Urs Tillmanns, 5. Juli 2010, 15:00 Uhr

Samsung NX-10: Kameratest von Martina Marugg-Zinn (1)

Fotointern und Samsung hatten im Mai fünf Testpersonen auserwählt, welche während drei Wochen die Samsung NX-10 «auf Herz und Nieren» in der Praxis testen durften. Nun liegen die Ergebnisse vor. Wir publizieren diese Woche jeden Tag um 15:00 Uhr einen Kameratest, und Sie als Publikumsjury können Ihre Stimme abgeben, welchen Test und welche Bilder Sie am besten fanden.

Martina Marugg-Zinn ist freischaffende Glaskünstlerin in Maienfeld und engagierte Hobbyfotografin – nicht nur um ihre Glaskreationen zu fotografieren. Besuchen Sie auch ihre Webseite, auf der Sie weitere Bilder sehen, welche sie mit der Samsung NX10 fotografiert hat.

Mit grosser Freude habe ich am 31. Mai 2010 erfahren, dass ich ausgewählt worden bin, diese neue Kamera zu testen! Sehr gespannt durfte ich sie am 5. Juni in Empfang nehmen und war vom ersten Augenblick an begeistert von der Handlichkeit dieser Kamera. Gewöhnt an eine wirklich winzige Kompakt-Kamera (die ich in die Hosentasche stecken kann) und an eine grosse digitale Spiegelreflex-Kamera, schien mir diese neue «mittelgrosse» Kamera für meine eher kleinen Hände sofort ideal zu sein. «Das passt», dachte ich.

Für meine Kamera-Test-Fotos habe ich mich für das Thema «Wasser-Perlen» entschieden. Seit ich denken kann haben mich die hübschen Blasen im Wasser fasziniert – festhalten jedoch konnte ich sie nur mit einer Kamera. Erst seit ich mich mit Glas befasse, kann ich solche «Blöterli» endlich auch dreidimensional einfangen. Meine Glas-Arbeiten sind hauptsächlich Glas-Perlen, also Glas im Kleinstformat. Das Material an sich beinhaltet natürlich auch die Themen «Transparenz – Spiegelung – Verzerrung» – genauso, wie Wasser ja auch.

Da ich mich täglich mit winzigen Glas-Details beschäftige und diese auch zu fotografieren versuche, hat sich daraus ergeben, dass ich in meinem normalen Alltag ebenfalls fast ausschliesslich «Details» fotografiere. Sogenannte «Schnappschüsse» mache ich eigentlich nur, wenn ich unterwegs oder in den Ferien bin. Von daher habe ich mir als Thema für diesen Kamera-Test jetzt auch etwas Entsprechendes ausgesucht – schliesslich wollte ich ja herausfinden, was ich persönlich und ganz subjektiv von dieser Kamera halte und ob sie sich für mich bewährt.

Super Display – gewöhnungsbedürftiger Sucher

Sehr angetan war ich – natürlich! – sofort von dem wirklich genialen Bildschirm! Das Display ist super, damit lässt sich sehr gut arbeiten, aus allen nur erdenklichen Blickwinkeln kann man alles gut erkennen, und auch bei sehr hellem Sonnenlicht lässt sich praktisch immer damit arbeiten. Die Menu-Führung ist logisch und intuitiv, es war für mich überhaupt kein Problem, dort sofort alles zu finden.

Der digitale Sucher hingegen war für mich eher gewöhnungsbedürftig. Von meiner DSLR-Kamera her gewohnt, durch den Sucher ohne jegliche wahrnehmbare Abstriche die Realität sehen zu können, empfand ich das schlecht aufgelöste digitale Bildchen im Sucher der NX 10 erst mal als äusserst irritierend. Ich habe mich aber glücklicherweise schnell daran gewöhnt, dass das halt so ist, wie es ist. Später habe ich dann feststellen müssen, dass bei manueller Scharfeinstellung sofort und immer eine «Lupe» aktiviert wird, mittels der das Fokussieren von Hand erleichtert werden soll. Was ja natürlich tatsächlich stimmt – aber gleichzeitig verliert man wegen dieser Lupen-Aktivierung gleich auch den tatsächlichen Bildausschnitt aus dem Auge. Bis alles scharf eingestellt ist, hat man den ursprünglichen Bildausschnitt natürlich schon wieder aus dem Blickfeld verloren und muss diesen also erst wieder finden. Für gezielt geknipste Schnappschüsse ist diese Lupen-Funktion somit überhaupt nicht geeignet. Ideal – zumindest für mich – wäre gewesen, wenn ich diese Funktion einfach hätte abstellen können.

