Giorgio Hösli publiziert mit einem kleinen Team die Zeitschrift und das Online-Portal zalp.ch und betreibt eine Stellenvermittlung für Alppersonal. Der ausgebildete Typographiker, Journalist und Senn im Zweitberuf realisierte einen langehegten Traum und legt mit Paul Hugentobler einen grossartigen Bildband und ein kompetentes Sachbuch über die Welt der Älpler/innen und Älpler jeneits der Klischees vor.
Wer Trachtenfrauen und Chüjermutz erwartet, greift nicht zu diesem Buch. Die dreizehn Porträts sind sehr unterschiedlichen und individuellen Persönlichkeiten gewidmet. Es sind Menschen, die für 3-4 Monate im Jahr die Verantwortung für mehrere Dutzend Tiere und eine Alp als temporären Lebensraum übernehmen.
Giorgio Hösli steht seiner Szene keineswegs unkritisch gegenüber. Einfach ist das Durchhalten auf einer Alp, als Sennerin, als Hirt oder auch nur als Zusenn nicht. Als kompetenter und aufmerksamer Beobachter notiert sich Hösli auch die kleinen Details, die motivieren können oder zur Resignation führen. Starke Reportagen sind das Porträt der fünfzehnjährigen Corina Hefti, die bereits selbständig eine Rinderherde betreut. David Scheuch suchte auf einer entlegenen Ziegenalp im Tessin sich selbst und gründete eine Familie. Interessant ist auch das Paar Werner Lüönd und Marc Hasler auf der Alp Wimpfel bei Mogelsberg/SG, ergreifend der Besuch bei Robert Lauber auf der Alp Itramen in Grindelwald/BE, vermutlich in seiner letzten Alpsaison.
Ist „Hirtenstock und Käsebrecher“ eine Sammlung von Reportagen, ein Bildband oder ein Sachbuch? Zweifellos überzeugt das sehr sorgfältig gestaltetet Buch durch die Fotografien. Begleitet hat Hösli zumeist der Fotograf Paul Hugentobler. Etwas weniger als die Hälfte der Aufnahmen stammen vom ihm. Im Anhang erläutert Hösli sein Konzept, die Arbeitsweise und die Technik.
Die beiden Journalisten arbeiteten mit Nikon D300 und vor allem mit Weitwinkel-Ojektiven von Nikon und Sigma, und sparsamem Einsatz von Blitz. Weitwinkel und Available Light prägen das Buch. Man ist visuell sehr nah an den Personen, die im Text porträtiert werden. Wie die Buchgestaltung ist auch die Bildsprache modern. Man spürt, Giorgio Hösli ist Perfektionist und hat eine verbindliche Auswahl von 291 Bildern aus einem Bestand von ca. 13 000 Aufnahmen getroffen. Die Produktionskosten für das Buch betrugen ca. 150 000.- Franken und sind mehrheitlich durch Zuwendungen von Sponsoren abgedeckt.
Hösli und Hugentobler ist eines der bemerkenswertesten Fotobücher des Jahres gelungen. Wer die Berge, ihre Menschen, unsere Kühe und wer Käse liebt, wird immer wieder etwas Neues finden und freut sich darauf, im kommenden Sommer einige der Alpen selbst zu entdecken.
Giorgio Hösli und Paul Hugentobler (Herausgeber)
Hirtenstock und Käsebrecher
Älplerinnen und Älpler im Porträt
2110 zaplverlag, Mollis
ISBN 978-3-033-02385-7, CHF 74.– EUR 54.–
Zum Buch ist ein Set von Postkarten erschienen. Unserem Exemplar lag ein Buchzeichen aus Kuhhaar bei, hergestellt in der Basler Papiermühle.