Urs Tillmanns, 25. November 2010, 11:00 Uhr

Kuwait: Spiegelreflexkameras in der Öffentlichkeit verboten

(Update) Wie die «Kuwait Times» vor kurzem berichtete, ist das Fotografieren in der Öffentlichkeit mit einer Spiegelreflexkamera im Emirat Kuwait verboten. Dies haben das Informationsministerium, das Sozialministerium und das Finanzministerium per Gesetz entschieden, mit der Begründung, dass das Fotografieren ausschliesslich journalistischen Zwecken vorbehalten sei.

Das neue Gesetz stösst offensichtlich weitherum auf Kopfschütteln, denn es ist kaum verständlich wieso nur das Fotografieren mit Spiegelreflexkameras verboten sein soll, während der Gebrauch von Kompaktkameras und Mobiltelefonen weiterhin gestattet ist. Zudem sind die Amateurfotografen und Künstler frustriert und verunsichert, was nun überhaupt noch fotografiert werden dürfe.

Mohammed Al-Eisa, der seit rund zehn Jahren hobbymässig fotografiert, hat sich dafür entschieden nur noch Tiere und Stilleben aufzunehmen, da diese nichts dagegen hätten, fotografiert zu werden.

Wie streng das Gesetz gehandhabt wird, ob Berufsfotografen und Journalisten spezielle Bewilligungen brauchen und wie sich die Gesetzeshüter gegenüber den Touristen verhalten, geht aus dem Bericht nicht hervor. Offensichtlich stören sich die Initianten an den grossen, bedrohenden Kameras, mit denen auf Leute und öffentliche Einrichtungen gezielt wird.

Der Bericht und kuwaitische Gesetz mag lächerlich erscheinen und uns kaum betreffen, sofern wir nicht demnächst nach Kuwait reisen. Tatsache ist jedoch, dass Fotografierverbote in vielen Ländern immer häufiger werden und dass das Fotografieren von Personen ohne deren Einwilligung auch bei uns äusserst heikel ist und zu Unannehmlichkeiten führen kann.


Update 28.11.2010:

Die «Kuwait Times» hat am Samstag, 27. November 2010 ihren Artikel dementiert: Es gäbe in Kuwait kein solches Gesetz und auch keine Einschränkungen beim Fotografieren. Das Blatt entschuldigte sich bei seinen Lesern.

Nachfragen von Fotointern bei der Kuwaitischen Botschaft in Bern haben allerdings ein etwas anderes Bild ergeben. Die Botschaft kenne zwar dieses Gesetz nicht, aber sie empfehle trotzdem Kuwait-Reisenden generell sich mit ihrer Kamera unauffällig zu verhalten und keine staatlichen Gebäude und Personen ohne deren Einwilligung zu fotografieren.

Das Fotografieren in arabischen Ländern ist allgemein heikel, und es ist durchaus denkbar, dass interne Weisungen der genannten Ministerien von der Redaktion der «Kuwait Times» falsch gedeutet wurden. Solche Meldungen haben in der Regel irgend einen ernsten Hintergrund und sind kaum bloss der Fantasie eines Journalisten entsprungen. Tm

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