in Tuchfühlung gehen kann, noch nicht besetzt war.
Die von Canon zur Verfügung gestellte 7D mit dem Standardzoom 18-135 mm lag am Donnerstagnachmittag in Dietlikon in jungfräulichem Zustand am Empfang bereit. Zeit zur Einstimmung blieb keine. Mit wenig Handgriffen war das edle Gerät in Betrieb und wurde mit einer eigenen, alten CompactFlash-Karte bestückt. Eine schnellere CF-Karte stand mir im Moment nicht zur Verfügung, und so musste ich auf bewegte Impressionen mit HD-Video verzichten. Der Akku musste sicherheitshalber auch noch etwas nachgeladen werden, damit meine neue Partnerin über die ganze Vernissage durchhalten würde.
Die Grundfunktionen der Kamera werden in einem Mini-Leporello bestens dargestellt. Die Kurzanleitung bildete für den Abend den wichtigsten Reisebegleiter. Wer eine Nikon selbst im Halbschlaf bedienen kann, muss bei Canon-Kameras etwas umdenken. Doch zu den Basisfunktionen tastet man sich rasch vor. Hat man diese begriffen, kann man die Technik für nahezu alle Situationen in der Newsfotografie der Kamera überlassen.
Bewusst habe ich den ganzen Abend ohne Blitz fotografiert, denn das Umgebungslicht in der Maag EventHall reichte aus für jene Qualität, die für die Publikation auf fotointern.ch und einige persönliche Prints sinnvoll ist. Gewöhnungsbedürftig war unter diesen Verhältnissen der Autofokus, den man mit der halb durchgedrückten Aufnahmetaste aktiviert. Sobald man den Bildausschnitt und den Fokussierpunkt ändert, muss man sich im Grenzbereich mit Verzögerungen abfinden.
Vermisst habe ich ein ausklappbares Display. Doch das fixe Display, verbunden mit Live View ist schlichtweg sensationell. Auch unter extremen Lichtbedingungen und starker Schrägsicht kann man mit dem elektronischen Sucherbild in allen möglichen Positionen arbeiten.
Da fragt man sich als Laie, weshalb diese Kamera einen Reflexsucher braucht? Auch dieser ist aussergewöhnlich, mit 100% Sucherbild, wie ich es das letzte Mal von einer analogen Nikon in Erinnerung hatte, brilliant und beliebig konfigurierbar. Ein Fachkollege klärte auf: Die Spiegelreflexkamera ist bei Profis und Amateuren ganz einfach Standard, denn sie sind mit dem „Klapperkasten“ gross geworden. Möglich, dass sich Kameras mit Wechselobjektiven und elektronischem Sucher mittelfristig durchsetzen – Olympus, Panasonic und Samsung machen es vor.
Kurz vor der Rückgabe entdeckte ich die elektronische Wasserwaage – ein echter Pluspunkt, vor allem für Leute die viel in Innenräumen, Architektur und in Landschaften fotografieren. Eines der Gadgets, welches die 7D von vergleichbaren Kameras abhebt.
Das hochwertige Display und die einfache Bedienerführung, wie das rasche Durchblättern der Bilder mit Daumen und Rad, ist essentiell für den Newsjournalismus. Es ermöglicht bereits am Event selbst, unbrauchbare und wenig informative Fotos zu löschen. Das freut die Redaktion.
An die Kamera gewöhnt man sich rasch und schätzt die Übersichtlichkeit wie die Kapazität des Akkus. Ungern trennte ich mich vom 18-135 Zoom, das hervorragend in der Hand liegt. Es ist mit dem universellen Brennweitenbereich zweifellos eines der besten Objektive für den Newsbereich, das zu einem verhältnismässig bescheidenen Preis professionelle Ansprüche erfüllt.
Wäre diese Kamera ein Arbeitspferd für meine vielfältigen Einsätze im Fach- und Lokaljournalismus? Technik, Bedienung und die Qualität der Bilder begeistern. Kamera mit Objektiv und Akku sind doch recht schwer und benötigt eine separate Tasche. Für viele Einsätze wäre zudem ein externer Blitz unerlässlich. Den grossen Teil der Funktionen würde ich ebenso wenig ausnützen wie den hervorragenden Reflexsucher.
So bleibt mein persönliches Urteil. Reisen, und auch ganz grosse Reisen würde ich mit meiner Begleiterin für diesen Abend ohne Vorbehalte unternehmen. Für meine eigene Tätigkeit als Textjournalist, bei der ich gerne mit einer Schreibmappe diskret unterwegs bin, gibt es kleine und leichtere Alternativen aus dem gleichen Haus.
Ein Novum an der photo 09, dass auch Produkte ausgestellt werden. Light+Byte ist mit den Marken Apple, Canon, Hasselblad und Nikon vertreten und demonstriert die aktuellsten Produkte im Profi- und Prosumer-Segment. Bleibt zu hoffen, dass dieser Nebenschauplatz diskret bleibt und eine der wichtigensten Kulturveranstaltungen der Schweizer Fotoszene nicht zur Produktemesse abtriftet.
David Meili
Informationen über die Canon EOS 7D und über die photo 09
(bis Montag, 18. Januar 2010)
Danke für den informativen Artikel. Würde diese Kamera mit passendem Objektiv auch gerne einmal spazierenführen.
die Kamera heisst übrigens (Da sie eine Canon der neueren Generation und keine Nikon ist) 7D und nicht D7. Das D am Anfang gab es bei Canon nur bei den allerersten digitalen Spiegelreflexmodellen.
