Pressespiegel zum Wochenende vom 6./7. Februar 2010
Die mit Spannung erwartete SportWoche liegt nun in ihrer ersten Ausgabe vor. Sie überzeugt, auch wenn sich versteht, dass Aufhänger wie das Comeback von Michael Schuhmacher oder ein Special zu Alinghi nicht in jeder Woche am Zeitschriftenstand zum Kauf verleiten können.
Die SportWoche ist eindeutig ein Magazin und keine Zeitungsbeilage, wie SonntagsBlick Sport. Ähnlichkeiten sind vorhanden und nicht zufällig, da zwei frühere Sportchefs der einzigen Boulevardzeitung der Schweiz mit der SportWoche eine neue Herausforderung gesucht haben. Legt man an diesem Wochenende beide Publikationen auf den Tisch, so kommt man auf die Idee, dass die Herausgeber und Gestalter der SportWoche all das realisiert haben, was ihnen beim Blick versagt blieb: Ansprecendes Layout, fundierte Beiträge und sorgfältig ausgewählte und kompetent zugeschnittene Fotografien.
Für die Sportfotografie, Stiefkind in der Schweizer Presselandschaft, entsteht ein neuer Markt. Dank der hohen Druckqualität sind technisch perfekte Bilder gefragt. Didier Cuche in Wengen, aufgenommen von Urs Bucher, hätte man gerne ganzseitig gesehen. Doch einige Seiten weiter wird die Publikation Top Shots mit den besten Aufnahmen des Schweizer Sports aus dem vergangenen Jahr angepriesen.
Für Nicht-Sportler bietet die SportWoche viel. Wer wusste, dass Indoor-Rudern derart begeistern kann? Valeriano Di Domenico hat Christina Surer mit SpoWo-Reporterin Gina Kern (an das Kürzel „SpoWo“ muss man sich gewöhnen) und Hund Rooky beim Joggen im Schnee aufgenommen. Von People bis zum Fernsehen und einer Member Card mit Events: Die SportWoche bietet wirklich alles an, was man sich an der Dufourstrasse oft ausgedacht, doch nie umgesetzt hat.
Licht und Schatten: Der Inlanddienst der Nachrichtenagentur DDP wurde gegen eine nicht kommunizierte Ablösesumme der Schweizerischen Depeschenagentur (SDA) auf einen Schlag liquidiert. Die DDP ist zufrieden, weil sie ihre defizitäre Tochter in Bern los wird, die SDA, weil sie sich damit ein Monopol erkauft hat.
Die Berichterstattung über diesen für die Schweiz einmaligen Fall einer Monopolbildung in der Tagespresse ist dürftig, denn welcher Journalist lehnt sich zur Zeit aus dem Fenster, wenn es den eigenen Verlag betrifft? Die stets auf Meinungsvielfalt pochenden Schweizer Verleger stehen letztlich hinter der staatssubventionierten SDA.
Doch der Deal dürfte ein juristisches Nachspiel haben. Wie der Tages-Anzeiger (6.2.2010, Seite 5) berichtet, prüft das Berner Amt für Wrtschaft und Arbeit (Beco), ob der Abbau von 16 Festangestellten, 4 Korrespondenten und 1 Putzmann nicht doch eine „Massenentlassung“ gemäss Gesetz ist. Die Grenze liegt bei 20 Mitarbeitern. Diese wäre meldepflichtig.
Update (10.2.): Gemäss persönlich.ch schliesst die SDA nun definitiv drei Aussenstellen. Was in der Meldung als „sozialverträglich“ erscheint, ist eine wesentliche Ausdünnung der Presselandschaft durch den Verlust von über viee Jahre besten vernetzte und engagierte Kolleginnen und Kollegen.
