Pressespiegel zum Wochenende vom 17./18. Juli 2010
Das Sommerloch bei SF DRS geht auf eine Tradition der ersten Fernsehjahre zurück. Die meisten Pioniere in der Redaktion waren Quereinsteiger und zuvor Lehrer. Für sie waren Schulferien eine Selbstverständlichkeit, und damit pausierten auch die Eigenproduktionen.
Vor einiger Zeit ist man vom Seefeld an den Leutschenbach umgezogen, die SRG ist zum grössten Medienunternehmen des Landes geworden, und produziert wird digital. Doch zu einer der besten Sendezeiten, am späteren Sonntagabend, gibt es über die Sommerwochen immer noch nur Klamotten. Aktuelle Reportagen und gute Bilder sind kaum aufzuspüren.
Die Show läuft hinter den Kulissen. Nachdem der neugewählte Direktor Rudolf Matter seinen Vorgänger ad interim Ueli Haldimann sozusagen abserviert hat, gehen die Wogen hoch. Mit dem teilweisen Zusammenlegen der Redaktionen von Radio und Fernsehen dürften weitere Schlüsselstellen zur Disposition stehen.
Diese Entwicklung gilt es aus der Szene der unabhängigen Kreativen kritisch zu beobachten. Dank neuen technischen Möglichkeiten wachsen Fotoreportage und Film immer mehr zusammen. Je dünner die Luft beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen wird, umso weniger Platz bleibt für Aufträge an Freie.
Positiv dürfte die „Konversion“ im Bereich der Berichterstattung über Fotografie sein. In den vergangenen zwei Jahren nahm die Fotografie in den randständigen Kultursendung auf SF DRS keinen relevanten Platz mehr ein. Kompetente Leute verliessen die Abteilung. Bei DRS 2 findet sich Kompetenz, oder zumindest Neugier.
An diesem Wochenende zeigt sich deutlich, dass auf die Sonntagspresse neue Entwicklungen zukommen. Der Tages-Anzeiger hat eine treffende Karikatur aus Kanada übernommen und den Beweis gleich erbracht. (Copyright Aislin, The Montreal Gazette/Newsnetz).
Beispiel: Über Tage füllte der Blick seine Titelseite mit dem tragischen Bootsunfall auf dem Bielersee. Man wartete auf den Sonntag, um das Thema nochmals auf die „pagina prima“ zu bringen, doch Newsnetz war schneller und brachte bereits am Samstagabend fundiertere Informationen online.
Gemäss SonntagsZeitung und dem Interview mit dem Chef von Ringier Schweiz – Marc Walder – wird der vielgepriesene Newsroom nicht durchwegs akzeptiert. Walder möchte den Blick und seine Gruppe wiederum zu einer Marke zusammenführen. Gefährdet ist das beste journalistische Produkt, das magazin zum SonntagsBlick. Es dürfte demnächst über die Klinge springen. Wie seit Jahrzehnten, wird man sich auf Ebene der Kader von Ringier irren. Es gilt das Top-Down-Prinzip, mit virtueller Nahe zum letzten Glied in der Wertschöpfungskette, dem Käufer eine Zeitung.
Walder verwickelt sich in Verschwörungstheorien, dass der Newsroom von den AZ-Medien gehackt werden soll. Das nächste Mal würde er Strafanzeige einreichen, am Bezirksgericht in Baden oder so?
Da die Kollegen von Newsnetz Frühaufsteher sind, finden sich in Zusammenfassungen die meisten relevanten Beiträge aus den Konkurrenzblättern. Neben den beiden Marktführern in der Deutschschweiz zeichnet sich eine weitere Konkurrenz ab: Die Websites von SF DRS, insbesondere der Tagesschau. Die NZZ dümpelt mit ihrer Internet-Präsenz dahin.
