Pressespiegel zum Wochenende vom 20./21. Februar 2010
Für die meisten Presse- und Auftragsfotografen dürfte das Jahr 2010 schlecht begonnen haben. Viele Kunden halten ihre Budgets zurück, und die Presseerzeugnisse werden mit Stehsatz und Agenturbildern aufgefüllt. Doch der Horizont hellt sich auf. Ist es Abendröte, Morgengrauen oder gar ein neuer Tag? Ist das Glas halbvoll oder halbleer?
Die Sonntagspresse zeigt an diesem Wochenende fotografisch wenige Highlights. Schön sind die Bilder in DAS MAGAZIN aus der Märchenstadt Saana von Nathan Beck zum Beitrag von Eugen Sorg. Die Bilder sind eine Zweitverwertung aus der Arbeit „Unbesiegbar“, was im Nachweis auch korrekt angegeben wird. In der Rubrik „Ein Tag im Leben“ stösst man auf ein Porträt der Concierge Christina Bally, das Vera Hartmann beisteuert. Bally?
Aus dem Beitrag geht hervor, dass Christina als Tochter des legendärsten Hoteldirektoren-Paars des ausgehenden Zwanzigsten Jahrhunderts in der Schweiz, Junia und Peter Bally, im Park Hotel Vitznau aufgewachsen ist. Das Leben der Eltern im vermutlich diskretesten Luxushotel der Schweiz hätte eine Nummer in DAS MAGAZIN füllen können.
Mit einem anderen glamourösen Paar und zugleich mit seinem früheren Arbeitgeber muss in sonntag.ch Kurt-Emil Merki abrechnen. Im Beitrag über die Trennung zwischen Shawne Borer-Fielding und Thomas Borer werden nicht nur fast alle Register des Textjournalismus gezogen, es wird auch mit Agenturbildern geklotzt.
(Bildnachweis: Mittelland-Zeitung)
Nur kommt Merki etwas spät. Bereits zu Beginn der Woche hatte sich Thomas Widmer im Tages-Anzeiger wesentlich fundierter über das Ende der Glamour-Beziehung geäussert. Auch der SonntagsBlick lässt sich das Thema nicht entgehen. Auf einem über Facebook recherchierten und aus der Datenbank von tilllate.com billig illustrierten Beitrag auf Seiten 36/37 erfährt man, dass sich Shawne Fiedling nun mit Fondue tröste. Auch wenn Shawne ihre Facebook-Site mittlerweile gelöscht hat: Please come back. Du hast so etwas wie Glamour in unsere armselige People-Szene gebracht.
Doch nun ist Frühling. Z DIE SCHÖNEN SEITEN als Beilage der NZZ am Sonntag ist geschmackvoll illustriert. Jeron van Rooijen, der als Fachmann für Mode in der Jury der ewz.selection mitwirkt, hat mit seinem Team ein ansprechendes und unterhaltendes Hefts gestaltet. Bereits das Titelbild von Hanspeter Schneider weckt Frühlingsgefühle (mit einem wettbewerbsverdächtigen Shooting ab Seite 30). Warnung: Sucht man die aktuelle Ausgabe auf dem Internet, findet man an diesem Vormittag nur das Heft vom Vorjahr.
Unser Favorit ist das Hundporträt zu einem Beitrag über Kneifer als Alternative zu Brillen von Lukas Wassmann. Die Zürcher Fotoszene blüht auf, sobald sie sich von der lokalen Mode und ihrem Mief emanzipiert.
Im SonntagsBlick magazin publiziert Peter Hossli einen Beitrag über den Berner Arzt Philip Hebel, der auf Haiti in einem Zelt amputiert hat und auch auf SF DRS im Gespräch war. Hossli geht einen Schritt weiter und berichtet über die Darstellung der Katastrophenmedizin vor allem in der amerikanischen Presse. Lesenswert.
Auch die Kreativen schöpfen oft aus dem „Stehsatz“. Die besten Inspirationen bieten Berichte auf persoenlich.ch über Kampagnen, die mit viel Fleiss, Schweiss und auf eigene Kosten soweit ausgearbeitet wurden, dass der Kunde nur noch auf „go“ oder „no go“ zu drücken hatte, und sich nicht für sie entschied. Die Verschmähten waren oft besser als die letztlich Akzeptierten.
Legendär ist der im Beitrag nicht erwähnte Pitch für einen Hygieneartikel, dessen Name vertraulich war und durch ein Fantasieprodukt bis zur Produktionsstufe ersetzt wurde. Durch eine fatale Verwechslung kam das imaginäre Pitchprodukt in die Channels und wurde massiv beworben. Erschütternd für die Markting-Leute: Kein einziger Konsument hatte im Supermarkt danach gefragt.