Schlusspunkt des Digitalevents war die Bekanntgabe der Gewinner des Hasselblad Junior Wettbewerbs. Die Bilder überzeugten. Vor allem das ausdrucksstarke Porträt einer jungen Afrikanerin. Der Fotograf: Alexander Palacios aus Basel. Er hat damit den ersten Preis gewonnen. Hier unser Exklusivinterview:
Herr Palacios, Sie haben beim Hasselblad Junior Contest den ersten Preis gewonnen – herzliche Gratulation. Hatten Sie damit gerechnet unter den Gewinnern zu sein?
Gehofft hatte ich es natürlich, deshalb bin ich auch ins Rennen gegangen mit diesem Bild. Zielsetzung ist gewesen unter die ersten Fünf zu kommen. Das war spannend bis zum Schluss, und als dann der Zweite ausgerufen wurde wusste ich, dass ich es auf den ersten Platz geschafft hatte – ein unbeschreibliches Gefühl! Da das Gewinnerbild publiziert und einem grossen Publikum gezeigt wird, ist es schon ein Meilenstein in meiner Berufslaufbahn.
Wie sind Sie zur Fotografie gekommen, und welches sind heute Ihre wichtigsten Tätigkeitsgebiete?
Ich habe während meiner Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann auf der Berufsschule eine frühere Freundin wieder getroffen, die für einen Partyveranstalter gearbeitet hat. Sie suchte noch Leute, die abends durch die Clubs von Frankfurt rennen und Partypics von den Feiernden machen. Ich hatte gehofft dass ich das Angebot bekomme, obwohl ich aus einem kleineren Dorf ausserhalb Frankfurts stamme und nicht viel Geld in der Ausbildung verdiente. Mit meinem neuen Job gab es freien Eintritt in die Clubs und immerhin 50 Euro pro Abend. So konnte die Party losgehen. Einen Freund, der in der Druckvorstufe arbeitete, hab ich dann immer genervt und ihn um ein paar Tipps und Tricks im Photoshop gebeten, weil ich die Leute auf den Bildern und der Stimmung mehr Ausdruck verleihen wollte. Ab und zu kamen dann auch Anfragen, ob ich nicht hier den Event oder da eine Hochzeit fotografieren könnte, und als ich 2006 selbst einen Fotografen gesucht habe, um Bilder von mir machen zu lassen und ich ihm 1300 Euro für den einen Tag bezahlen musste dachte ich «eh, das kann ich nicht nur auch, sondern erst noch besser». Dann habe ich in eine Spiegelreflex investiert und mir die Technik Step by Step selber beigebracht, bei Fotografen zugeschaut mich im Internet erkundigt, CD`s und Bücher durchgeschaut. Und so ging es Sprosse für Sprosse nach oben … Wahrscheinlich hat mich diese Laufbahn zum Peoplefotograf gestempelt. Ich fotografiere fürs Leben gern Menschen …
Sie wohnen und arbeiten heute in Basel. Welches sind die Plus- und Minuspunkte, die für Ihre berufliche Tätigkeit für oder gegen Basel sprechen?
Ich zog im Januar 2005 nach St. Louis ins Grenzgebiet von Basel und war zunächst als Sport- und Fitnesskaufmann tätig. 2006 begann ich zu fotografieren und zwei Jahre später übersiedelte ich nach Basel. Basel hat Vor- und Nachteile: Einerseits ist die Stadt sehr zentral gelegen, hat einen Flugplatz und man ist schnell in Mailand, Paris oder Berlin. Auch ist der Einstieg in den Fotografenberuf hier einfacher als in Deutschland. Die Mentalität ist hier einen andere und die Szene ist überschaubarer als in Frankfurt oder Berlin. Allerdings ist Basel etwas am Rand der grossen Aufträge. Gerade in der Fashionszene ist es schwierig, denn die grossen Labels nehmen nur sehr bekannte Fotografen und die kleinen Labels haben keine Budgets. Da ist es in der Werbefotografie einfacher, denn man schneller mal die Chance an eine interessante Kampagne heran zu kommen.
Ihr Siegerbild ist ein sehr aussagestarkes Porträt einer jungen Afrikanerin. Wie ist das Bild entstanden?
Das Bild – ich nenne es «Black Magic Woman» – ist im Rahmen einer Reportage im Backstage der Berlin Fashion Week im Sommer 2010 entstanden. Der Ausdruck des Mädchens hatte mich fasziniert, und es herrschten ideale Lichtverhältnisse. Alles ging eigentlich sehr schnell und erst im Nachhinein habe ich festgestellt, wie unglaublich porenscharf das Bild ist und wie perfekt der Gesichtsausdruck des Models wirkt. Ich arbeite sehr gerne mit vorhandenem Licht, verwende meistens noch einen Aufheller und habe in der Regel ein 1,4/50 mm Objektiv auf der Kamera.
Sie haben tolle Geräte zur Benutzung während eines Jahres im Wert von 50’000 Franken gewonnen. Entstehen dadurch für Sie neue berufliche Perspektiven?
Auf alle Fälle öffnen sich damit neue Türen, schon durch die Broncolor Blitzanlage, zu Beispiel wegen den kürzeren Abbrennzeiten im Vergleich zu den Geräten, die ich momentan benutze. Ich freu mich schon riesig, bis damit zu arbeiten beginnen kann. Ich hatte zuvor lange Zeit hin und her überlegt, ob ich in eine Mittelformatkamera investieren soll und hatte mir schon verschiedene Angebote eingeholt. Da riet mir eine Freundin, ich solle unbedingt den Contest abwarten, weil sie glaubte, dass ich mit dem Porträt grosse Gewinnchancen hätte. Gut habe ich auf sie gehört – und jetzt hat sich auch die Investitionsfrage gelöst. Das Tolle daran ist, dass ich künftig meine Kunden entscheiden lassen kann, ob sie die Bilder aus der Kleinbildkamera oder mit der Mittelformatkamera haben möchten.
Welches sind Ihre Ziele? Was werden Sie in fünf Jahren fotografieren?
In fünf Jahren? Weiss ich nicht. Meine Zielsetzung ist es, als Fotokünstler noch unabhängiger zu werden. Egal wo. Sei es im tiefsten Asien, in Afrika oder in einer Metropole wie New York. Geld ist nicht das Wichtigste. Man braucht es natürlich zum Leben … aber wichtiger ist mir als Künstler gesehen zu werden und immer dann gefragt zu sein, wenn es um gute und ausdrucksstarke Fotografie geht.
Besten Dank für dieses Gespräch. Wir wünschen Ihnen alles Gute dazu.
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Hier geht es zur Webseite von Alexander Palacios und hier zum Hasselblad Junior Contest.
Das sind die Gewinner des Hasselblad Junior Contest:
- 1. Rang: Alexander Palacios
- 2. Rang: Mirko Ries
- 3. Rang: Fabian Unternährer
- 4. Rang: Joan Minder
- 5. Rang: Samuel Trümpy