Pressespiegel zum Wochenende vom 29./30. Mai 2010
Offensichtlich haben doch mehr Leute als erwartet die Vor-Ausscheidung zum ESC sich angeschaut. In der Sonntagspresse ist Michael von Heide bereits abgeschrieben. Er wird weder im Text noch im Bild erwähnt. Was vorproduzuiert wurde, bleibt Stehsatz.
(Aufnahme zVg/ESC). Während die jüngere Generation von der Niederlage der Schweiz in Oslo nichts mitbekommen hat, ist der Volkszorn auf den Foren der Älteren gross Peinlich: Das Outfit und die Bilder. Über die Musik schweigt des Sängers Höflichkeit. Schweizer Fotografen waren offensichtlich nicht vor Ort.
Noch peinlicher ist die Rückkehr von Jürg Schmid aus dem Top-Kader der SBB an seinen früheren Arbeitsplatz bei Schweiz Tourismus (nach wenigen Tagen) Probezeit an der Hallerstrasse in Bern. Fotografieren liess sich der über Jahre nicht pressescheue Schmid danach nicht.
Da waren Bildarchivarinnen gefragt. Und siehe da, für die SonntagsZeitung, Seite 3 sind sie fündig geworden. Als Fotograf schaut man in die Röhre, denn für neue Bilder besteht (vorerst) kein Bedarf.
Der SonntagsBlick bringt eine mit viel Aufwand gestaltete Doppelseite (Seite 2/3) zum Thema der Rechte für Muslime in der Schweiz. Die beiden grossen Bilder entnahm man dem Fundus von Keystone. Sie zeigen das, was Blick-Leserinnen vom Islam sehen möchten. Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf wird mit einer Zusammenfassung ihres Interviews in einer Art Trailer dargestellt (Aufnahmen Philipp Zinniker). Das Interview folgt ab Seite 16. Inhaltlich bieten weder Beitrag noch Kommentar von Chefredaktor Hannes Brischgi viel Lesenswertes, doch man spürt ein Konzept in Richtung iPad.
Das Bild der Woche im SonntagsBlick zeigt Bundesrat Ueli Maurer mit „Erfolgsrocker“ Chris von Rohr. Wer die beiden dazu gebracht hat, Finger aufzuhalten, ist aus dem Bildnachweis nicht ersichtlich. Auf der gleichen Seite finden wir auch ein Leserbild von Bär Finn, der sich mit einer Sony (?) vergnügt, die einer Touristin in den Berner Bären-Graben gefallen ist. Sollte Finn abgedrückt haben, würde Stadtpräsident Alexander Tschäppet am Montag umgehend, doch erst gegen Nachmittag, eine Pressekonferenz organisieren.
„Free Nelson Mandela“ hat eine völlig neue Bedeutung erhalten. swisscom wirbt in der Tages-Presse doppelseitig für BlackBerry mit einer klassischen Aufnahme von Mahatma Gandhi und Eckpunkten aus seiner Biographie. Weshalb nicht gleich Nelson Mandela? Der wäre ja black? Das Bild von Gandhi ist lizenzfrei, und er selbst. 1948 verstorben, kann keine Rechte am eigenen Bild mehr geltend machen. Seine Beziehung zu Südafrika dürften wenige Leser kennen. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir Unterschriften sammeln müssen, um Nelson Mandela werbefrei zu machen. (Agentur Jung v.Matt/Limmat)
DAS MAGAZIN kommt um das Thema Südafrika nicht herum. Eugen Sorg, der nicht nur hin- und her-fliegt und auf die Menschen eingeht, schreibt eine packende Reportage über den Ponte Tower in Johannesburg. Die Bilder von David Southwood sind 08.15. Das hat man irgendwo auch schon gesehen. Die Stimmung im Tower wird in Bildern nicht übertragen.
Fünf Journalisten sind mit dem Zürcher Journalistenpreis 2010 ausgezeichnet worden. Erstmals ein Journalist, der seinen Beitrag zurückgehalten hat. Viktor Dammann wusste von den Zuständen im Pflegeheim Entlisberg, und hielt ein halbes Jahr dicht. Ob das im Newsroom der Blick-Medien auch noch möglich sein wird? Mathias Ninck von DAS MAGAZIN verdiente sich seinen Preis mit einer Text-Reportage für seinen Beitrag über den ehemaligen Untersuchungsrichter Ernst Roduner.
In dieser Liga gibt es keine Preise für Fotograf/innen. In der Zürcher Szene sind sie nach Gattungen ebenso getrennt wie die Tiere im Zoo. Das ist vor allem für die Kategorie „Zeitschriften“ bizarr. Text-Journalist/innen beim Zürcher Journalistenpreis, Fotograf/innen bei der ewz.selection. Abschlussredaktor/innen und Layouter/innen gehen stets leer aus, auch wenn sie ebenso viel zum Erfolg einer Reportage beitragen. Und dieses Jahre wurde keine einzige Frau ausgezeichnet, worüber man im bestandenen Club nachdenken soll.
