David Meili, 11. Februar 2010, 07:36 Uhr

Das Fotojahr 2009: Ausgelegt am Preview Day der ewz.selection

Die eisige Kälte dürfte am Eröffnungsabend des Preview Day der ewz.selection einige Fotointeressierte davon abgehalten haben, sich einen Überblick über die mehr als 3 000 Fotografien des Jahrgangs 2009 im Unterwerk Selnau in Zürich zu verschaffen. Bis heute Abend um 21 Uhr ist die Vorschau für den Swiss Photo Award noch öffentlich zugänglich.

Doch wie kämpft man sich als Besucher durch die Flut der Bilder von 500 Fotograf/innen? Eine erste Selektion fällt leicht. Im Bereich der Redaktionellen Fotografie findet man jene Arbeiten, die man als aufmerksamer Leser der Wochen- und Sonntagspresse bereits kennt. Durch Sparmassnahmen und Leistungsabbau bei den Printmedien könnten es weniger sein als im Vorjahr, da auch weniger Aufträge, insbesondere an freiberufliche Fotografen erteilt wurden. Führend vertreten als Verleger dürfte das Haus Ringier sein. Das Magazin zum SonntagBlick hat sich in Sachen redaktionelle Fotografie zu einer ernsthaften Konkurrenz zu DAS MAGAZIN entwickelt.

Während im stark international orientierten Bereich Werbung alte Bekannte auftauchen, ist der Übergang zwischen Fine Arts und Free kaum sichtbar. In beiden Kategorien fällt das Niveau nac einigen Highlights rasch ab. Viele Fotograf/innen wären besser beraten gewesen, ihre Erzeugnisse vorerst im Kreis von Familie und Freunden zu präsentieren.

Es erstaunt, dass Themen, die international en Vogue sind, in Zürich kaum eingereicht werden. So ist die Natur- und Unterwasserfotografie schwach vertreten. Hochzeitsfotografie entdeckt man ebenso wenig wie Industriefotografie, ausgenommen Reportagen von Baustellen, dem Thema des vergangenen Sommers in der Stadt Zürich. Portfolios mit Kindern wurden kaum eingereicht.

Verbesserungsfähig wäre bei vielen Einsendungen das Finishing. Offensichtlich begnügen sich die meisten Bewerber mit hausgemachten Inkjet-Prints. Es ist schade für ein an sich interessantes Portfolio, wenn statt Schattenwurf nur matschige Flächen erkennbar sind. Ob die Jury auch diesen Aspekt bewerten wird, bleibt offen.
Korrektur: Die Portfolios wurden für Preview und Jurierung online übermittelt und vom Veranstalter unter gleichen Bedingungen ausgedruckt. (11.2, vgl. nachfolgende Diskussion in den Kommentaren)

Die Stärke des Preview Day darin, einen unvorhereingenommenen Überblick über die aktuelle Fotografie zu gewinnen. Diese Erwartung wird in vollem Umfang erfüllt. Und man entdeckt viel Neues und Interessantes, wenn man sich dazu die Zeit nimmt. Zudem kommt man rasch mit engagierten jungen Fotografen ins Gespräch, die aus ihrer Szene heraus die Bilder beurteilen.

Am heutigen Donnerstag stellt Light+Byte als Weltpremiere die neue Hasselblad H4D-40 vor. Eine erfreuliche Überraschung wartet auf Besucher/innen, die sich für Analog- und Hybridfotografie interessieren. Aus Stuttgart sind zwei Fachpersonen von Kodak angereist, die nach einem Unterbruch die Präsenz des Unternehmens in der professionellen Fotoszene markieren. Und wenn man höflich danach fragt, erhält man den legendären „Kodak Taschenführer“ und Kontakte für die oft nicht einfache Beschaffung der Filmspezialitäten.

ewz.selection Preview Day. Donnerstag, 11. Februar 2010, bis 21 Uhr.
Die Jurierung am Freitag ist nicht öffentlich. Sie kann jedoch dieses Jahr erstmals über Facebook und Twitter teilweise mitverfolgt werden.

9 Kommentare zu “Das Fotojahr 2009: Ausgelegt am Preview Day der ewz.selection”

  1. Zum ersten es ist Toll das trotz aller im geheimen abgelaufenen vorkommnisse über die Zukunft der Selection dieses Jahr wieder statt findet Romano Zerbini und der vfg haben dieses Jahr viel Arbeit und Herzblut in die Weiterführung gesteckt. der Auskauf der Geschäftsanteile von J.Bischler und L.Degona waren ein wichtiger und guter Schritt.

