Dass die Veranstaltung voll belegt war, zeigte bereits ein erster Blick in die Galerie Nicola von Senger an der Limmatstrasse 257 in Zürich. Olivia Bosshart von der Agentur KION behielt den Überblick und hatte noch einige Holzbänke für Spätankommende an die Seite gestellt. Peter Michels, Mitglied der künstlerischen Leitung von photo 10 hatte kluge Fragen vorbereitet und moderierte den Abend souverän.
Das Publikum unterschied sich wesentlich von anderen Veranstaltungen im Bereich der Fotografie und Gegenwartskunst in den vergangenen zwei Wochen. Es war im Durchschnitt etwas älter, und man traf beim anschliessenden Apero auf bekannte wie auf diskrete Sammler/innen.
Die von Peter Michels in der Podiumsdiskussion provokativ gestellte Frage, ob die Haupttätigkeit eines Galeristen das Aufdatieren der Kundenkarte sei, wurde ganz klar widerlegt. Zürich verfügt über eine anspruchsvolle Szene von Fotointeressierten und Sammler/innen, – und über Galerien, die ihr Vertrauen geniessen.
Die beiden Fotografen Ferit Kuyas und Jules Spinatsch zeigten unterschiedliche Strategien und Konzepte auf. Während Kuyas für sein Kunstschaffen zumeist mit der langsamen Grossformatkamera (analog und digital) arbeitet, entwickelt Spinatsch Konzeptkunst. (Bild: Ferit Kuyas im Gespräch mit Guido Baumgartner, Kurator Museum Bickel)
Es irritierte, als Jules Spinatsch in einem Nebensatz erwähnte, dass seine Installationen jeweils abgebaut und entsorgt werden. Kuyas seinerseits bekannte, dass sein Langzeitprojekt City of Ambitions in Südchina dort nicht verstanden wird. Die Fotografie orientiere sich in der entstehenden Megacity an Postkartenbildern. (Bild: Jules Spinatsch im Gespräch mit Peter A. Huber, einem engagierten Sammler)
In der anschliessenden Diskussion traten Fragen nach der Haltbarkeit von „digitaler Fotografie“ auf. Die Tipps vom Podium dürften für Laien etwas verwirrend gewesen sein: Möglichst wenig Licht, in der Ferienwohnung die Bilder jeweils abhängen oder so. Birgit Filtzmaier, erfahrene Galeristin und Trendscout erwähnte, dass man in Museen zusehends zwei Kopien sammelt, eine zum Ausstellen und die andere lichtgeschützt und kontrolliert im Archiv. Doch, dass zwischen digitaler Fotografie und chemischen Prozessen beim Finishing und der Konservierung kein direkter Zusammenhang besteht, blieb vielen Teiklnehmer/innen unklar.
Tobia Bezzola, Kurator von mehreren erfolgreichen Ausstellungen am Kunsthaus Zürich, ermunterte die Galeriebesucher/innen, die vielfältigen Möglichkeiten zur Vertiefung in das Medium in Zürich und Umgebung zu nutzen. Er hob die Aktivitäten von Fotomuseum und Fotostiftung in Winterthur hervor. Birgit Filtzmaier erwähnte Photo Paris und wies darauf hin, dass die Grundlage einer Sammlung von Fotos immer noch gute Bücher sind. Sie bedauerte, dass es auf dem Platz Zürich zur Zeit keine spezialisierte Buchhandlung mehr gibt.
Die Veranstaltung war eine Vor-Vernissage für einen Künstler, der „auch“ fotografiert, – Olaf Breuning. Als Preview zur bevorstehenden Ausstellung im Park des Baur au Lac waren seine Skulpturen mehr als Kulissse. Die Zeichnungen, gross auf die Wand der Galerie aufgemalt, wurden von vielen Besucher/innen nur als Dekoration wahrgenommen. Wenige bemühten sich um die angepinnten Fotografien dazwischen, und staunten noch auf der Strasse.
Dort war der Rote Teppich ausgerollt. Nach der Modeschau von Charles Vögele im PULS 5 fand die Party im Club Indochine statt, der sich im gleichen Haus wie die Galerie befindet. Herzliche Begrüssung von Fotografen der People-Szene und zurück zur Realität.
Olaf Breuning Ausstellung mit Zeichnungen, Fotografien und Skulpturen
Galerie Nicola von Senger, Zürich
Vernissage 5. November 2010 ab 18 Uhr
Ausstellung bis 24. Dezember 2010