Urs Tillmanns, 10. November 2010, 08:00 Uhr

Vision 2010 Stuttgart: Weltleitmesse der Bildverarbeitung

Die Vision 2010 ist die Weltleitmesse für Bildverarbeitung. Hier werden Produkte und Lösungen gezeigt, bei denen die Digitalkamera als Auge der Technik eingesetzt wird, um Gegenstände und Zustände zu erkennen und Arbeitprozesse zu steuern. Wir waren da und haben unter anderem die kleinste Kamera der Welt gefunden.

Wenn wir in der Fotografie von «Bildverarbeitung» sprechen, so verstehen wir darunter die Herstellung von Prints nach digitalen Bilddaten. Doch der Begriff ist mehrdeutig, denn in der Industrietechnik versteht man darunter die Verabeitung von Kameradaten, um Arbeitsprozesse zu steuern oder Objekte zu erkennen – deshalb wäre der Begriff «Bildprozesssteuerung» eigentlich unmissverständlicher. Wie auch immer – dazu gibt es eine Fachmesse: die Vision 2010. Gestern war Eröffnung und dauern wird sie nur noch bis  morgen Donnerstag, 11. November 2010 in der Messe Stuttgart. Eile ist also geboten, wenn Sie die Messe dieses Jahr noch besuchen wollen …

Das Messeareal ist gut erreichbar: in wenigen Minuten zu Fuss vom Flughafen oder in 20 Minuten mit der S-Bahn vom Hauptbahnhof Stuttgart

Aus der Perspektive der bildmässigen Fotografie gesehen, macht man sich keine Vorstellung, wozu Objektive, Sensoren und Kameragehäuse überall noch eingesetzt werden und wie klein und präzise diese Teile gefertigt sind. Digitalkameras sind in der Industrietechnik unverzichtbare Helfer, um Objekte zu erkennen, Fehler zu eruieren, die Qualität optisch zu prüfen oder Roboter zu steuern.

Automatische Stückkontrolle in der Kolbenproduktion: Die Kamera prüft ob die Teile korrekt montiert sind und die Graphitbeschichtung fehlerfrei ist (ISW GmbH)

Die Anwendungen sind uferlos und erstrecken sich über nahezu sämtliche Bereiche der Industrieautomation, der Medizintechnik, der Verkehrsüberwachung oder der wissenschaftlichen Forschung und Entwicklung, um nur die wichtigsten zu nennen. Demensprechend füllen auch die Anbieter solcher Kamerasysteme, Sensoren, Zubehör- und Software-Entwickler locker zwei Hallen des Stuttgarter Messegeländes und präsentieren technisch ebenso spezielle, wie hoch interessante Lösungen.

Als reine Fachmesse konzipiert rechnen die rund 300 Aussteller mit rund 6’000 Besucher aus 30 Ländern. Luxuriöse Stände braucht es hier nicht …

Die Branche scheint sich dieses Jahr deutlich im Aufwind zu befinden, nachdem auch die Automobilbranche wieder Gas gibt. «Letztes Jahr haben gewisse Kundengruppen den wirtschaftlichen Einbruch schon zu spüren bekommen, allen voran die Automotiveindustrie. Allerdings hat sich dies auf unsere Firma nicht allzu stark ausgewirkt, weil wir auch im Lowcost-Bereich stark sind» sagt Sales Manager Jens Lüpkes von Imagingsource.

«The Imagingsource» ist einer vieler Hersteller mit einem breiten Sortiment an Industriekameras. Die kleinste ist nur knapp 2 x 3 cm klein. Geht es noch kleiner?

Auch Ricardo Rodrigo von Photonfocus, übrigens eine Schweizer Firma aus Lachen SZ, kann sich nicht über den Geschäftsgang beklagen: «Wir sind eine relativ junge Firma und sind auf die Entwicklung kundenspezifischer Lösungen spezialisiert. Bei uns hat sich die letztjährige Krise kaum ausgewirkt.»

Schweizer Kamerahersteller entdeckt: «Photonfocus» aus Lachen SZ stellt Industriekameras her und ist auf kundenspezifischer Lösungen spezialisiert

Während es in der bildmässigen Digitalfotografie vordergründig um hohe Auflösungen der Sensoren geht, sind in für technische Anwendungen ganz andere Kriterien massgebend. In den meisten Fällen ist eine Auflösung von 5 Megapixel mehr als ausreichend, um beispielsweise die Lage  oder Farbe eines Objektes zu erkennen. Viel wichtiger ist beispielsweise die Grösse der Kamera, die in eine Produtionsmaschine integriert werden muss, oder die Auslesegeschwindigkeit der Daten, damit der damit verbundene Rechenprozess der Produktivität angepasst ist.

