Pressespiegel zum Wochenende vom 11./12. Dezember 2010
„Ein Lob auf den Lift“, fügt Birgit Schmid in ihrem Beitrag für DAS MAGAZIN als Untertitel an. Doch, was Christian Grund in seinen Bildern zeigt, ist nicht sehr beruhigend.
Die“Reportage“ dürfte letztlich eine Inszenierung sein, darauf weist auch der Dank an die Firma Emch Aufzüge AG in Bern hin, die Aufzüge für das Shooting von Christian Grund zur Verfügung gestellt hat. Hätte man im Nachspann nicht auch die Models und den Hund, der zweimal als Eyecatcher auftritt, erwähnen sollen? Uns fehlt das Making-Of. Und bis heute 11.13 Uhr scheint der Wurm noch drin zu sein, denn selbst das Cover ist online noch nicht verfügbar.
Der Blick trauert in mehreren Folgen um Christine Heeb. Für den Boulevard ist der tragische Unfalltod einer jungen, talentierten Sportlerin und Sportlehrerin nicht DIE grosse Story, wie einer der Abschiede von Steve Lee. Immerhin besuchte Blick den Trauergottesdienst, doch davon gibt es keine Bilder. Sogar beim Grab hielt sich das Reporterteam zurück. Gezeichnet ist das Bild mit „Blick“.
Mit guten Gründen, denn Schriftsteller Martin Sutter hat mit einem mutigen Rechtsverfahren gegen Ringier beim Tod seines Sohns die Privatsphäre verteidigt. Und so möchte man auch als beteiligte/r Fotograf/in nicht mehr in die „Fotofalle“ laufen.
Die Beiträge auf BlickOnline zum Unfall von Christine Heeb sind medienrechtlich nicht weniger problematisch. Man hätte gerne über die „Gefährlichkeit“ von Mobility-Kunden weiter recherchiert, doch da war nicht viel zu holen. So überliess man dem Volkszorn das Forum. An der Dufourstrasse wäscht man die Hände in Unschuld. Für ein Statement von Max Muster aus Musterhausen kann man keine Haftung übernehmen, auch nicht für Bilder von Leserreportern, zumindest nicht bis zu einem Musterprozess.
SF DRS steht vor einem andern Problem. Für die „Die grössten Schweizer Talente“ müssen die Zuschauer/innen nicht nur ihre Bildrechte abtreten, was heute Standard sein soll, wenn die Kamera ins Publikum fährt. Sie müssen sich bei der Produktionsfirma auch mit Telefonnummer und Mail legitimieren und bestätigen, dass sie – direkt gesagt – beworben werden dürfen. Inzwischen hat die externe Firma ihre Vertragsbedingungen halbherzig relativiert.
Auf unserem Lokalkanal finden sich auch bessere Sendungen, die zudem fotografisch von Interesse sind. „Ein Dorf spielt Operette“ bringt Lichtblicke ins einheimischem Schaffen. Die Reportage überzeugt durch eine zeitgemässe Bildsprache, kurze Clips und rasche Schnitte. So macht öffentlich-rechtliches Fernsehen Spass, für Produzierende wie für Konzessionäre. Wer sich als Pressefotograf/in mit Clips auseinandersetzen will, gewinnt aus dieser Serie viele Anregungen.
In Sachen People hat der SonntagsBlick wenig zu bieten. „Was soll ich sonst lesen?“ sagte ein älterer Herr, der jeweils am Sonntagmorgen seinen Milchkaffee im Avec-Shop in K. nimmt. Der SonntagsBlick wurde bis um 8 Uhr nicht ausgeliefert. „Es staht ja nu Seich drin“, und tröstete sich mit einem Schoggigipfeli.
Doch dann findet sich in einem Exemplar, das wir an der Tankstelle organisieren konnten, eine aussergewöhnliche Geschichte. Rechtsprofessor Heinrich Koller (69), der mit einer Kommission die Ausschaffungs-Initiative umsetzen soll, ist im Hotel Bellevue beim Händewaschen vor einem Termin mit Bundesrätin Simonetta Sommaruha in einer Wasserlache ausgeglitten. Andreas Frossard fotografierte ihn im Auftrag von Blick drei Tage später. Koller liess sich nichts anmerken. Den gebrochenen Finger sah man man erst bei der Bearbeitung des Bildes und setzte im Layout folgerichtig eine Lupe als Gestaltungsmittel ein (Seite 23).
Klassisch Boulevard ist die „Reportage“ über die Trauung von Martina Hingis mit Sportsfreund Thibault Hutin (SonntagsBlick, Seite 41). Die Bilder wurden von DUKAS übernommen. Die Journalistin dürfte nicht unter den geladenen Gästen gewesen sein. Trauzeuge war Ex-Blickredaktor Mario Widmer. Wenn man genau hinschaut, kann man sich über die aktuelle Brillenmode informieren (Seite 41).
Unappetitlich sind Geschichten, die im Gesamtpaket von den Beteiligten selbst verkauft werden. Gemäss Der Sonntag dürfte es auf die „Älteste Mutter der Schweiz“ zutreffen. Dominique C. soll ihre Story exklusiv dem Blick angeboten und verkauft haben, und die Shootings fanden in einem Hotel im Tessin statt (Recherchen Sandro Broz und Claudia Marinka).
Das SonntagsBlick Magazin bringt als Eigenproduktion eine Reportage über das Heim von Zubin und Nancy Metha in der Toscana (Text Michael Merz, Fotografie Sabine Wunderlin). Metha, der als Parse keinen Alkohol trinkt, lebt mitten in den Weinbergen. Seine Nachbarn und Freunde sind Winzer. Doch das Paar fühlt sich hier ebenso wohl wie die Journalisten. Somit ist eine schöne Coffee-Table Reportage entstanden. Der Anlass: Am 21. Dezember tritt Zubin Metha mit der Buchmann-Metha-Musikschule in der Zürcher Tonhalle auf. Wir freuen uns auf Bilder vom Anlass.
Auf seiner Medien-Seite in Der Sonntag flirtet Redaktor Kurt-Emil Merki erneut mit der Südostschweiz und zeigt am Beispiel der Chefredaktoren Markus Somm und David Sieber die Unterschiede zur BaZ auf. Nachdem die AZ-Medien in Basel nicht einmal zum Tanz aufgefordert wurden, gilt die Devise „Auch andere Mütter haben schöne Töchter.“ Immerhin könnten die Bündner ein Sägewerk als Mitgift in die Produktionslinie einbringen.