Wie der Dachverband des Schweizerischen Handels VSIG – Handel Schweiz kürzlich mitteilte, geht Präsident Max Th. Herzig von einer grundsätzlich positiven Wirtschaftsentwicklung aus: «Wir haben uns in der Krise gut behaupten können und gehen gestärkt aus der Krise. Der Aufschwung hat sich bereits gezeigt, doch ziert er sich noch ein wenig.»
Die Wirtschaft entwickelte sich 2009 allgemein schlecht. Eine grosse Verunsicherung erfasste den Markt, teilweise sogar ohne realen Bezug. Fallende Preise führten zu massiven Lagerverlusten. Gleichzeitig brach in einigen Segmenten die Nachfrage weg – zum Teil versiegte der Auftragseingang komplett. Investitionen wurden zurückgestellt und verschoben. Zudem wurden hochpreisige Güter durch günstigere Produkte substituiert (Downtrading). Gemildert wurde dies für den Handel dadurch, dass die Verbraucher eine starke Markentreue zeigten.
Das Baugewerbe, ein wichtiger Abnehmer vieler Produkte des Schweizer Grosshandels, florierte in 2009 nicht zuletzt dank Geldern aus Konjunkturpaketen. Baustahl, Chemikalien für den Bausektor und Baumaschinen erzielten gute Zuwachsraten. Auch der Detailhandel entwickelte sich grundsätzlich positiv. Zum Einen profitierte dieser von einer ungebrochenen Zuwanderung in die Schweiz. Zum Anderen war bei den Konsumenten trotz Krise kein Konsumverzicht bemerkbar. Wie in den letzten Jahren prosperierte auch der Pharma- und Gesundheitssektor. Praktisch zum Erliegen kam hingegen der Absatz in die Industrie. Die Nachfrage nach Kunststoffe und Metalle für die Automobilproduktion sank auf null.
Nur langsame Erholung nach der Krise
Für 2010 sind die Schweizer Händler vorsichtig optimistisch. Der Start in das Jahr 2010 ist grundsätzlich gelungen. Alleine im Baugewerbe kühlte der extreme Winter die Entwicklung ab. Auch im 2. Halbjahr ist damit zu rechnen, dass die positiven Impulse aus dem Baugewerbe wegfallen. Stärker wird sich 2010 vor allem die wichtige Industrienachfrage entwickeln, wenn auch nur selektiv. Zudem sollte sich der Investitionsstau im Jahresverlauf langsam auflösen.
Preisseitig lassen sich momentan zwei besorgniserregende Phänomene beobachten. Einerseits ist nicht absehbar, wie sich der Wechselkurs des Euros zukünftig entwickeln wird. Andererseits hat die gestiegene Nachfrage zu Preiserhöhungen seitens der Produzenten geführt. Ein Grossteil dieser zusätzlichen Nachfrage ist aber allein auf den Lageraufbau der Handelsbetriebe zurückzuführen. Da aber die Produzenten nach den Horrorjahren 2008 und 2009 auch auf steigende Margen angewiesen sind, drehen sie bereits an der Preisschraube und steigern so das Risiko für einen erneuten Marktkollaps.
Weitere Infos: VSIG – Handel Schweiz