Wolfgang Zehrt von der DDP hat angekündigt, dass man eine „einvernehmliche Lösung“ will. Sie hätte bei kommenden Verfahren für als „Externe“ oder als freiberuflich angestellten Mitabeiter, wie Pressefotografen fatale Folgen. Wiederum erweisen sich die Mediengewerkschaften in der Schweiz als zahnlos, ausser es betrifft ihre eigenen Funktionär/innen. Die Comedia begnügt sich mit dem Hinweis, dass sie bei der kürzlich in die Wege geleiteten Stellenreduktion um 10 Prozent der SDA einen Sozialplan erwirkt habe.
DAS MAGAZIN an diesem Wochenende nicht viel. Man setzt auf Einzelbilder, wie die „photoverschöppelte“ Aufnahme von Christian Grund eines „Finanzmenschen“. Preisverdächtig ist sie nicht. Und Hausfotograf Walter Pfeiffer blättert in seinem Archiv und kommt vermutlich täglich an der Werdstrasse vorbei.
Mangels People konzentriert sich der SonntagsBlick auf den Frauentag im Bundeshaus. Der Beitrag wirkt unfreiwillg komisch und peinlich, wie die starren Bilder der Vernissage der Ausstellung über Henri Rousseau im Museum Beyeler. Die Eingeladenen wirken wie plastiniert. Als Fotograf trägt Karl-Heinz Hug keine Schuld. Sie gaben sich wirklich so.
Sonntag.CH ist nicht wählerisch, wenn es um Fotoaufträge geht. Das Star-Interview mit Vitali Klitschko hat Norbert Weidemann frei Haus geliefert. Beim montierten Bild mit dem Berner Stadtpräsidenten Alexander Tschäppet wurde die Autorschaft gnädig verschwiegen.
Silke Adam wird Nachfolgerin von Roger Blum in der wohl bedeutendsten Funktion in Kommunikationswissenschaft in der Schweiz und Institutsleiterin an der Universität Bern. Eine Stilikone ist die 33-jährige nicht, und wird sich daher in Bern unproblematisch naturalisieren. Die NZZ kenne sie „natürlich“, wie Silke Adam im Interview mit Sonntag.ch erwähnt. Gefunden hat sie die Stelle über das Internet, und mit visuellen Medien dürfte sie nicht viel am Hut haben. Doch hierzu wurde sie auch nicht befragt.
Für einen Einkaufsbummel könnte sich Silke Adam mit Fiona Hefti nach St. Moritz begeben. Hefti zeigt in der NZZ am Sonntag, was Frauen um die Dreissig tragen sollen. Raphaela Pichler hat sie auf einer Kellertreppe porträtiert, ganzseitig!
Béatrice Bigler, genannt „Bibi“, ist Parfümeurin, Sensorikerin für Düfte. Nach mehrjähriger Tätigkeit in einem internationalen Unternehmen zog sie sich für einen Sommer auf die Alp Sarsura in den Bündner Bergen zurück. Dort fing sie Düfte ein und fotografierte Duftspender, wie Pflanzen und Insekten. Was sie erforscht und erfahren hat, zeigt sie in Bildern und Düften in der Mediothek in Grüningen/ZH bis zum 31. Mai.
Im Interview mit dem Zürcher Oberländer/Landzeitung betont Bigler, dass bei der Überflutung mit Bildern ganz andere Sinne entwickelt werden müssten. Dass „Bibi“ mit all ihren Sinnen auch hervorragend fotografiert, sei nur am Rande erwähnt.
Hallo Redaktion, es haben sich zwei kleine Fehler eingeschlichen: ich heisse „Bibi“ nicht „Bigi“ und die Ausstellung Foto&Duft in der Mediothek Grüningen ist bis zum 31. Mai 2010 zu sehen.
Besten Dank und dufte Grüsse
Bibi Bigler
Danke „Bibi“, habe es soeben korrigiert, – wir freuen uns auf einen Hinweis auf das Buch über die Alp Sarsura, wenn es erscheint.
Mit besten Grüssen
David Meili