Die März-Ausgabe der Kulturzeitschrift ist Mexiko gewidmet, ein Land voller Überraschungen, das auf eine zweihundertjährige neuzeitliche Tradition zurückschauen kann. Dabei kommt auch die Fotografie nicht zu kurz. Insgesamt zeigt das Heft viele interessante Artikel, die hervorragend fotografisch illustriert sind.
Das Jubiläum Mexikos bezieht sich eigentlich genau genommen auf die zweihundertjährige Unabhängigkeit sowie auf hundert Jahre nach der Revolution. Weshalb nur wenige Mexikaner den Festivitäten wirklich folgen, beschreibt Kirsten Einfeldt in ihrem Einleitungsartikel «Feiern ohne Boden» und gibt damit ein klares Bild über die Stimmung unter den Mexikanern.
Einen Einblick in die Antike Mexikos gibt der Artikel «Teotihuacán, Hauptstadt der Götter», jene Supermetropole die überreich an Ausgabungen von einmaligen Kulturobjekten war. Diese sind auch fotografisch gut dokumentiert – oder sie können im Museum Rietberg in einer Wanderausstellung im Original besichtigt werden.
Einen spannenden Einblick in den Drogenalltag von Mexiko gibt der Artikel «Gemetzel ohne Ende» von Sandro Benini, der als Lateinamerikakorrespondent des «Tages-Anzeiger» in Mexiko lebt und die dubiosen Verhältnisse des herrschenden Drogenkrieges hervorragend recherchiert und fotografisch dokumentiert hat.
Die Porträts von Graciela Iturbide, der bekanntesten Fotografin Lateinamerikas, werden von einem sehr lesenswerten Interview von Daniele Muscionico begleitet. Graciela Iturbide führt uns das Mexiko der letzten vierzig Jahre vor Augen und erzählt im Interview wissenswerte Einzelheiten über die Mexikaner und ihre Lebensweise, Sitten und Gebräuche. Die Bilder von Graciela Iturbide zeigt uns die Mexikaner stilvoll aus einem neuen Blickwinkel. Sie machen Appetit darauf, in Europa mehr davon zu sehen …
Die weiteren Beiträge des Heftes runden einen neuen und realistischen Eindruck über Mexiko, seine Kultur, seine Politik, seine Bevölkerung und seine Probleme ab. Dazu gehört auch der Artikel «Revolution in 35 mm», der einen textlichen und fotografischen Einblick in das aktuelle mexikanische Filmschaffen gibt. Diesbezüglich ist Mexiko im Aufwind und gewinnt auch internationale Anerkennung, zum Beispiel mit Aleandro Gozáles Iñárritu mit dem Episodenfilm «Babel» (2006), Guillermo del Toro mit «Hellboy» oder Alfonso Cuarón mit «Harry Potter – The Pionier of Ankaban» (2004) und «Children of Man» (2006), die auch in Europa bekannt sind.
Der zweite Teil des Heftes unter dem Titel «Horizonte» bringt uns die Fotografien von Mikhael Subotzky und Patrick Waterhouse näher. Was 1976 in Johannesburg als Zeichen der Hoffnung und schickes Wohnobjekt für weisse Yuppies begann, endete bald als Bleibe für schwarze Obdachlose und Immigranten. Nun sind die meisten früheren Bewohner zurückgekehrt, was die beiden Fotografen eindrucksvoll dokumentierten. Ohne Zweifel ist diese Bildserie der fotografische Höhepunkt dieser Du-Ausgabe.
Du: «Leben! Sterben! 200 Jahre Mexiko» ist jetzt im Buch- und Kioskhandel für CHF 20.- erhältlich, oder die Ausgabe kann im Internet bestellt werden.