    Ein Grund das weniger redaktionelle Arbeiten eingereicht werden ist eher die allgemeine Meinung der Fotografen „sich nicht mehr einem Wettbewerb stellen zu wollen“. Der Markt alleine sei Wettbewerb genug, und unter vorgehaltener Hand reden eine ganze Reihe von Fotografen davon trotz aller Erfahrung und Leistungsnachweis für die Schweizer Fotografie sich nicht von Walter Keller bewerten zu lassen sicher auch ein Grund ist.

    Interessant was du über das Finishing berichtest. Wurden die Bilder wieder über den Drucksponsor erstellt? Die Standardisierung via dem Drucksponsor führt zum Verlust der Qualität vor allem in den Details. ich bin nicht der Meinung das die Jury dem Rechnung tragen kann. hier wäre eine deutliche Kritik angebracht… ein grund warum nicht wenige nicht mehr ihre werke zur jurierung einreichen. (u.a. ich selbst) Die wahren Meister behalten sich das Recht vor über Inhalt, Tonalität, Papier und Druckqualität selbst zu entscheiden.

    übrigens Fine Art und Free unterscheidet sich damit das für die Fine Art das Werk bereits einmal publiziert oder ausgestellt werden sein muss. in der Kategorie Free kann man alles zeigen „ohne Rücksicht auf Verluste :-)“

  2. @Peter Vielen Dank für Deinen Beitrag, den ich sehr schätze.
    Natürlich haben einige Profis ihre Portfolios aus unterschiedlichen Gründen nicht eingereicht. Nur hat sich auch die Presselandschaft sehr verdünnt. Noch sind es nach meiner Schätzung kaum mehr als ein Dutzend Magazine und Beilagen, die Reportagen publizieren oder gar Aufträge erteilen.
    Die Förderung der Reportagefotografie (um nur diesen Bereich anzusprechen) wäre Teil einer umfassenden Förderung der einheimischen Medien. Hier sollten sich auch die Berufsverbände stark machen.

  3. @david: ich hoffe heute noch nach zurich zu gehen… bis ahnin waren „selbstverarbeitete“ bilder Tabu, als ich letztes Jahr meine Bilder sah, legte ich offiziell protest ein. erst mit der Drohung meine arbeit vom wettbewerb zurückzuziehen erhielt ich die erlaubnis die bilder auszutauschen ,jedoch in 12 stunden hochwertige prints zu organisieren ist ein eher unmögliches ding. so musste ich in den saueren apfel beissen. obwohl meine art der fotografie alles andere als Jury-konform ist. ein weiserer grund warum es ev. zu einseitigen themen kommt…

  4. @Peter Ich habe die Teilnahmebedingungen nochmals durchgelesen, und tatsächlich werden die eingesandten Beiträge alle vom Veranstalter geprintet. Sorry, war in dieser Sache nicht absichtlich naiv.
    Vor zwei Wochen im Fotomuseum Winterthur fand ich es überzeugend, dass das Präsentationsmedium völlig offen war. Es gab Teilnehmer, die „nur“ mit einem Laptop nach Winterthur gereist sind und ihr Portfolio über den Beamer präsentierten. Dass der Fotograf den Workflow entweder allein oder im Team (mit einem Finisher) bis zum Endresultat kontrolliert, ist für mich selbstverständlich.
    An der Buchmesse in Frankfurt war es selbstverständlich, dass Fotobildbände und Projekte in Preview auf dem Monitor als pdf präsentiert wurden.

  5. Ich war gestern an der Preview und habe mir ausgiebig Zeit genommen die eingereichten Arbeiten genau zu betrachten. Nun, die echten Talente scheinen die Selection dieses Jahr zu meiden. Für mich ist die aktuelle Ausgabe eine der schlechtesten überhaupt. Man war sich ja bislang gewohnt, dass zB in der Kategorie Free viel „pictorial Shit“ eingereicht wird um mal einen ehemaligen Juror zu zitieren. Und auch die Unverfrorenheit gewisser Fotografen, ihre Stilübungen als „Fine Art“ zu klassifizieren ist hinlänglich bekannt. Dass aber das Seichte, Langweilige und Undurchdachte bzw. die schlecht redigierten Bildserien auch die redaktionelle Fotografie erfasst haben, stellt einen weiteren Tiefpunkt in der Historie der Selection dar. Und unter ferner liefen: die Werbefotografie. Was für eine bescheidene Vorstellung eines Branchenzweigs, der auch in Zeiten der Krise vergleichsweise finanziell recht gut dotiert ist!