Es gibt nach wie vor gute Gründe, eine Sonntagszeitung im Print zu kaufen. sonntag.ch bringt ein Interview mit dem Fussballer Xherdan Shaqiri, das aufhorchen lässt. Der junge, sympathische Sportler wird von Stefan Bohrer perfekt ins beste Licht gesetzt. Dass die Schweiz nicht nur mit sportlich erfolgreichen, sondern auch attraktiven Leichtathletinnen international in Erscheinung treten kann, zeigt eine Doppelseite im SonntagsBlick Sport (18/19). Und sehr heiss wird es am Montag: Die Schweizer Illustrierte verspricht Sarah Meier „Hüllenlos“. Allein aus Lokalpatriotismus dürfte diese Ausgabe an unserem Bahnhofkiosk in Kloten bis Mittag ausverkauft sein.
Wenig Sehenswertes bot Roman Polanski mit seinem Kurzauftritt am Festival in Montreux beim Konzert seiner Ehefrau Emmanuelle Seigner. Sie sang offensichtlich so banal, dass die Zuhörer/innen auf eine Zugabe verzichteten. Polanski wurde perfekt abgeschirmt, und die Pressefotografen bleiben, wie nach Monaten in Gstaad, frustriert zurück. (Copyright Reuters/Festival Montreux).
Mit People lässt sich das Sommerloch nicht auffüllen. Aurelia Forrer besuchte mit Sabine Wunderlin (Fotografie) für den SonntagsBlick die Vorpremière des Films „Le petit Nicolas“ im Orange-Cinema am Zürichhorn.
Leider kam Walter Roderer nicht mit seiner heimlich angetrauten Grossnichte Anina. So behilft sich der SonntagsBlick mit dem vermutlich einzigen Bild der beiden, das nicht montiert werden muss. (Copyright tillate/Ringier (?)). sonntag.ch macht Konkurrenz und stellt Walter Roderer zwischen zwei Moderatorinnen von Glanz&Gloria (tillate). Vermutlich war seine Anina immer noch auf der Suche nach einem Parkplatz für den Bentley.
Vielleicht tauchen dann doch noch Bilder der geheimnisvollen Hochzeit vor fünf Jahren auf, vielleicht vom Standesamt in Effretikon. Auch wenn die beiden nur den Tisch und nicht das Bett teilen, mussten sie persönlich vor Ort erscheinen.
Immerhin wissen wir nun, dank Foto von Sabine Wunderlin, weshalb wir Frank Bodin an der Vernissage im Museum für Gestaltung vermissen mussten. Er stiess zur gleichen Zeit mit Alberto Venzago im Zürichhorn an. Auch unsere Szene kennt People und Verpflichtungen.
Peinlich: Die Selbstinszenierung von Bundesrat Moritz Leuenberger in der SonntagsZeitung (Seite 11/12) durch Saskja Rosset. Der Witz mit dem „Öl am Hut“ dürfte kaum hinüberkommen, wenn er überhaupt beabsichtigt war.
Man erinnere sich an die missglückte Serie über Christoph Blocher von Michel Comte für DAS MAGAZIN, – oder lieber auch nicht.
Meines Wissens – und da lege ich die Hand ins Feuer, denn den Spezi kenne ich seit der National-Zeitung selig – heisst der Matter Ruedi und nicht Thomas! Auch wenn das heute sogar der Blick am Abend so kolportiert…
Danke, korrekt, doch wenn ich mit ihm per Du wäre, hätte ich „Thomas“ getippt.
http://www.srgd.ch/ueber-uns/medienmitteilungen/
Habe oben korrigiert.
Das einzige Bild von Roderer und seiner Frau das nicht Montiert werden muss… 🙂 Liest sich gut…
Wurde von unserem Fotografen Yves Kopp geschossen und von Tilllate verkauft ohne etwas an Kopp zu bezahlen… Wie immer, Monkeybusiness….
Das dachte ich mir, und das Bild wurde x-mal abgedruckt, vermutlich selbst ohne Lizenzabgaben an tillate. Man kann sich trösten, auch Textjournalismus wird gandenlos übernommen, es geht sogar noch einfacher mit „copy and paste“.