Urs Tillmanns, 13. Oktober 2010, 07:00 Uhr

Canon Expo Paris: Ein Blick in die Zukunft

Alle fünf Jahre lädt Canon rund 17‘000 Gäste während drei Tagen nach Paris ein, um neue Technologien und Produkteideen zu präsentieren. Gestern eröffnet läuft sie noch bis Donnerstag und zeigt, auf den 8‘000 Quadratmetern der Grande Halle de la Villette in Paris, mit welchen Technologien sich Canon zur Zeit befasst, und welche Produkte möglicherweise daraus resultieren könnten. Ein Blick in die Zukunft, die immer näher rückt.

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8‘000 Quadratmeter sind riesig, und die Vielfalt der Produkte uferlos. Und sie verdeutlichen auch, wie breit das Gesamtsortiment des Unternehmens abgestützt ist: Vom Home- und Office-Bereich über Printproduktion, Broadcast und Kommunikation, medizinische Systeme und Sicherheitslösungen. Logisch, dass wir uns auf den Imaging-Bereich beschränken (müssen) und daraus einige Highlights herausgreifen.

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Mehrzweckkamera mit 4K Video

Diese leichte 4K-Kamera soll in erster Linie als Mehrzweckkamera im Geschäftsbereich sowohl für Video und Fotos eingesetzt werden. Das Besondere: Sie liefert mit ihrem 8Mpix CMOS-Sensor 4K Videoaufnahmen mit einer viermal höheren Auflösung als heutiges High Definition. Der 2/3″ CMOS-Sensor mit 8 Megapixel leistet nicht nur die extrem hohe Videoauflösung, sondern er ermöglicht auch eine Bildfrequenz von mehr als 60 Bilder pro Sekunde, was sowohl Zeitlupen- als auch Zeitrafferszenen ermöglicht. Das 20-fach Objektiv 1:1,8-3,8 24-480 mm (effektiv 1:1,8-3,8/7-140 mm L IS USM 72mm) ist völlig elektronisch kontrolliert, doch lässt sich sowohl die Bildschärfe als auch der Zoombereich manuell verstellen. Der an der Kamera verwendete Kunststoff beruht auf Bio-Technologie und ist ein umweltfreundlicher Ersatz für bisherige Materialien auf Petrobasis.

Singleshot-Multiband-Kamera

Canon präsentierte die erste Singleshot-Multiband-Kamera der Welt, die in der Lage ist eine höhere Farbabstufung als das menschliche Auge oder bisherige Kameras mit RGB-Technologie aufzunehmen. Sie ist mit einem 50 Megapixel CMOS-Sensor ausgestattet, der mit sechs Farbfiltern (anstatt wie üblich drei) und einen breiteren Spektralbereich mit einer höheren Empfindlichkeit im Ultraviolett- und Infrarotbereich ausnutzt. Als Einsatzbereiche dieser Technologie kommen in erster Linie medizinische sowie kulturelle Dokumentationen (z.B. Gemäldereproduktionen) in Betracht.

Der grösste CMOS-Sensor der Welt

Dass Sensoren immer grösser werden, ist nichts Neues. Und auch der aus einem 300 mm grossen Wafer geschnittene grösste CMOS-Sensor mit seinen respektablen Massen von 203 x 203 mm auch nicht, denn Fotointern.ch hat bereits darüber berichtet. Dennoch ist es eines der Prunkstücke der Ausstellung, das zeigt, was heute technologisch machbar ist. Er ist 100x lichtempfindlicher 40mal grösser als beispielsweise der 21.1 Megapixel Vollformatsensor einer Canon EOS-1Ds Mark III. Abgesehen von seiner extrem hohen Auflösung verfügt der Sensor auch über eine extreme Auslesegeschwindigkeit, was theoretisch auch rasche Bildfolgen ermöglicht. Zum Einsatz kommen dürfte der Gigant in der wissenschaftlichen Forschung, zum Beispiel in der Astronomie

Die omnidirektionale Kamera

Die Spezialkamera mit einem 50 Megapixel CMOS-Sensor fotografiert einen asphärischen Spiegel und ist so in der Lage eine 360 Grad-Panorama aufzunehmen. Ihr Aufnahmewinkel ist damit dem menschlichen Auge weit überlegen, dessen unbewusster Sehwinkel bei etwa 220 Grad liegt. Das Bild hat eine Grösse von 8984 x 5792 Pixel und erlaubt damit jede beliebige Ausschnittvergrösserung.

Wie werden die Kameras der Zukunft aussehen?

Canon setzt stark auf das Design ihrer Produkte, und so ist es auch nicht verwunderlich, auf der Canon Expo verschiedene Design-Studien zu entdecken.

In unserem Bild ist eine Mehrzweck-Spiegelreflexkamera, dann eine Stereokamera, gefolgt von einer «Navi Cam», die einem zu wichtigen Sehenswürdigkeiten führt und die GPS-Daten im Bild vermerkt bis hin zu einem futuristischen Bilderrahmen zu sehen, der multikommunikative Eigenschaften bieten dürfte. Wann und ob diese Produkte je auf den Markt kommen werden, steht in den Sternen …

Bildmix und virtuelles Design

Die Video- und CAD-Technologie schmelzen immer stärker zusammen. Mit Hilfe von Video-Mixsystemen und virtuellen Gestaltungsprogrammen können heute Seheindrücke mit Videobildern verknüpft und virtuell dargestellt werden, oder Designer können Formen in virtuellen Ebenen entwerfen. Dabei verbindet sich die realistische mit einer virtuellen Darstellung in einer Perfektion, die man erlebt haben muss. Was im Moment noch als reine Spielerei erscheint, könnte in wenigen Jahren schon der Arbeitsplatz von Formgestaltern sein.

