Mit Interesse erwartete man die Vernissage der Ausstellung Weissblendung von Stefan Walter in der Photogarage von Romano Zerbini. Doch auf den ersten Blick sah man einfach NICHTS. Man traf sich in der Mitte des Raums mit freundlich bewirteten Kolleginnen und Kollegen und neuen, überraschenden Gesprächspartner/innen. An der Wand hingen (und hängen in den kommenden Wochen) graue Prints.
So entwickelten sich interessante Diskussionen, unter den Gästen und mit Stefan Walter. Zuerst zum Technischen: Stefan Walter hat seine Bilder digital aufgenommen, – analog, ohne Kontrolle und Histogramm bei der Aufnahme wäre es buchstäblich eine Nebelwanderung gewesen. So musste Walter die Daten selbst verarbeiten und digital ausdrucken. Kaum denkbar, dass ein Labor den Bildeindruck, den er bei der Aufnahme mitnehmen konnte, 1:1 auf Papier gebracht hätte.
Der Aufwand war enorm, und für Stefan Walter ist das Projekt abgeschlossen. Prints wurden an der Vernissage bereits gekauft. Man müsste sie in Viererserie aufhängen können, bemerkte eine Kunstsammlerin. Doch wegen ihrer Vergänglichkeit würde man sie besser in einer lichtdichten Schachtel aufbewahren. Sie lassen sich auch nicht vergrössern und nicht in Zeitschriften reproduzieren. Das macht sie zu Unikaten. Offen bleibt die Frage, ob das weisse Neonlicht für die Betrachtung optimal ist. Wer mit den Augen Adaptionsprobleme hat (wie der Schreibende) steht oft vor einem White Out auch vor den Bildern. Das Auge ist ein komplexes Organ, und die Kamera verarbeitet Bilder anders als die Gehirnströme. Doch auch darin liegt eine der Herausforderungen des Projekts von Stefan Walter.
Stefan Walter hat die Preise bescheiden festgesetzt, und der Groove der Photogarage überzeugte anspruchsvolle Vernissage-Gänger/innen selbst an einem nasskalten Dienstag-Abend in Wiedikon.
Stefan Walter – Weissblendung
Photogarage Romano Zerbini
9. Dezember 2010 – 7. Januar 2011 (bitte Öffnungszeiten beachten)