Pressespiegel zum Wochenende vom 12./13. Juni 2010
Nun wird in Häppchen bekannt, wer unsere Fussballer am Kap fotografisch begleitet. Für Blick (und vermutlich weitere Medien von Ringier) ist Toto Marti von Keystone vor Ort. Ein kluger Entscheid, denn die international tätige Agentur ist mit mehreren, sehr guten Sportspezialisten präsent und bestens vernetzt. Wie aktuell das Bild des joggenden Alex Frei im SonntagsBlick tatsächlich ist, lassen wir offen.(Bildnachweis: Toto Marti, Keystone, Blick-Online).
Auf jeden Fall ist Toto Marti im Camp und wird uns über den Blick Insider-Bilder vermitteln. Für die NZZamSonntag (und damit auch die NZZ) berichtet vermutlich Christian Beutler, doch Bilder der bisherigen Spiele kommen von Agenturen wie IMAGO und Reuters. Die SonntagsZeitung vertritt Reto Oeschger. Es sind die bis anhin überzeugendsten Bilder in der Sonntags-Presse. Sollte die Schweizer Mannschaft einen Schritt weiterkommen, steht Verstärkung, auch aus der Romandie bereit. Flüge sind reserviert. Unsere Sportfotografen können mit der Weltspitze mithalten, unsere Fussballer, wer weiss?
Leichter fiel es den Redaktionen, ihre Auto-Journalisten zur Präsentation des neuen Phaeton für einige Tage nach China zu delegieren. Volkswagen übernahm die Kosten, vermutlich ohne CO2-Kompensation. Die Berichterstattung basiert zum Teil buchstäblich auf den PR-Texten.
Völlig im Schatten der WM steht die Tour de Suisse, einst das populärste Sport-Ereignis der Schweiz. Selbst Fabian Cancellara zählte in seinem Heimatkanton Tessin so wenig Zuschauer wie noch nie. Karl Mathis hat ihn vor gelichteten Reihen für Keystone dokumentiert.
Mit einer Reichweite von mehr als 300 000 Leser/innen ist die Tierwelt ein Phänomen in der Schweizer Medienszene. Die Herausgeberin Kleintiere Schweiz, der Dachverband der Kleintierzüchter, hat die Wochenzeitschrift einer sanften Renovation unterzogen. Gleichzeitig übernahm mit Martina Frei eine erfahrene Wissenschaftsjournalistin die Chefredaktion. Beraten wurde das Projekt vom Medienfachmann Karl Lüönd.
So werden gestalterisch wie inhaltlich neue Zeichen gesetzt. Das modernisierte Layout macht die Tierwelt gefälliger und besser lesbar, ohne Bewährtes über Bord zu werfen. Nun scheut man auch keinen Aufwand, um zu guten Fotos zu gelangen und sie grosszügig zu präsentieren. Sensationell ist eine doppelseitige Unterwasseraufnahme von Michel Roggo. Martina Frei gibt ihren Einstieg mit einer Reportage über die deutsche Tiertrainerin Tajana Zimek. Angesichts der Dichte des aktuellen Hefts fragt man sich, ob dieses Niveau vom kleinen Team in Zofingen durchgehalten werden kann, zumal auch die Website ambitöser daherkommt.(Bildnachweis: Michel Roggo)
Geleitet wurde das ambitiöse Projekt von Kurt Lirgg, Präsident Kleintiere Schweiz. Lirgg nimmt offen Stellung zu den Schwierigkeiten, auf nationaler Ebene mit derart vielgestaltigen Vereinigungen eine Zeitschrift zu renovieren. Ein Durchbruch ist dadurch gelungen, dass die seitenlangen Protokolle der Sitzungen der „Chüngelizüchter“ nur noch für Vereinsmitglieder indivuduell beigelegt werden, eine bei 70 000 Abonnent/innen logistisch keine einfache Aufgabe. Als grösstes Risiko bezeichnet Lirgg Kampagnen gegen die Kleintierzucht von Seiten des Konsumenten- und Tierschutz. Die Vereingungen setzen auf eigene, doch unabhängige Tierschutzberater, und ihre Erfahrungen werden in den redaktionellen Teil einfliessen (auch im Bild).
Tierisches dominiert in diesen Tagen (weitgehend hinter den Kulissen) das Medienrecht. Der Verein gegen Tierfabriken (VgT) durfte nach fünf Jahren Verfahren einen damals abgelehnten Spot für eine natürliche Schweinehaltung auf SF DRS ausstrahlen. Der juristische Weg führte bis nach Strassburg. Nun hat der streibare Gründer Erwin Kessler wiederum einen Teilsieg errungen. Weil SF DRS das Urteil über die erzwungene Ausstrahlung nicht im Nachrichtenteil erwähnte, sah er sich mit seiner Organisation diskriminiert. Vermutlich muss die Unabhängige Beschwerdeinstanz (UBI) nochmals über die Bücher.
