Pressespiegel zum Wochenende vom 20./21. November 2010
Kurt-Emil Merki rechnet in Der Sonntag (Medien, Seite 33) mit einem missglückten Verlagsprojekt ab. Im Zentrum seines Beitrags steht Ulrich Kühne-Hellmessen, ehemals Blick-Chef-Sportreporter, der zwischen Februar und Oktober 2010 die Sport-Woche herausgab. Das Unternehmen scheiterte kläglich. (Bildnachweis: Newsnetz/Tages-Anzeiger)
Nun schuldet Ulrich Kühne-Hellmessen gemäss dem Beitrag von Merki allein den Fotografen einen Betrag von gegen CHF 100 000.-. Betroffen von der Angelegenheit ist die Bildagentur EQ. Die Chancen stehen schlecht, denn am 28. Oktober ging das Unternehmen in Konkurs, und die offenen Schulden werden auf über eine Million Franken geschätzt. Pikant: Zu den Gläubigern zählt auch das Verlagshaus Ringier mit der Swiss Printers AG in Zofingen. Achille Canepa, Präsident des FCZ hat aus seiner Privatschatulle das Projekt unterstützt.
Für die Sportfotografie bot die neue Zeitschrift erstmals wieder eine Chance, Bilder im Print auf qualitativ hochstehender Basis zu publizieren. Kurt-Emil Merki gibt Gründe an, weshalb das Projekt so kläglich gescheitert ist. Auf die grundsätzliche Frage, ob für das Produkt überhaupt ein Markt bestand, geht er nicht ein. Vertiefte Beiträge über Sport finden sich mittlerweile vor allem in der anspruchsvollen Tagespresse, und gute Bilder findet man in hoher Auflösung auf Websites und live auf HDTV. Und vielleicht ist der Werbemarkt in der Deutschschweiz ganz einfach zu klein für ein gedrucktes Magazin.
Das SonntagsBlick Magazin setzt mit Babybildern von Anne Geddes auf den „Jö-Effekt“. Sie sind wirklich süss, und der Text von Constanze Düwel ist auch etwas zuckergeschwängert. Zum Therma erschien das Buch „Der Zauber des Lebens“ (Collection Rolf Heyne, ein ideales Weihnachtsgeschenk für angehende Grossmütter. Ob Geddes wirklich die beste Babyfotografin der Welt ist, bleibe dahingestellt. Wir haben ja nicht nur einen, sondern fünf Kontinente.
Dann erfahren wir, dass Yangzom Brauen eine ständige Begleiterin hat, ihre SONY. Wir möchten gerne mehr von ihren Bildern sehen. Die Schauspielerin und Schriftstellerin dürfte zweifellos auch als Fotografin Talent zeigen. (Bildnachweis: Yangzom Brauen)
Nadine Hofer erlebte, wie Nicole Kidman die „Ladymatic“ von Omega der Weltpresse in China präsentierte. Ab CHF 5 900.- (Richtpreis) kann man sie unter den Weihnachtsbaum legen. Der Beitrag verdient Respekt und hebt sich wohltuend von der Hofberichterstattung für Uhrenmarken ab.
Dann fotografierte Nik Hunger die Sexologin Ruth Westheimer im Baur au Lac ab. Auch Westheimer publiziert ihr neues Buch „Mythen der Liebe“ in der Collection Rolf Heyne. Es ist reich illustriert, mit sexual-psychologisch interpretierten erotischen Bildern aus allen Jahrhunderten und Kulturen, Richtpreis CHF 36.90.-. Markus Bühler-Rasom bringt Text und Bilder aus Grönland zurück und belegt eindrücklich, wie sich das Eis zurückzieht. Wieder einmal ist das SonntagsBlick Magazin sehr gut gemacht. Es verschwindet nach unserer Morgenlektüre als erstes aus dem Stapel, während die Verpackung, der SonntagsBlick rasch entsorgt wird.
Alex Spichale hat als Wochengast in der Der Sonntag den Politologen Claude Longchamp porträtiert. Das Bild entstand im Hauptbahnhof Zürich und zeigt den mediengewandten Politik-Erklärer in einem Büetzer- oder vermutlich eher Büsserlook. Originell ist sie Designerjacke mit dem herausstehenden Bleistift. Trotz Aargauer-Bonus (Longchamp ist im Drei-Flüsse-Kanton aufgewachsen) bleibt nach der Lektüre des Interviews ein ungutes Gefühl.
Verständlich, dass Der Sonntag sich umfassend zum Medienthema der Woche, zur Zukunft der Basler Zeitung BaZ äussert. Neues ist über eine Zeitung, die längst an Glanz verloren hat, selbst aus der Gerüchteküche der Konkurrenz nicht zu vernehmen. Auch wenn die Basellandschaftliche Zeitung an Abonnent/innen gewinnt, kann sie nicht an die legendären Zeiten einer lebendigen Medienlandschaft am Rheinknie anschliessen. Tempi passati.
Kein gutes Gefühl hinterlässt auch die Wahl der Miss Handycap 2010. Da werden attraktive (erfolgreiche) behinderte Frauen geschminkt und mit ihrer Schokoladeseite in Posen gesetzt. Jasmin Rechsteiner hat den Contest gewonnen. Sie will mit ihrem Engagement für die Besserstellung der Behinderten kämpfen. Das ist unbestritten, doch braucht es dazu einen Touch von Erotik vermischt mit Voyeurismus und Dessous, die an Spitalnachthemden erinnern (SonntagsBlick, Seite 44/45, Aufnahmen Peter Gerber (?))?
Die besten Babyfotos sind immer noch jene, wo sich die Kleinen selber inszenieren. Ohne Druck und Herumkommandieren.
@ Michael Da liegst Du nicht falsch. Es gibt Gerüchte, dass man Babys, und bei anderen Projekten auch Hunde etc. sediert hat.
Oft sollte man auch verrückte Fotografen sedieren.
Um Schnappschüsse nicht zu verpassen schiesse ich primär nur noch Videos, in 3DStereo. Bei der FCB-Meisterfeier wäre mir sonst manches durch die Lappen gegangen. Nur bei Ausstellungen kommen Photos dazu. NB: es gibt jetzt bald ein perfektes FCB-Video von DJ Flume, Michael. Aber hervorragend ist nur das von der Harley-Parade…