    Aber da geht man im Nachgang der Preview Visite auf die Homepage der Selection, und es ist die Rede von Teilnehmerrekord. Teilnehmerekord? Ich habe eher den Eindruck, dass das Potenzial an möglichen Teilnehmern seit Jahren abgeschöpft ist. Ausser ein paar wenigen Nachwuchstalenten, die die inoffizielle Karriereleiter durchgemacht haben – Diplomausstellung an der FH, Photo in der Maag-Halle, Nachwuchsförderpreis, Bieler Fototage bzw. plat(t)form – und nun ihr Glück beim Flaggschiff aller Schweizer Fotoveranstaltungen versuchen, sind es ja immer die selben Fotografen, die ihre Arbeiten an der Selection einreichen. Lustig ist ja die Geschichte von Noë Flum über das Ehepaar Canepa – „schön“ sind auch nach wie vor die Bilder von Ferit Kuyas. Und wer den Kennerblick hat erkennt, dass Philipp Schärer immer noch an seinem Durchbruch mit seinen am Computer gerenderten Fake-Architekturbildern arbeitet. Aber bitte, das haben wir alles schon gesehen; alles ist so langweilig und abgestanden wie alter Quark!

    Die Überraschung wird wohl ausbleiben. Auch wenn einige Arbeiten Potenzial haben, so sind sie einfach nicht genügend ausgereift. Gewisse Versuche mit sexistisch angehauchten Fotografien, die an den Erfolg der latexverpackten Frauen von Tomas Houda anknüpfen sollen – der sich auch sonst auffällig gerne dem Thema Pornografie widmet –, sind leider zu verdächtig. Verdächtig ist auch die mögliche Intention der FotografInnen: Ist es ein ernsthafter Versuch, sich mit der sexuellen Ästhetik der heutigen Zeit auseinanderzusetzen – oder ist es einfach nur Geilheit? Noch schlimmer sind da nur noch die tränenrührigen Bordellreportagen, die alte Täter/Opfer Klischees bedienen: der böse Mann und die arme Frau, die sich in schummrigen Abstiegen verdingt. Doch dann, eine Reportage über US-Soldaten im Irak: grausige Bilder, auf denen man abgetrennte Glieder sieht. Beeindruckend – doch ist die Serie in sich nicht stimmig. Und was bitte, hat diese Arbeit unter „Fine Arts“ verloren?

    Dieser Eindruck, also in sich nicht stimmige Serien, falsche Kategorie etc., zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Ausstellung. Und ich frage mich, ob die Organisatoren der Veranstaltung hier nicht einmal gedenken, den Hebel anzusetzen. Oder läuft es einfach zu gut? Man rechne: Die Teilnahme an der Selection kostet pro eingereichter Arbeit 100 Fr., gar 150 Fr. werden fällig, wenn man in der Kategorie Free einreicht. Für Mitglieder des vfg ist die erste Arbeit gratis und wird vom Verein zuhanden des Organisators abgegolten. Womit dann schon einmal die Frage aufkommt, ob dieser Anlass wirklich repräsentativ ist für die Schweizer Fotografie, oder ob es sich bei der Selection nicht um einen quasi verbandsinternen Wettbewerb handelt, der aber sonst allen Leuten mit der Bereitschaft, das Portemonnaie zu zücken, offensteht.

    Man blicke auf die Sponsorenliste, die grosszügige finanzielle wie materielle Unterstützung nahelegt. Nochmal 60000 Fr. kommen durch die recht hoch angesetzten Einschreibegebühren hinzu. So wird auch klar, weshalb es keine Limitierung bei der maximal eingereichten Anzahl Arbeiten gibt. Jeder kann mitmachen, wenn er zahlen kann – die Selection ist eine Lotto und an Lotterien verdienen hauptsächlich die wettbüros am besten. Nicht zu vergessen sind die happigen Eintrittskosten an die Preview Days und an die anderen Veranstaltungen wie Opening Night, Sofagespräche, Portfolioschau etc. Also: Was will die Selection eigentlich sein? Ich meine das nicht böse, aber diese Frage muss mal geklärt werden!

    Vor ein paar Jahren war die Selection noch anders. Nicht nur war die Einschreibung gratis bzw. kostete sie in der Kategorie Free gerade mal 20 Fr., auch mussten die Fotografen eigene Prints bzw. Abzüge einreichen und hatten je nach Können einen Vorteil oder einen Nachteil bei der Jurierung. Heute wird das Printing durch einen Sponsor der Veranstaltung übernommen, und der haut mit den Farben sehr oft daneben. Sehr viele Bilder deren Aussage entscheidend durch die flache Gradation geprägt wird, werden in übersättigten „Bonbonfarben“ zurückgegeben. Man kriegt nicht den Eindruck als sei da ein Profi am Werk, sondern eher, als wäre jemand mit all den Daten zur nächsten Drogerie oder Supermarkt und hätte die Bilder dort aus dem Kodakautomaten rausgelassen. Unschärfen und Schatten wirken bisweilen matschig, das hat der Autor richtig bemerkt, und das Ferienfoto Hochglanzpapier ist die Krönung. Macht sich auch gut, angesichts der Lichtverhältnisse in der grossen Halle.

