Es war ein Abenteuer für die Leitung der BuchBasel (Felix Werner und Katrin Eckert), die einzige Buchmesse der Deutschschweiz im eleganten Annex des Swissotel in Basel neu zu lancieren. Das Engagement hat sich ausbezahlt. Gegen 20 000 Besucher/innen dürften die Messe und die Kulturveranstaltungen mit einem sehr guten Gefühl bis am Sonntagabend verlassen haben. Auch wenn das Projekt noch nicht evaluiert ist, kann man eine positive Bilanz ziehen. (Hans-Peter Dürr im Gespräch mit Peer Teuwsen).
Was für ein Wunder! Während die Romandie mit dem Salon du Livre et de la Presse stets um den 1. Mai einen grossartigen Kulturevent feiert, kämpft die Deutschschweizer Verlagsszene um ihr Podium. Doch die Probleme sind weitgehend hausgemacht. Wenn man sich einigen könnte, würden die Türen auch in Oerlikon (Kunst 10, als Beispiel) oder sonstwo offen stehen. Der Messeplatz Basel ist servicetechnisch Weltklasse, doch wie hat man diese Chance genutzt?
Nicht zu übersehen ist der Trend weg vom gedruckten Buch. Bereits beim Eröffnungsreferat bekannte sich die Literaturwissenschaftlerin Ruth Kleiber zu Kindle, und dass sie kaum mehr „physische“ Bücher kaufe. Befragte man Besucherinnen nach dem Abschluss der Messe, weshalb sie keine Bücher gekauft haben, kam Verlegenheit auf. Die meisten Leser/innen haben bereits zu viele Bücher.
Ob die Preisverleihung an Melinda Nadj Abonji peinlich war, wird heute in den Kommentaren aûf den Kulturseiten in der Tagespresse diskutiert. Der SBVV folgte als Branchenverband dem Mainstream. Dass etwa 60 Prozent der gelisteten Bücher Sachthemen betreffen und weitgehend durch Fotografie und Gestaltung ihre Käufer/innen finden, versteht Marianne Sax als Präsidentin des SBVV offensichtlich nicht. Sie bedauerte bei ihrer Ansprache zum Wettbewerb die Absenz der „vielstimmigen Schweiz“. Dazu gehörte auch die kläglich vernachlässigte Fotografie als Stiefkind des Schweizer Buchhandels.
Der vorläufigen Bilanz aus unseren Kreisen wird man kaum widersprechen. Die Events und Foren der BuchBasel waren sehr erfolgreich, mit interessanten Gästen, Teilnehmer/innen und Gesprächen danach. Bücher kauft man/Frau in Grossbuchhandlungen und schleppt sie nicht mit den nostalgischen Zugskompositionen von Basel nach Zürich. Am Sonntag um 15 Uhr bekommt man im Messegelände allenfalls noch Bier vom Hahnen und auf freundliche Nachfrage noch etwas Salzstängeli. Basel kann und könnte es besser.