Das ehemalige Zeughaus in Jona ist kein Ort, an den man als altgedienter Infanterist gerne hingeht. Doch seit einigen Jahren betreiben Peter und Elisabeth Bosshard den tristen Bau als Kunst(Zeug)Haus, das auch ihre eigene Sammlung beherbergt. Mit Gastkuratoren ermöglichen sie interessante Ausstellung.
Guido Baumgartner (ighalle.ch) präsentiert Christian Waldvogel, dessen Werk von Vorstellungswelten in Richtung Universum geprägt ist. Darüber kann man diskutieren, doch der Output sind Fotografien und digital überarbeitete Bilder. Waldvogel ist ein leidenschaftlicher Experimentator. Er baut eine Camera Obscura und baut sie in einen Jet der Schweizer Armee ein. Auf seiner Website arbeitet Waldvogel mit Flash und überlagert Streckenkarten und Flugpläne. Das kann man in Galerien ausser auf Monitoren kaum mehr darstellen.
Oft geht es schief, doch die Ausstellung in Jona ist anregend. Es sind mehrschichtige, diskussionswürdige Werke. Liegt die Zukunft der Fotografie in der Konzeptkunst?
Christian Waldvogel: Earth Extremes.
Kunst(Zeug)Haus Rapperswil/Jona
Ausstellung bis 22. August 2010 mit Podiumsgespräch als Finissage.
Öffnungszeiten beachten. Das Zeughaus kann ab Zürich auch per Schiff erreicht werden. 15 Minuten ab Schiffstation, schöner Spaziergang dem See entlang.
die zukunft der fotografie liegt überall, weshalb nicht in der konzeptkunst?
ich sass letzthin auf einem podium im fotomuseum winterthur. urs stahel, der direktor des hauses, schien mir ob der gigantischen bilderflut (v.a. im internet) sichtlich konsterniert. ihm scheint darin «das besondere» und «das poetische» zu ersaufen. ich schätze urs ausserordentlich! er ist einer der wenigen kunstkenner, mit dem ich mit viel witz und offenem visier wortfechten kann. schade, dass er den aktuellen umwälzungen (noch) nicht viel gutes abgewinnen kann. dieser flug von waldvogel ist für die kunst und insbesondere für die fotografie ein meilenstein… (er stösst beispielsweise die türen zur wissenschaft auf…)
Danke Philipp
Für mich ist die Gegenwartskunst eng mit der Fotografie verbunden, weil viele Kunstwerke sich nur durch Fotografien und Videos dokumentieren lassen. Ich habe an Ausstellungen oft Sammler gefragt, was sie mit Konzeptkunst oder Performances machen. Es sind die Fotografien die bleiben, und die Rechte auf die „Objekte“.
Ernst Scheidegger z.B. hat dies früh erkannt. Viele Objekte von Picasso sind deshalb interessant, weil er sie im Schaffenprozess fotografisch dokumentiert hat.
Waldvogel finde ich persönlich interessant. Er zählt zur gleichen Generation wie Jules Spinatsch (Opernball) oder Andrea Good (Mega-Lochkameras).
http://www.andreagood.ch/
Lieber Philippe
ich war (Gott sei Dank) in den Ferien, endlich mal. Aber Dein Kommentar wurde mir altmodisch per Post zugeschickt 🙂
Ich weiss nicht genau, worauf Du anspielst: Waldvogel haben wir in der Ausstellung „Reale Fantasien“ ausgestellt (ungefähr vor 5 Jahren), und mit der neuen Situation der Fotografie im Internet habe ich eigentlich gar keine Probleme. Verfolge in der Regel so hautnah wie möglich, was zurzeit geschieht. Du warst sicher konsterniert, weil unser Honorar so fürstlich war 🙂
Herzlich Urs