    Andersrum muss auch erwähnt werden, dass sich die Selection vermehrt zur interessierten Öffentlichkeit hin geöffnet hat. Gerade die Tatsache, dass die Preview Days offen zugänglich sind, ist den Organisatoren hoch anzurechnen. Allerdings muss auch gesagt sein, dass solche Entwicklungen auch nur zustande kamen, weil es in Zürich um den Jahreswechsel herum die Photo gibt. Die wird zwar von einem professionellen Publikum bislang eher verschmäht – aus zum Teil nachvollziehbaren aber grösstenteils durch weniger nachvollziehbare Argumente -, aber dafür ist diese Plattform bei der interessierten Öffentlichkeit, die von Bildschaffenden gerne als Krethi-Plethi Gesellschaft angesehen wird, umso beliebter.

  6. @ Jonny. sehr lesenswerte kritik.

    habe den preview gesehen ich habe mir im ersten durchgang 30min zeit gegeben (intensives betrachten würde nur zur ablenkung von unwesentlichem führen) alle arbeiten zu sichten, normalerweise würde ich in einem 2 durchgang einzelne arbeiten genauersichten, das war aber unnötig das ich die meisten arbeiten bereits kannte.
    ja diese kriegsarbeit ist mir auch aufgefallen ich ich gebe ‚Jonny‘ recht irgendwas ist nicht koscher an dieser arbeit. auch die ü18 sektion versuch zwanghaft erotisch zu sein, und ja ich fand einige arbeiten die höchst visionär waren aber durch die drucktechnische sauce verschmiert wurden. ich habe meine 5 favoriten. apropos lottospielen mal schauen ob sie in die endauswahl kommen… gaube nicht, den visionäres hat selten eine chance in einem wettbewerb…

  7. Sehr geehrter Herr Jonny

    Das war aber ein ziemlicher Hieb in die Magengegend. Es tut mir leid, wenn ich Sie mit meinen Arbeiten erzürnt habe. Doch zu ihrer Beruhigung: Ich habe diesmal keine Computerarbeit eingegeben. Auch zähle ich mich nicht als Fotograf und kann ihr Missfallen über manche Computerarbeiten sicher auch teilen – aber, dass ich nun mit meinem Tun hinhalten muss, finde ich nicht fair. Habe ich Ihnen was angetan?

    Dass ich vorletztes Jahr den DU-Preis (Kategorie Free) gewonnen habe, hat sicher Kontroversen ausgelöst, die ich auch nachvollziehen kann. Doch macht es auch bewusst, dass die Frage wo „Fotografie“ heute anfängt und wo sie aufhört, auch für Eingeweihte nicht immer einfach zu beantworten ist. Gibt es dann heute noch publizierte Bilder, die nicht per Computer retuschiert, manipuliert, zusammengestellt oder sogar Teile davon rein gerechnet wurden? Oder dass manch erkennbare und immer wiederkehrende Bildsprache Fotografen oft Resultat digitaler Nachbearbeitung ist – auch manchmal von externen Nachbearbeitern, die zu meinem Bedauern oft auch still geschwiegen werden – auch hier wieder zu Ihrer Beruhigung, ich bin kein Auftrags-Nachbearbeiter, der sich hier klangheimlich Credits erwerben möchte.

    Ich denke einfach die strikte Unterscheidung zwischen Fotografie- und Computerarbeit ist heute schwierig geworden. Die pauschale und strikte Unterscheidung zwischen Foto- und Computerarbeit daher vielleicht unangebracht. Es gibt wahrlich gute und schlechte Bildarbeiten – da gebe ich Ihnen recht. Doch muss man dies einzig und allein vom Erzeugermedium abhängig machen? Ich sehe je länger mehr ganz spannende Computerarbeiten – habe auf diesem Gebiet auch während meiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur für CAAD/ETH recherchiert. Ich würde Ihnen sehr gerne Beispiele zeigen. Um Gottes Willen – nicht um Sie „bekehren“ zu wollen, sondern einfach ihre Meinung darüber zu erfahren und um einen teifgreifenderen Austausch zu entfachen.

