Pressespiegel zum Pfingst-Wochenende vom 22./23. Mai 2010
Dominierendes Thema für Medienschaffende war die Wahl von Roger de Weck zum Generaldirektor der SRG. Für Fotografen, Fotoreporter und filmende Fotografen ist die Veränderung der Medienlandschaft existenziell.Die SRG ist das bedeutendste Medienunternehmen der Schweiz. (Aufnahme: zVg SRG, ohne Nachweis).
In kleinen Häppchen sickern Indiskretionen durch, die oft auch mit bizarren Details geschmückt sind. Matchentscheidend für de Weck war, dass während des Verfahrens die Spielregeln geändert wurden. So musste de Weck in 40 Minuten (?) als Schülertest angeblich einen Businessplan für die Sanierung der SRG erstellen. Man suchte verzweifelt nicht mehr einen Strategen und Krisenmanager, sondern einen Kommunikator.
Ob de Weck die Erwartungen von Journalisten und Kulturschaffenden erfüllt, bleibt fraglich. Der Generaldirektor wird sich hüten , in die Programmhoheit der einzelnen Sender einzugreifen. Doch für den SonntagsBlick ist er (Seite 23) bereits „oberster publizistischer Verantwortlicher der SRG“. Und Frank A. Meyer doppelt einige Seiten weiter nach und bezeichnet Kritiker dieser seltsamen Wahl als „politische und publizistische Einfaltspinsel“. Dann folgt eine Art peinliche Heiligsprechung des Neugewählten.
Als Gastkommentator in sonntag.ch meldet sich der Medienwissenschafter Roger Blum auf Seite 31 zum Thema. Blum spielt immer noch auf seiner alten Klaviatur und setzt sich für („intellektuelle“) Journalisten gegen „Manager“ ein. Der Aufmarsch einer ganzen Armada aus der Entourage von Medienminister Bundesrat Moritz Leuenberger in der Sonntagspresse zeigt, wie gross die Nervosität ist.
Nationalrätin Doris Fiala stellte in Sonn Talk von TeleZüri am Sonntagabend nochmals klar: An der Integrität und an den Fähigkeiten als Publizist von de Weck zweifelt niemand, auch wenn man seine politische Meinung oft nicht teilt. Doch das Verfahren ist ein schhlechtes Beispiel für Corporate Gouvernance, wie man sie von der Privatwirtschaft erwartet. Zudem wies Fiala darauf hin, dass unter Armin Walpen und seinem Team die undankbarsten Veränderungsprozesse zur Sanierung und Neustrukturierung der SRG bereits die wesentlichsten Klippen überwunden haben. Es wäre de Weck gut angestanden, dem Vorgänger seinen Dank auszusprechen.
Wie eng die Medien in der Schweiz zusammenwachsen, belegt ein Interview mit Pietro Supino, Verleger der Tamedia im Konkurrenzblatt sonntag.ch. Supino wurde so gut, wie vielleicht noch nie in seiner Karriere, durch Alex Spichale ins Bild gesetzt; – nicht in einem Newsroom, sondern an einem Ort, in dem sich ein Verleger wohl fühlt: Der Druckerei.
Das von Patrik Müller und Kurt-Emil Merki geführte Interview liest sich wie ein Geschäftsbericht und dürfte letztlich auch in der PR- und Rechtsabteilung der Tamedia entstanden sein. Schade, man hätte andere Fragen stellen dürfen. (Interview und Aufnahme noch nicht online).
DAS MAGAZIN bereichert den Pfingst-Sonntag mit zwei fotografisch hochwertigen Reportagen. Die in New York lebende Salome Oggenfuss (Bildnachweis) bringt Familien mit gleichgeschlechtlichen Eltern uns näher. Gunnar Knechtel macht die von Peter Haffner beschriebene Militärakademie West Point visuell erlebbar. Wir freuen uns auf weitere in Text und Bild hochstehende Beiträge von der Werdstrasse.
Mitten in DAS MAGAZIN findet sich eine Werbebeilage für Alpin-Ausrüstung. Sie irritiert durch eine Art Reverse-Product-Placement. Aufhänger ist ein Bild aus einer SF DOK Sendung zur Erstbesteigung des Dhaulagiri vor 50 Jahren. Die Jubiläums-Expedition findet in diesen Tagen statt, die Ausrüster werben bereits heute mit der Sendung von SF DRS im Oktober, die sie dann offensichtlich sponsern. Rechtzeitig werden wir auch erfahren, welche Kamera dabei war. Wir tippen auf einen Anfangsbuchstaben mit N oder so. Ob sich das Unternehmen für eine Kampagne entscheiden wird, bleibt offen, denn –
wie die SonntagsZeitung mit einem Bild von Art Furrer aufzeigt, werden für die Expedition bereits Träger ab 13 Jahren eingesetzt. Organisiert hat die Expedition die Firma Kobler & Partner in Bern, bekannt seit zwanzig Jahren für das Hinaufschleusen von Touristen auf Acht-Tausender. Christoph Müller von SF DRS kontert, dass der Einsatz von Minderjährigen als Sherpas Teil der Reportage sein wird. Innerhalb von wenigen Stunden war Le Matin de Dimanche dank dem Beitrag von Furrer in der Flughafenregion am Pfingssonntag auverkauft.
Weitere Bilder in Magazinen? Andree Kaiser über die Zuger Musicalschule VoiceSteps, Martin Guggisberg (eindrücklich) über die Entzugsklinik Clean Kick für Jugendliche am Bodensee und Serge Hoeltschi über den Berner Oberländer Stefan Bachofner in L.A. (alle im magazin zum SonntagsBlick).
