Der Wettbewerb «Naturfotograf des Jahres» der «Gesellschaft Deutscher Tierfotografen GDT» gewinnt Jahr für Jahr an Ansehen – und die prämierten Bilder haben jedes Jahr ein höheres Niveau. Dieses Jahr wurde erstmals in der Geschichte der GDT eine Frau Gesamtsiegerin.
Claudia Müller wurde mit ihrem Bild «39 Cent» zur GDT Naturfotografin des Jahres gewählt
Am vergangenen Wochenende wählte die Gesellschaft Deutscher Tierfotografen (GDT) im Rahmen der jährlichen Mitgliederversammlung ihren Naturfotografen des Jahres 2010. Mit Claudia Müller aus Mecklenburg-Vorpommern gewann erstmalig eine Frau diesen Titel in der bald 40 jährigen Geschichte des Vereins.
«Ein eisig kalter Spätwintertag, die Landschaft ist tief verschneit und in eine dicke weisse Decke gehüllt. Seit Wochen sind die umliegenden Seen mit einer dicken Eisschicht überzogen. Der grosse See am Stadtrand hat noch einige wenige offene Stellen, an denen sich die Wasservögel versammeln. Viele Städter wandern hierher und füttern Schwäne, Stockenten und Rallen mit Brot und Getreideschrot. Für mich der perfekte Ort für ein paar fotografische Fingerübungen und Bewegungsstudien. Der leicht bedeckte Himmel ermöglicht relativ lange Belichtungszeiten und weiche ausgeglichene Farben.
Vor allem die recht dominanten Stockentenerpel stürzten sich laut schnatternd auf die von meinem Partner zugeworfenen Brotkrumen. Aus einer ganzen Reihe von Bildern wählte ich dieses aus, da mich das ausgewogene Verhältnis von Dynamik und Grafik überzeugte. Das wunderbar grünmetallisch schimmernde Brutgefieder der Erpel und ihre leuchtenden gelben Schnäbel setzten farbige Akzente und sind Blickführer.
Claudia Müller und ihr Siegerbild «39 Cent»
Die Wahl dieses Bildes stellt einiges auf den Kopf. Gute Naturfotografie ist an banalen Orten, mit einfachen Mitteln, in sehr alltäglichen Situationen und – wie in diesem Fall – mit der finanziellen Investition von 39 Cent in ein Weissbrot möglich. Der entscheidende Punkt ist immer: Wie nehme ich Natur wahr, und wie setze ich fotografisch das um, was sie mir gibt? Was ich fotografiert habe und wie ich das tat, ist nicht neu, aber ich bin den letzten konsequenten Schritt gegangen und habe dieses Bild für meine Wettbewerbseinsendung ausgewählt. Die Welt ist verrückt. Unmögliches ist möglich. Und das ist gut so.»
Dieser interne Wettbewerb wird – anders als der Europa-Wettbewerb – von der Gesellschaft in jedem Jahr ausschliesslich für GDT-Mitglieder ausgeschrieben. Nach der Vorauswahl aus 1’992 Bildern durch eine Jury standen am Wochenende je zehn Bilder in sieben Kategorien zur Wahl: Vögel, Säugetiere, Andere Tiere, Tiere in Gehege, Zoo & Studio, Pflanzen & Pilze, Landschaften und als Sonderkategorie «Naturschätze Deutschlands». Diese Sonderkategorie wurde in Kooperation mit dem NABU ausgelobt. Die Siegerbilder dieser Kategorie werden in einer zweiten Auflage gedruckt und in einer Ausstellung des NABU anlässlich des 111 jährigen Jubiläums präsentiert.
Alle Siegerbilder des Wettbewerbs sind ab Mitte Juni im Ausstellungszentrum «Botschaft der Wildtiere» der Deutschen Wildtier Stiftung (DWS) zu sehen. Weiterhin sind alle ersten und zweiten Plätze in einer Ausstellung auf dem Internationalen Naturfoto-Festival der GDT (29. bis 31. Oktober) präsentiert. Alle Platzierungen können hier eingesehen werden.