    Ich möchte es aber mit einem Menschen zu tun zu haben und fühle ein Unbehagen mit einem Pseudonym zu sprechen. Sie müssen sich wahrlich nicht hinter ihren Aussagen verstecken. Also – kontaktieren Sie mich? Das hätte Format – im Sinne der Sache. Ich würde mich freuen.

    Herzlich
    Philipp Schaerer

  8. @Johnny Danke für den Beitrag – fotointern.ch begrüsst die Auseinandersetzung und Kritik. Wir erwünschen uns aber, dass diese korrekt stattfindet und, dass ein voller Name, genau so wie die Person, dahinter steht. Darum bitten wir auch um diesen im Kommentar-Formular. In Zukunft sehen wir uns gezwungen entsprechende Namen-lose Kommentare zu löschen.

  9. Lieber Herr Schärer

    Danke für Ihre Replik, diese Reaktion habe ich so nicht erwartet. Im Nachhinein war es vielleicht etwas ungeschickt im Eifer des Gefechts Namen bestimmter Fotografen und Bildkünstler zu erwähnen und so den Anschein zu erwecken sie seien Zielscheibe um eine Verärgerung abzuleiten. Verärgert bin ich nicht, aber kritisch will ich wohl sein und polemisch bin nun auch noch, sorry! Der eigentliche Sinn meines betreffenden Satzes war ja eher die in meinen Augen beachtenswerten Arbeiten von bekannteren und auch langjährigen Teilnehmer hervorzuheben, aber auch anzudeuten dass sich eine Selection nicht nur auf diese „Zugpferde“ abstützen kann und dass das mehrheitlich fachkundige Publikum vielleicht auch mal wieder was Neues und Unerwartetes wünscht.

    Eine Selection ist aber nur so gut wie die eingereichten Arbeiten. Von „institutionalisierten“ Bildschaffenden radikal neue Ansätze zu erwarten geht vielleicht etwas zu weit. Aber es wäre an den Organisatoren, durch geeignete Mittel wie z.B. Beschränkung der maximal einzureichenden Arbeiten das Quaitätsniveau insgesamt zu erhöhen. Denn es ist nunmal ein Fakt, dass sich die Teilnehmer mehr Gedanken um die Auswahl ihrer Bilder machen, wenn sie nur mit einer einzigen Arbeit antreten dürfen. Das ist übrigens eine Kritik die ich indirekt bzw abgewandelt auch an die Veranstalter der Photo richte, weil dort gerade die etablierten Fotografen den Ausstellkubus eher als Werbefläche deuten und „nur“ Bilder aus dem Standardportfolio präsentieren. Das ist schade. Hier aber schweife ich ab und schreibe über Dinge die Sie nicht betreffen.

    In Ihrem Fall tut es mir Leid, wenn ich eine in der Kategorie Free aufgelegte Arbeit ihrer Urheberschaft zugeordnet habe. Es handelt sich um Frontalansichten von Heuschobern in einer Winterlandschaft, die bei genauer Betrachtung keine echten Abbilder sein können. Ich habe mich schon früher – also im Nachgang an die Selection im Jahre 2008 – aus Interesse zu diesem Thema schlau gemacht und bin in einschlägigen Architekturpublikationen und kunsttheoretischen Aufsätze auf interessante Beiträge gestossen, die mir einerseits mehr Einblick gegeben haben und andrerseits auch zu erkennen gegeben haben, dass da verscheidene Architekten, Wissenschaftler und Künstler ihren Beitrag mit der ihnen am ehesten zusprechenden Ausdrucksform zur Diskussion leisten.

    Bei der angesprochenen Arbeit wird es sich, wenn sich tatsächlich bestätigen sollte dass es sich um Renderings handelt, wohl um eine Imitation handeln. Dann stellt sich meines Erachtens nach die Frage nach der Intention: springt hier jemand auf einen Zug auf weil es grade ziemlich „in“ ist, oder steckt da ein ernsthafter Reflexionsversuch dahinter? Sie haben aus meiner Sicht den Nerv voll getroffen vor zwei Jahren und die Jury hat Ihre Arbeit zu recht in die Auswahl genommen und mit dem Kategorienpreis ausgezeichnet. Aus dieser Sicht kommt meine Anmerkung mit der Arbeit am „Durchbruch“ wahrlich etwas unverschämt daher – die Auszeichnung aber auch die Publikationen u.a. im Du spricht ja gerade das Gegenteil.

    Ich hoffe mit diesen Anmerkungen einiges wieder ins Lot gebracht haben zu können, trete auch gerne bei Gelegenheit höchstpersönlich mit Ihnen in Kontakt z.B. an der Opening Night der Selection.

    Mit besten Grüssen

    Jonathan Schuhmacher

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