Weiteres Ungemach liegt in der Luft. Kessler verbiss sich in einen Rechtsstreit mit der Moderatorin Katija Stauber. Er brachte Stauber in Zusammenhang mit Tierversuchen mit Botox und publizierte auch ihr Konterfei. Stauber erwirkte beim Bezirksgericht Meilen eine Verfügung. Vertreten war Stauber durch den Anwalt von SF DRS, Rudolf Mayr von Baldegg. Ob SF DRS die Prozesskosten übernimmt, oder Katja Stauber privat, wird nicht kommuniziert. (Bild: zvg/VgT)
Illustriert hat Kessler seinen Beitrag mit einem Print aus der Tagesschau von SF DRS, wie es auch der Presse frei zur Verfügung gestellt wird. Nun könnte Stauber weiter klagen, dass ihr Bild in einen verbotenen Kontext gestellt wird. Bis anhin von ihrem Rechtsvertreter nicht optimal beraten, wird sie sich wohl davor hüten. Selbst wer in der Vergangenheit gegen Kessler in einem Medienverfahren gewonnen hat, schleppte sich verwundet vom Schlachtfeld. In seinem Plädoyer betonte Kessler bereits süffisant, Stauber habe wegen Botox ja gar keine Mimik mehr.
DAS MAGAZIN gibt uns einen Blick hinter die Kulissen der Ecole d’Humanité auf dem Hasliberg. Michèle Roten hat sich vom eigenwilligen Schulmodel überzeugen lassen, und Alois Jauch vermittelt die Atmosphäre in Bildern. Bemerkenswert: Die Bilder von Jauch kommen in der Internet-Version viel besser zur Geltung als im Print. Die beiden Schülerinnen auf dem Cover brechen offensichtlich zu einer Fotoexpedition auf, mit einer alten Minolta.
Als Einstimmung zur art Basel finden wir auf Seite 23 der SonntagsZeitung eine grossartige Aufnahme von Andri Pol. Pol porträtiert Sam Keller von der Fondation Beyeler hinter einem filigranen Perlenvorhang. Mehr über den Über-Vater Ernst Beyeler erfährt man in einem Beitrag von Michael Merz im SonntagsBlick Magazin, leider mit zusammengestellten Archivbildern. Über Beyeler gibt es gute (zwangsläufig historische) Fotoreportagen, nur müsste man sie finden. Nik Hunger hat für das gleiche Heft Gerda Spillmann porträtiert (die gibt es, mit 89!).
sonntag.ch bringt im interessantesten Bund „Menschen“ ein Ganzkörper-Porträt des Fussballrechte-Vermarkters Philippe Huber. Das Interview ist lesenswert und informativ. Leider ist das im Original zweifellos interessante Bild von Anne Morgenstern im Druck nicht hinübergekommen, dunkler Anzug vor grauschwarzem Hintergrund, – oder wir verstehen die Botschaft nicht.
Sacha Ercolani war offesichtlich nicht an der Eröffnungsparty der WM in Südafrika, wenn man seinen Beitrag auf der People-Seite von sonntag.ch durchliest. Mit einem Kunstgriff verbindet er die Live übertragene Show mit Schweizer Promis wie Franco Knie (der zur Zeit eher mit tierischen Problemen kämpft). Auch Fabian Cancellara wird sich den einen oder anderen Match anschauen.
Über Fussball und Promis berichtet Claudia Stahel (mit Fotos von Paolo Foschini) in der SonntagsZeitung vom Prix Caritas im KKL Luzern. Durchschnittsalter und Verfallsdatum der „People“ war doch eher hoch, und das dominierende Bild zeigt keine Fussballer aus Haiti, sondern Schülerinnen hinter (vom Cartitas-Projekt) gefüllten Tellern. Wenigstens war der naturgemäss alt-CVP-dominierte Anlass für einen guten Zweck.
Dass Toto Marti nun für Keystone fotografiert, ist ein Primeur den Sie da weit unter Wert verkaufen.
@rdiemer Bildnachweis gemäss BlickamSonntag und Blick-Online vom Sonntag, dem 13. Juni. Der Link zum Online-Beitrag geht verweist inzwischen auf einen anderen Beitrag. Ich habe mir die gleiche Frage auch gestellt.