David Meili, 24. Oktober 2010, 09:58 Uhr

Abschied von Moritz Leuenberger; Nomi Fernandes, Polaroids und ein Bild vom „Lattenseppl“

Pressespiegel zum Wochenende vom 23./24 Oktober 2010

Der Durchstich des längsten Eisenbahntunnels der Welt war nicht genug. Der SonntagsBlick doppelt mit einem Interview mit Bundesrat Moritz Leuenberger und einem Themenmagazin zur Energie nach. Das gleich von drei Redaktoren geführte und von der Pressestelle bearbeitete Interview zeigt auf, was Leuenberger verdrängt hat oder verdrängen möchte. Nur lassen sich Spuren in digitalen Archiven nicht so rasch vernebeln, und auch nicht die Bilder.
(Bild: Michael Sieber für SonntagsBlick)

Die Aufnahmen zum Interview lieferte Michael Sieber. Das halbvolle Glas mit dem gespiegelten Staatsmann ist gut gemacht und mutig. Dann setzt im SonntagsBlick Magazin Michael Sieber sein Objekt unter Strom. Was Photoshop bewirkte und was kameraseitig ablief, bleibt unklar. Auf alle Fälle hatte Leuenberger, der sich als Bruder eines Malers stets für Fotografie interessierte, seinen Spass an der Session. Leider, es dürfte dem Layout angelastet werden, sind die Hände abgeschnitten, die Leuenberger bewusst zur Kommunikation einsetzt. Nur wenige Pressefotografen haben dies je  begriffen.

Im SonntagsBlick Magazin stösst man auf eine ïnteressante Aufnahme, die Jürg Waldmeier von Marco Huwyler, Projektleiter für Geothermie beigesteuert hat. Dann folgt auf Seite 50/51 ein irritierendes Bild. In Spreitenbach ist ein Infocenter für nachhaltige Energien im Bau. Die Aufnahme katapultiert uns mit einer nahezu perfekten  Fotomontage in die Zukunft . Protagonisten sind Businessmen- und Women, alle aus Datenbanken ausgeschnippselt. Doch Initiant Walter Schmid (Gründer vom Kompogas) wünscht sich als Besucher auch glaceschleckende Schulklassen. Die passen offensichtlich nicht in die Vision des Architekten, oder sind in CAD-Datenbanken nicht zu finden.

Das SonntagsBlick Magazin bietet an diesem Wochenende Gewichtiges  in Sachen People. Helmut-Maria Glogger besucht mit Fotografin Christine Bärlocher Playboy-Model Nomi Fernandes. Irgend etwas am Bild stimmt nicht (Fussoperation?). Und bitte den Text nicht lesen, vor allem nicht mit leerem Magen. Sobald verfügbar, schalten wir das Bild auf.

Auch DAS MAGAZIN bietet Schlüpfriges, und eine Innovation. Nur noch der Anriss der Beiträge ist gratis im Netz, nachdem vor einer Woche das ganze Heft heruntergeladen werden konnte. Das Schlüpfrige beschränkt sich auf einen Beitrag von Birgit Schmid über die Unlust der Männer in der Mitte des Lebens. Weder das Thema noch die Selbsterfahrungen sind sehr originell. Illustriert wird der Beitrag durch ein Agenturbild von Horst Diekgerdes. Immerhin kann man das Heftli für CHF 1.10 auf sein iPad laden. Den Selbstversuch in Bezahltpresse wagt Konzernchef Pietro Supino. Sein Beitrag über Qualitätsmedien ist im Preis inbegriffen.

Nachtrag: Da es vermutlich doch nicht so viele Downloads gab, hat Supino gegen den Abend seinen Beitrag auf Newsnetz gestellt.

Die SonntagsZeitung vergrault die Lust auf die Lust mit einem dem Bund Trend für Dessous und Corsagen. Die Beilage von Coop City ist erotischer, und dann wirbt eine von Krisen geschüttelte Krankenkasse.

Polaroids verzeichnen einen ungeahnten Aufschwung. So gestaltet Florian Kalotay für das Ausgehmagazin ZÜRITIPP einen Beitrag von Gastrokritier Daniel Böniger über die zurzeit 20 interessantesten Bars undRestaurants. Ob der Mix zwischen SW und Farbe am Computer und die mit gleicher Schrift eingefügten Bildlegenden sur Place entstanden sind, bleibt unklar.

Wie zeigt man Unterstufenschüler und den vom Freidenker und früherem „Pastor“ David Schlesinger verspotteten „Lattenseppl“  auf dem gleichen Bild? Die Bildredaktion von Der Sonntag fand  zum Beitrag über den Kruzifixstreit von Triengen im Archiv von Keystone (Seite 9) eine Aufnahme von Franz Bochsler. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Die ABC-Schützen kümmert es herzlich wenig, wer da oben an der Wand leidet.

Der Sonntag führt seine Serie mit Interviews von Bundesrät/innen fort. Nun bekennt sich Ueli Maurer zur aktiven Rolle der Medien als drite Macht im Staat. Peter Mosimann hat ihn vor einer Kanone (1877) in Szene gesetzt. Ein gutes Bild, nichts abgeschnitten, nichts im Druck untergegangen. Vielleicht haben wir mit unserer Kritik konstruktiv gewirkt?

Kurt-Emil Merki bringt ein Preview der neuen Berner Zeitung unter  Chefredaktor Michael Hug. Wie bei vergleichbaren Tageszeitungen im süddeutschen Raum werden die Kernthemen in den Vordergrund gestellt. Für Bern sind es Lokalnachrichten und Sport. Damit unterscheidet sich die Berner Zeitung grundsätzlich vom von der gleichen Mediengruppe bestimmten Der Bund als Kopfblatt des Tages-Anzeigers. Für die Pressefotografie ist das neue Konzept eine Chance. „All Business is local“, denn eine attraktive Regionalzeitung ist auf gute, aktuelle Bilder angewiesen.

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