Projektion in beeindruckender Perfektion

XEED-Projektoren waren auf der letzten Technologieshow vor fünf Jahren die Neuheit. Heute erinnert eine Panorama-Projektion mit 6 sich überlappenden XEED SX7 Mark II mit insgesamt 7000 x 1050 Pixel Auflösung jene Premiere. Auf 10,5 x 1,57 m beeindruckt eine Grossprojektion, und 7 Baltic Lautsprecher sowie zwei Santorin Subwoofers von Cabasse (die zu Canon gehört) untermalen mit perfektem Sound, welche immense Entwicklung in diesem Bereich vollzogen wurde.

Digitaldruck wird immer besser

Ein Derivat aus dem Bürobereich wird zu einem wichtigen Standbein von Canon: der Digitaldruck. Was einst mit Bürokopierern begonnen hatte, lehrt heute der grafischen Industrie das Fürchten: der Digitaldruck ist immer besser und wirtschaftlicher geworden und steht heute dem Offsetdruck qualitativ kaum mehr nach – mit den charakteristischen Vorteilen, dass Kleinauflagen «on demand» rentabel sind und dass Drucksachen auch personifiziert werden können. Neuheit auf der Canon Expo: die neuesten Druckmaschinen können nun auch drucklackieren, und zwar ganzflächig oder partiell.

Fotobücher am laufenden Band

Mit der Entwicklung im digitalen Druck geht auch die Produktion von Fotoprodukten einher. Heute aktuelles Thema ist die Herstellung von Fotoalben. Auch hier zeigte Canon interessante Lösungen, die sich schon bald am Markt präsentieren werden.

Studio-Software mit Auswahlfunktion

Das Fotostudio, das mitten im Produkte-Parcours aufgebaut war, hatte nur eine Zweckbestimmung: Es sollte der Berufsfotografen die neue Software-Lösung „Photography Support System“ vorführen, mit der Bilder unmittelbar nach einem Shooting ausgewählt, editiert und gleich zu einer entsprechenden Printstastion gesendet werden können, um ein Fotoalbum zu gestalten, mehrere Einzelbilder oder ein Poster auszudrucken. Schnell und effizient – aber ob daraus je ein kommerzielles Produkt wird, wagt niemand zu bestätigen.

Kameras ohne Speicherkarten

Fast hätten wir sie übersehen, die neue Cross Media Station. Stellen Sie sich vor, sie stellen Ihre Kamera mit dem eben fotografierten Bildern oder Videos auf eine Konsole und betrachten sich augenblicklich die Bilder auf dem Bildschirm. Oder Sie senden diese automatisch nach Amerika an die Grossmutter. Die Bilder gelangen auch wie von Geisterhand als Backup auf die Harddisk Ihres vernetzten PCs – oder der Selphy-Drucker beginnt plötzlich je ein Bild auszuprinten. Das alles ohne die Speicherkarte in die Hand zu nehmen. Speicherkarte? Diese Kameras haben gar keine mehr! Ein Flashspeicher ist an ihre Stelle getreten, und die Daten daraus werden automatisch mit Magnetresonanz in die Cross Media Station übertragen. Utopie – mag sein. Jedenfalls war es beeindruckend zu sehen, dass die ausgestellten Prototypen bereits makellos funktionierten.

Bildschirme von Canon?

A propos Prototypen: Auffallend war, dass an allen wichtigen Arbeits- und Präsentationsplätzen Canon Bildschirme aufgestellt waren. Canon Bildschirme? Schon gehört? Die neuen Displays wurden als Ultra-High-Definition-Geräte mit 4 oder 8 Megapixel Auflösung in bis zu 30″ Grösse präsentiert und zeigen eine Detailzeichnung, die wahrscheinlich bisher unerreicht ist. Für wen? Für den Designbereich, für höchste Bildansprüche, für Video- und Cinema-Produktionen, für Ärzte zur Beurteilung von Röntgenbildern … Ob sie wirklich auf den Markt kommen, wissen selbst die bewandertsten Canon-Spezialisten noch nicht.

Die Canon Expo in Paris hat als Technologiemesse einen grossen Eindruck hinterlassen und zugleich die Türe der Zukunft um einen kleinen Spalt geöffnet. Es ist viel in der Mache, und Canon wird uns in den nächsten Jahren mit Neuheiten überraschen, die Erinnerungen an einen interessanten Tag in Paris wecken werden. Und einige der Überraschungen werden nicht mehr lange auf sich warten lassen, denn die Zukunft hat bereits begonnen …

Urs Tillmanns

2 Kommentare zu “Canon Expo Paris: Ein Blick in die Zukunft”

  1. Genau, je grösser desto besser, Paperlapapp. Je grösser desto mehr Probleme, z.B. Tiefenschärfe und Gewicht. Die Gigapixel-Cam-Poster an eine der letzten Artbasel nicht gesehen? Superscharf, wo es Schärfe gab, aber todlangweilig. Warum? Weil man mit Megakameras immobil ist.

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