Die ersten zwei Tage habe ich ausschliesslich mit dem «Smart»-Programm fotografiert. Ich wollte erst mal erfahren, wie die Kamera sich bewährt, wenn ich einfach abdrücken kann, ohne mir gross Gedanken darüber machen zu müssen, ob wohl alles richtig eingestellt ist. Nach etwa 20 bis 30 Fotos schon ist aber ein Fehler aufgetreten, der den Display hat «einfrieren» lassen. Dieser Fehler trat immer wieder auf, oft schon nach nur einer einzigen Aufnahme. Erst mittels eines Zurücksetzens («Reset») der Kamera konnte ich diesen Fehler schliesslich nach einigen Tagen beheben. Unsicher, woran die Kamera-Abstürze gelegen haben könnten, habe ich danach nicht mehr mit den vorprogrammierten Einstellungen gearbeitet. Abgesehen von diesem Problem war ich sowieso nicht so ganz überzeugt von diesen automatisch erzeugten Bildern, mein Eindruck war, dass viele dieser Fotos qualitativ nicht ganz dem entsprachen, was ich mir vorgestellt hätte. Woran das genau gelegen haben mag, kann ich wegen der Kürze dieser Testphase jetzt leider nicht wirklich beurteilen.

JPEG oder RAW?

Normalerweise ist mir bei meinen Foto-Arbeiten äusserst wichtig, dass die Qualität der Farben stimmt, also dass die Realität so gut wie nur möglich ins Auge des Betrachters transportiert wird. Da ich meine eigene Kamera natürlich sehr gut kenne, weiss ich auch, wie ich meine Fotos in der digitalen Dunkelkammer nachbearbeiten muss, damit alles dann so weit wie möglich stimmt. Ich konnte einen deutlichen Unterschied zwischen meinen gewohnten JPEGs und den JPEGs der NX 10 feststellen, und deren Nachbearbeitung fiel mir schwerer – wahrscheinlich, weil’s für mich etwas fremd war? Gleichzeitig hatte ich den Eindruck, alle JPEGs, die die NX 10 mir liefert, seien eher sehr weich gezeichnet. Ich habe auf den Bildern mir wichtige Details vermisst; diese erschienen mir öfters eine Spur allzu verwischt.

Aus diesem Grund habe ich mich in diesem Moment der Test-Phase natürlich für RAW-Dateien entschieden. Ich wollte unbedingt wissen, wie die unbearbeiteten Rohdaten aussehen. Und bin dabei auf ein neues Problem gestossen: Samsungs’s RAW-Dateien liessen sich an meinem (neuen) iMac nicht öffnen, Apple unterstützt offenbar die NX 10 (noch?) nicht, und auf der mit der NX 10 mitgelieferten CD ist nur ein RAW-Converter für PC/Windows verfügbar. Nach viel zu langer Suche im Internet habe ich dann schliesslich auf der Website von «samsungimaging.com» doch noch das entsprechende Programm gefunden: den Samsung RAW Converter 3 für Mac OS X. Um das Programm herunterladen zu können, musste ich mich dort einloggen und die Seriennummer der Kamera eingeben. Ich finde es sehr schade, dass Samsung dieses Programm nicht automatisch mitliefert! Die mühsame Suche wäre mir damit erspart geblieben und ich hätte viel Zeit gewonnen.

Einmal installiert funktionierte der Samsung-Raw-Converter 3 tatsächlich tadellos auf meinem iMac und dies erst noch auf Deutsch (!): nun konnte ich meine gespeicherten RAW-Dateien öffnen und mir die Fotos anschauen. Endlich! Und ich muss sagen: der Unterschied zu den in der Kamera gespeicherten JPEGs ist, jedenfalls für meine Begriffe, doch recht gross. Samsung’s Raw-Converter ist einfach zu handhaben, und innert kürzester Zeit schon hatte ich JPEGs, die genau so aussahen, wie ich mir das vorgestellt hatte.

Verliebt ins Pancake

Etwa am gleichen Tag sind auch die noch fehlenden Objektive und der Blitz bei mir eingetroffen. Mittlerweile hatte ich mich an das 18-55mm Zoom-Objektiv gewöhnt und war soweit ganz zufrieden damit. Das 50-200mm Zoom-Objektiv fand ich für meine Bedürfnisse eher weniger geeignet, ausserdem mochte ich dessen Gewicht nicht. Ich habe mit diesem Objektiv während dieser Test-Phase bloss etwa 200 Fotos gemacht, einfach um mal zu spüren, wie mir die Kamera damit in der Hand liegt, und um zu sehen, wie die Aufnahmen damit werden. Für mein Gefühl ist dieses Objektiv kein «must have». Sicher gibt es Situationen, in denen das grosse Zoom-Objektiv seine Stärken zeigen würde – in meinem normalen Alltag bräuchte ich es wohl eher selten.