Der Korinthenkacker…
Danke Marco, soeben auch im Titel korrigiert. Im Hinterkopf war einfach die D7 der Konkurrenz, doch mehr nostalgisch. Vermutlich gibt es einen Leihservice. Um die Kamera wirklich kennen- und schätzen zu lernen, empfehle ich eine Woche, und einen schnellen Computer für die Nachbearbeitung.
Hasselblad Masters Sonderausstellung:
Ich denke wir sind mit unserem Nebenschauplatz diskret geblieben. Es gibt aber leider keine andere Möglichkeit, um eine solch teuere Sonderausstellung zu finanzieren. Ich denke, die Besucher konnten das schon richtig einordnen.
Gruss
Paul Merki, Light + Byte AG
Hallo!
Das ist sicherlich ein netter Bericht, aber ein paar der Aussagen lassen mich daran zweifeln, ob hier der richtige Nutzer mit der richtigen Kamera zusammengebracht wurde. Das ist durchaus nicht abwertend gemeint (weder für die Kamera, noch für den Nutzer). Es ist nur so, dass eine Spiegelreflex-Kamera normalerweise nicht wegen dem „Nostalgiewert“ einen „echten“ Sucher hat. Dieser Sucher ermöglicht z.B. die Nutzung der 19 AF Sensoren, die ein Fokussieren im Bruchteil der Zeit ermöglicht, die ein beliebiger Display-AF braucht.
Deswegen: Wenn jemand über das Display fotografieren möchte, sollte er sich eine Kompakte zulegen. Das zusätzliche Gewicht und die zusätzlichen Kosten einer DSLR kann man sich getrost sparen.
Wenn jemand schnell fokussieren und auch ansonsten etwas anspruchsvoller fotografieren möchte, kommt er an der DSLR und dem Sucher nicht vorbei.
Wollt ich nur loswerden.
Alex
Hallo Herr Meili,
lustig, dass ich auf diesem Weg wieder mal auf Sie stosse! Ich schaue mich auch gerade ein bisschen um, weil ich überlege, von meiner EOS 50D auf die 7D aufzurüsten – und da kommt bei Googeln auch Ihr lesenswerter, kurzer Bericht hoch.
Kurz zum Thema Spiegelreflex versus elektronischem Sucher. Ein wirklich guter optischer Sucher hat einen entscheidenden Vorteil, weshalb Profis und anspruchsvolle Amateure ihn noch eine Weile bevorzugen werden: Er liefert das Bild direkt und unverzögert, während die elektronische Bilddarstellung immer noch eine kurze Verzögerung verursacht. Die Kamera muss schliesslich erst das Bild den Sensordaten errechnen . Das ist zwar bei guten Kameras nur ein Wimpernschlag, aber bei Actionfotografie (Sport, anfliegende Vögel etc.) kann das entscheidend sein. Sogar bei Portraits kann das eine Rolle spielen: Man drückt ab und stellt dann auf den Bildern frustriert fest, dass die Augen des Portraitierten immer geschlossen sind, obwohl sie beim Abdrücken auf dem Screen der Kamera immer offen waren.
Ich bin allerdings auch überzeugt davon, dass die Mini-Spiegelreflexkameras mit ihrem kleinen, tunnelartigen Sucher schon sehr bald von Kameras mit elektronischem Sucher verdrängt werden. Letztere sind in letzter Zeit beeindruckend gut geworden.
Viele Grüsse und alles Gute!
Hallo erstmal,
bin vor zwei Monaten auf die 7D umgestiegen. Es ist zu der Kamera schon fast alles gesagt. Ich wollte nur noch die Meinung zum Sucher und den 19 Kreuzsensoren verstärken!
Ich hatte zuerst eine analoge Pentax, dann die 350D und jetzt die 7D. Die Qualität mit den 19 Kreuzsensoren ist dufte! Mit meiner 350D musste ich mehr Zeit verbringen um manuell zu fokussieren. Es soll aber nicht heissen dass ich es nicht mehr praktiziere, aber wenn es schnell gehen soll, dann hat diese Kamera einen deutlichen Vorteil anderen gegenüber. Für Leute die die 7D als Vollformat haben wollen, wird bald (es wird gemunkelt) eine 3D rauskommen die die gleichen Funktionen hat.
Ich bin mit der 7D voll zufrieden!
Viele Grüße
Christoph
S.g. Hr. Meili,
da ich gerade durch Netz surfe, mir einige Kommentare zur 7d suche, weil ich sie mir ev. zuelgen möchte, stosse ich auf Ihren Artikel. Zum Artikel kann ich nichts negatives sage, ABER: wenn ich mir Ihre Bilder ansehe, so frage ich mich, ob die hier veröffentlichten „Muster“-Aufnahmen Ihren Artikel bestätigen oder widersprechen sollen. Diese Bilder wären für mich ein Grund die Kamera NIE zu kaufen. – Sorry
@blues Ich bin Text-Journalist und nicht Fotograf, die Kamera hatte ich einen Abend, da sie noch nicht im Verkauf war. Ich würde sie kaufen im Hinblick auf die hervorragenden Objektive. Zudem ist sie sehr preisgünstig geworden.
Auf dem Internet kann man ja auch keine Referenz-Bilder darstellen, das überlassen wir den Labors mit der Möglichkeit zum Download.
http://www.dpreview.com/reviews/canoneos7d/
Wenn Sie mit der Ergonomie (Menus) zurecht kommen und langfristig in die Objektive von Canon investieren werden, sollten sie die Kamera kaufen (ohne Gewähr, persönliches Urteil). Am Schluss zählt das Bild, und den „Königsweg“ gibt es nicht.
Dass ich damit schlechte Bilder gemacht habe, sagt nichts über die Qualitäten dieser Kamera aus.