Die neusten Enthüllungen über den Datensauger Google-Mobil sind für Fotografen von Bedeutung. In Fachkreisen war längst umstritten, ob Google systematisch private Gebäude individuell aufnehmen und daraus Profit ziehen kann. Vor Jahren hat eine Genfer Firma Luftaufnahmen von Gebäuden gemacht und die gerahmten Bildern dann über Hausierer den Eigentümern verkauft. Schon dies war rechtlich umstritten.
Der Eidgenössische Datenschützer Hanspeter Thür hat die Diskussion um die kommerzielle Verwertung des eigenen Hauses und der Privatsphäre lange nie ernst genommen. Dass man mit einer WLAN-Karte, einer Scanner-Software und einem Laptop auch private Netze abfahren kann, wusste Thür offensichtlich nicht. Immerhin teilte er der Presse diese Woche mit, er werde an Stelle eines weiteren Juristen vielleicht doch einen weiteren Informatiker suchen.
Wer in der zu Ende gehenden Saison der Fotoevents bis anhin leer ausging, hat dennoch Chancen. Bis zum 31.Mai 2010 kann man auf mobil@blick.ch die schönsten Bilder vom „Freizeitland Schweiz“ uploaden. Der SonntagsBlick muss im Bild erscheinen. Bei www.jobscout24.ch gibt es Nikon D90 Kits und als Hauptpreis ein Shooting am Catwalk in Milano.
(aufdatiert am 24. Mai 2010, 0812)
Tja, schön, das Zitat, absolut zutreffend: „Der Aufmarsch einer ganzen Armada aus der Entourage von Medienminister Bundesrat Moritz Leuenberger in der Sonntagspresse zeigt, wie gross die Nervosität ist.“ Die gleiche Entourage sorgt auch dafür, dass der Medienminister selbst stets nur mit Samtpfoten angepackt wird, wenn überhaupt, wie kürzlich im TA-Magazin 14 2010, dem grossen Interview. Null kritische Fragen zu seinem Departement, zu seiner Politik. Es lohnt sich offenbar. Palastjournalismus.
Typisch, jetzt heult alles, was sich als „bürgerlich“ bezeichnet auf, weil Roger de Weck ein Linker und ein Intellektueller sei. Sollen wir etwa Toni Brunner zum Chef der SRG machen und Christoph Mörgeli zum Medienminister? Danke, dann müsste ich wirklich noch auswandern.
@Werner Danke Werner, habe den Beitrag heute Vormittag aufdatiert.
Doris Fiala hat auf TeleZüri gestern die Diskussion zusammengefasst. Es geht nicht um die Person von Roger de Weck, sondern das Wahlverfahren. Und wie de Weck diese Aufgabe erfüllen wird, zeigt sich erst in zwei/drei Jahren.
Wie schlampig google arbeitet(wir erobern die welt, denn wir können es) zeigt sich bei den streetview-aufnahmen meines domizils, einer nicht gerade repräsentativen lage….
google hat das so getopt indem sie am eckhaus die seitenwand/strasse ablichtete. dadurch kommt man zumindest nicht in den genuss des sperrmülls vor dem haus. der hund vor dem cafe ist gut identifizierbar mit seinen weiss-schwarzen pfoten… die bilder sind zudem extrem unscharf. meine 8mp-kompaktkameras ergeben nicht nur schärfere bilder, sondern auch Echte 3DStereoPanoramen. die konstruktion kann auch die engen heimeligen Basler Altstadtgassen ablichten, Orte wo selbst die kleine 3Rad-Streetview-Millionenkonstruktion keinen Zugang findet. grösser und teurer ist nicht immer besser.
@Michael Das ist ein interessantes Thema. Vermutlich wird Street-View bezüglich der Aufnahmetechnik rasch überholt sein. Wenn sich 3D wirklich durchsetzt, sind die Aufnahmen schon heute Schrott. Auch bei der Verknüpfung gibt es Grenzen. Man kann dei Datenerhebung nur bis zu einem gewissen Grad automatisieren.
Danke für den Beitrag.
Zum Thema Google (wenn auch nicht zum fotografischen Aspekt von Streetview): eigentlich ist das ja ein klarer Aufruf an alle W-LANer, ihre Netze mal zu kontrollieren: Dass Goolge Daten von offenen Netzwerken gesammelt hat erstaunt mich weit weniger als die damit aufgezeigte Tatsache, wie viele PC-Nutzer sehr sorglos (ahnungslos?!) mit ihren Netzwerken umgehen! Was ist denn so schwer daran, sein W-LAN zu verschlüsseln? Gerade für Berufsleute, welche ihr Geld mit digitalen Quelldaten wie zB Fotos verdienen, ist eine ausreichende Absicherung des eigenen Netzwerkes enorm wichtig und sollte längst eine Selbstverständlichkeit sein. Höchste Zeit also, dass man über dieses Thema diskutiert – die Haustüre lässt man ja auch nicht speerangelweit offen…
Die Spezies sorglos surft immer noch als Administrator/oder Administratorrechten und ist uneinsichtig. Nur für diejenigen welche es immer noch nicht wissen: Der Internetexplorer 8 ist so löchrig wie ein Emmentaler. Geht mal auf Sysopt.com-DEM PC-portal schlechthin, da kommt ihr auf die Welt. Das Neueste ist-egal ob IE oder FF, man kommt nicht mehr in gewisse Foren. Hacker?Mein Provider? Man weiss es noch nicht. Die Lösung heisst: anonym surfen, zb mit cyberghost.IPreset hilft auch nicht.