Hingegen habe ich mich praktisch auf den ersten Blick ins 30mm Pancake-Objektiv verliebt und mochte es, seit ich es habe, kaum mehr aus der Hand legen! Mit diesem Objektiv ist die Kamera so klein und platzsparend, dass sie sich problemlos in einer Jacken- oder Handtasche transportieren lässt. Ideal also, um die Kamera stets mit sich zu tragen. Die Aufnahmen, die ich mit dem Pancake-Objektiv gemacht habe, sind fast alle so geworden, dass sie meinen Vorstellungen entsprochen haben. Für mein Gefühl ist ausserdem das kleine Objektiv qualitativ deutlich besser, als die beiden anderen Objektive es sind. Den an diesem Objektiv fehlenden Bildstabilisator habe ich überhaupt nicht vermisst. (Natürlich hatte ich diese Funktion bei den beiden Zoom-Objektiven immer aktiviert.)

Noch etwas zum Auto-Fokus: er schien mir etwas gar langsam zu funktionieren, vor allem mit dem grösseren Zoom-Objektiv. War alles endlich dann so scharf, wie die Kamera dachte, dass es richtig sei, konnte ich anschliessend leider nicht per Hand nach-justieren. Ist der Auto-Fokus aktiviert, ist die manuelle Scharfeinstellung gesperrt. Schade! Es wäre im alltäglichen AF-Gebrauch der Kamera sicher äusserst praktisch, könnte man den Fokus manuell noch eine Spur verstellen, und dies vor allem beim grossen Zoom-Objektiv.

Die letzten Tage unserer Test-Wochen habe ich eigentlich nur noch mit dem «Pancake» und manueller Einstellung fotografiert, und den handlichen «Flash» hatte ich praktisch immer gleich auch noch montiert. Und da zeigt die Kamera dann offensichtlich ihre wahre Stärke! Die Fotos, die ich so gemacht habe, haben mich eigentlich alle überzeugt. Auf diese Art macht die Kamera genau das, was ich möchte, und das sogar sehr zügig. Es ist ganz leicht, die Einstellungen zu verändern, weil der Bildschirm bzw. im Sucher sofort anzeigt wird, wie in etwa die veränderten Einstellungen das Endresultat beeinflussen. Hier und diesbezüglich ist sicher das kleine JPEG im Sucher einem normalen DSLR-Sucher überlegen. Der «Flash» ist klein und leicht genug, um ihn immer dabei zu haben, und ich fand, er hat genau das geleistet, was ich von einem Blitzlicht erwarte: bei mangelhaften Lichtverhältnissen war er jeweils sofort – praktisch ohne jegliche Verzögerung – startbereit.

Filme ergänzen die Fotos

Die vielen «Features», welche die NX 10 sonst noch bietet, waren für mich nicht von grossem Nutzen. Mir ist wichtig, dass ich die Daten, die eine Kamera mir liefert, selber und von Hand in meiner digitalen Dunkelkammer bearbeiten kann, so, wie ich das möchte. Eine Kamera muss und soll gar nicht von sich aus allfällige Mängel retuschieren, denn woher soll der kamera-interne Computer denn schon wissen, ob etwas ein «Mangel» oder ein wichtiges Detail ist? Ich kann mit solchen zusätzlichen Funktionen normalerweise nichts anfangen.

Hingegen finde ich wunderbar, dass ich mit der NX 10 auch kleine Filme herstellen konnte, denn auch in meinem Leben gibt es Situationen, die ich lieber als Film dokumentiert weiss, als «nur» als eine Serie von Fotos. Einfach auf «Film» umstellen zu können und schon geht der Film ab, ist natürlich äusserst praktisch. Ich würde diese zusätzliche Funktion nicht missen wollen. Hierbei erwarte ich von einer Foto-Kamera natürlich keine hochaufgelösten wunderbaren Filme wie im Kino, sondern sehe diese Filmchen eher als Spass. Und genau das leistet die NX 10: zwischendurch zum Spass kann sie auch filmen und die Qualität dieser Filme ist sogar sehr gut, für den Hausgebrauch oder fürs Hochladen auf eine Internet-Plattform bestens geeignet.