Viktor Dammann gibt sein Insider-Wissen im SonntagsBlick (Seite 9) für ein aktuelles soziales Engagement preis. Mit Philippe Rossier als Fotograf vermittelt er das Nachtleben auf dem Strassenstrich am Zürcher Sihlquai und die Unfähigkeit der Stadtbehörden hautnah. Das schafft man nur im Team. (Aufnahme: Philippe Rossier für SonntagsBlick)
Und Chris Iseli (sonntag.ch), – machen Sie doch nochmals eine bessere Foto von Miriam Blocher. Die engagierte Geschäftsfrau hätte mehr als nur etwas mehr verdient. Für das Outfit von Frau Blocher können Sie wirklich nichts.
Zurück zu sonntag.ch. fotopick.ch mit Sponsor pentax.ch bringt das Leserbild der Woche. Walter Joos ausSteinmaur hat eine Weinbergschnecke fotografiert. Leider auf dem Netz noch nicht gefunden, und auch nicht auf dem Teller. En Guete.
Worüber man nicht sprechen kann, ne….. man könnte ja auch mal einfach nur das Maul halten wenn man nichts zu sagen hat. Worum gehts hier in diesem Beitrag? Ist es ein Pressespiegel oder gehts um die Fotografie in der heutigen Medienwelt, oder ist es nur ein Anschreiben gegen die Langeweile an einem Sonntagnachmittag? Viel Lärm um sehr wenig Inhalt.
Aber jetzt mal konkret: Was ist an den Miriam Blocher Fotos von Herrn Iseli nicht genehm? Gibts da konkrete Mängel oder soll der Iseli und/oder der Sonntag einfach ein bisschen angefickt werden? Man würde ja gerne ein wenig lernen……
Danke Ralph Diener
Mein als Kolumne zu verstehender Pressespiegel entsteht jeweils nach der Lektüre am (frühen) Sonntagmorgen der Sonntagspresse.
Schwergewicht ist die Fotografie in der Berichterstattung und in den Printmedien. Der Pressespiegel soll auch etwas unterhalten, und wir haben derart viele Zugriffe, dass ich zum Sklaven meines eigenen Erfolgs geworden bin.
Nicht jede „Ausgabe“ ist gleich gut, wie auch nicht jede Fotografie in sonntag.ch. Da erlaube ich mir auch Kritik, wobei man eigentlich nur im Aargau dünnhäutig reagiert.
Das Bild von Miriam Blocher fiel auf. Wenn sie sich selbst so darstellen wollte, ist das o.k. sonntag.ch hatte auch immer wieder Mühe mit der Drucktechnik, und vielleicht sah das Bild auf dem Display weit besser aus als im Print.
Meine persönliche Motivation ist die Aufwertung der Reportage- und Newsfotografie, und dazu gehört auch eine kritische Beobachtung des Umfelds der Medien.
Soeben lese ich, dass die AZ-Gruppe wiederum Stellen und „Kosten“ abbaut. Hoffentlich nicht im Bereich der Fotografie, die sonntag.ch ein eigenständiges Gesicht gibt.
David Meili
P.S. Diskussionen über die Beiträge finden spontan auch auf meiner FB Seite statt. Wir freuen uns vor allem auf Postings auf fotointern.ch.
Im Aargau reagiert man nicht dünnhäutiger als anderswo. Fundierte Kritik wird auch hier sehr gerne zur Kenntnis genommen. Bloss frage ich mich, was an
„Und Chris Iseli (sonntag.ch), – machen Sie doch nochmals eine bessere Foto von Miriam Blocher. Die engagierte Geschäftsfrau hätte mehr als nur etwas mehr verdient. Für das Outfit von Frau Blocher können Sie wirklich nichts.“
fundiert sein soll. Diese Art von Kritik, welche jeglicher Begründung entbehrt, bringt niemanden wirklich weiter. Das ist dann der Unterschied zwischen Bezahlmedien und Gratisprodukten. Wenns gratis abgegeben wird, kann man sich das erlauben. Soviel zum Thema kritische Beobachtung des Umfelds der Medien.
@Ralph Diemer: Wenn die Aufnahme von Chris Iseli online verfügbare wäre, könnten sich unsere Leser/innen selbst ein „Bild“ davon machen. Ich habe nie die fachliche Qualität von Iseli in Frage gestellt.
fotointern.ch ist auf dem Internet frei verfügbar, doch letztlich auch ein Bezahltmedium. Was der „bezahlende Leser“ mit sonntag.ch alles an Werbung und PR mitkaufen muss, lassen wir besser offen.
Also ich geniesse es jeweils David’s süffige Sonntagsbeiträge zu lesen. Dass da mal etwas sehr subjektiv und provokativ geschrieben wird, ist das Salz in der guten Suppe. Aber vielleicht habe ich einfach eine etwas dickere Haut und nehme nicht alles immer so ernst…