Eher bescheiden präsentiert sich Kodak, und doch ist sie einer der wichtigsten Sensorhersteller. Über 70% der Kodak-Sensoren gehen heute in den Industriebereich. Auf der Vision 2010 wurde auch der neue Vollformatsensor KAI-29050 vorgestellt, der jedoch für Industrieanwendungen entwickelt wurde und kaum in Fotokameras kommen wird

Kameradesign ist in der Bildprozesssteuerung kein Thema. In der Regel sind solche Industriekameras rechteckige Kötze, zwischen zwei und fünf Zentimeter klein, und wenn es hoch kommt sind sie in der Hausfarbe des Herstellers gespritzt – sofern der Kunde dies möchte. Die Spezifikationen sind uferlos und richten sich in erster Linie nach den Anforderungen des Kunden. Die Preisspanne ist dementsprechend von wenigen hundert Euro bis zum Wert eines feinen Mittelklassewagens. In der Regel ist die Technik für die Datenverabeitung und die mit der Kamera verbundene Arbeitstechnik wesentlich teurer als die Kamera selbst. Die Kamera ist nichts anderes als das Auge der Technik …

Auf der Suche nach der kleinsten Kamera: Matrox, Sony und Awaiba. Die Awaiba NanEye ist weniger als 1 mm gross und ist die kleinste Kamera der Welt. Ihr Sensor verfügt über 62’500 Pixel, und sie leistet 40 Bilder pro Sekunde. Das Haupteinsatzgebiet sind Einweg-Endoskope

Ob es sich für fotointeressierte Laien der Industrietechnik lohnt die Vision 2010 in Stuttgart zu besuchen? Für technisch Interessierte sicher, denn es ist faszinierend zu sehen, was hier an Hightech-Lösungen und modernsten Arbeitweisen geboten wird – das ist allemal die 25 Euro wert. Allerdings wird es dieses Jahr etwas  knapp, weil die Messe nur noch bis und mit morgen dauert. Aber vielleicht notieren Sie sich schon mal die Daten der nächsten Vision: 8. bis 10. November 2011 wieder in der Messe Stuttgart.

Urs Tillmanns


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Schlussbericht der Messe Stuttgart:
Mehr Aussteller und Besucher als je zuvor auf der Vision 2010

Update 11.11.2010, 17:15 Die Vision 2010 übertrifft ihr bisheriges Rekordergebnis aus dem Jahr 2008 in allen Bereichen: Rund 6’800 Besucher aus über 50 Ländern, vorwiegend dem europäischen Ausland, aber auch aus Übersee mit Schwerpunkt USA und Südkorea, kamen in diesem Jahr nach Stuttgart, um sich vom 9. bis 11. November 2010 auf der Weltleitmesse für Bildverarbeitung zu informieren. 2008 waren es noch 6’200 Besucher gewesen, im Vorjahr krisenbedingt lediglich 5’700. Mit 323 Ausstellern schaffte die Vision erstmals den Sprung über die 300er-Marke, 44 Prozent von ihnen kamen aus dem Ausland, so viele wie nie zuvor. 2009 waren 297 Aussteller mit dabei. Leicht gestiegen ist auch der Auslandsanteil der Besucher, der nach ersten Hochrechnungen bei rund 35 Prozent liegt. Sie kamen mit konkreten Investitions- und Kaufabsichten, wie 84 Prozent der Befragten angaben. Komponenten sowie Anwendungen der Bildverarbeitung standen im Mittelpunkt des Besucherinteresses. Fast jeder Vierte war aber auch auf der Suche nach schlüsselfertigen Bildverarbeitungssystemen. Ein Viertel der Besucher bezeichnet sich als Endkunde oder Endanwender, knapp 20 Prozent sind OEM-Kunden des Maschinen- und Anlagenbaus, das heisst, sie kaufen als Erstausrüster Komponenten oder Software vom Originalhersteller.

Die Vision 2011 findet vom 8. bis 10. November 2011 wieder auf der Messe Stuttgart statt.

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