Fazit

Am meisten Spass hatte ich mit der NX 10 immer dann, wenn ich auf diese Art fotografiert habe: Manuelle Einstellung, möglichst JPEG plus RAW, Pancake-Objektiv, und den «Flash» schon parat. So zeigt die NX 10 erst wirklich, was sie kann, und erweist sich als äusserst zuverlässiger Begleiter – in meinem persönlichen Alltag, wohlgemerkt!

Wer eine Kamera sucht, die mehr kann als eine kleine kompakte Digitalkamera, sich aber doch noch nicht mit einer grossen DSLR-Kamera abgeben will, der ist meiner Meinung nach mit der NX 10 sehr gut bedient. Die NX 10 kann natürlich alles, was die Kleinen können – und noch viel mehr! Wer das Interesse hat, sich eingehender mit der Kamera zu befassen und erleben will, wie es ist, wenn man als User die Kamera manuell bedient oder wie sich der Bildausschnitt verändert, wenn man anstatt auf den Display durch einen Sucher schaut, der wird grosse Freude haben mit dieser Kamera. Die NX 10 ist so benutzerfreundlich konstruiert, dass es auch für ungeübte FotografInnen unproblematisch sein dürfte, sie gänzlich von Hand zu bedienen. Erst bei manueller Einstellung offenbart die NX 10 ihre grössten Pluspunkte, und diese zu entdecken hat mir persönlich viel Spass gemacht.

Ich möchte die NX 10 eigentlich nicht mehr missen!

Martina Marugg-Zinn

Die Bewertung ist abgeschlossen

10 Kommentare zu “Samsung NX-10: Kameratest von Martina Marugg-Zinn (1)”

  1. Martian Marugg ist eine sehr begabte Fotografin, sie kann Stimmungen sehr gekonnt einfangen und wiedergeben. Sie hat ein ausgesprochenes Flair für Farben und deren Zusammenspiel. Dies sieht man auch an den wunderschönen Glasperlen, die sie mit viel künsterlischem Talent und Liebe zum Detail anfertigt.

  2. Bravo !!! Die Bilder sind fantastisch !!! Perfekt aufgenommen und dargestelllt.
    Der Bericht über die Kamera ist aussagekräftig und echt. Die Vorteile der Kamera sehr gut beschrieben, aber auch die Mängel nicht „versteckt“ !
    Um einen solchen Bericht wäre ich dankbar gewesen, bevor ich meine letzte Kamera gekauft habe.

  3. Die fantastischen Bilder sprechen für sich und bei so einer ausführlichen, objektiven Kamerabeschreibung wagt man zu hoffen, dass einem genauso präzise Bilder gelingen könnten. Sehr gut!

  4. Die ausgezeichneten Bilder sprechen eine eindeutige und überzeugende
    Sprache!
    Ein objektiver Bericht der alles aufzeigt! Eine sehr gute Entscheidungshilfe vor
    einem Kamerakauf, die man leider in der vorliegenden, umfassenden Form
    wenig findet.

  5. Da möchte ich doch am liebsten zu der Kamera greifen und Foto’s machen. Der Bericht ist sehr präzise und zeigt Vor- und Nachteile sehr gut auf. Toll!

  6. netter Bericht mit interessanten Fotos … ABER kein Test, sondern eben nur ein Bericht
    er bringt dem Leser etwas zu wenig.
    Finde die Idee für diese Testserie zwar interessant und unterhaltsam, doch sollten für eine Bewertung durch Leser der ‚Test‘ und die Fotos getrennt bewertet werden

Schreibe einen Kommentar

  • Kommentare werden erst nach Sichtung durch die Redaktion publiziert
  • Beachten Sie unsere Kriterien für Kommentare im Impressum
  • Nutzen Sie für Liefer- und Kontaktnachweise die Angaben im entsprechenden Artikel
  • Für Reparaturanfragen und Support bei Problemen wenden Sie sich bitte direkt an den Hersteller (siehe dessen Website) oder Ihren Händler
  • Beachten Sie, dass Fotointern.ch eine reine und unabhängige Informationsseite ist und keine Waren verkauft oder vermittelt
  • Ein Kommentar darf maximal 800 Zeichen enthalten.

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Noch 800 Zeichen

Werbung

Abonnieren Sie jetzt Fotointern per E-Mail direkt in Ihr Postfach und verpassen Sie keine Beiträge mehr. Wir nutzen MailChimp für den Versand. Weitere Infos finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Ihr Browser ist veraltet!

Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser, um diese Website korrekt dazustellen.Den Browser jetzt aktualisieren

×