David Meili, 15. Januar 2011, 09:22 Uhr

Kurzkritik: Stefan Burger im Kunstraum Walcheturm

Die Erwartungen an die „Solo Exhibition“ von Stefan Burger im Kunstraum Walcheturm waren hoch. Nach der photo10, einer Retrospektve auf das vergangene Jahr, eröffnete der Walcheturm die  Saison der freien Kunsträume und Galerien für 2011.

Stefan Burger und das Team vom Kunstraum Walcheturm überraschten mit einer Handvoll Fotografien, Objekten und einer Gesamtinstallation, die sich erst auf einen zweiten Blick erschliesst. Was Burger zeigt, ist perfekt auf die Räumlichkeiten abgestimmt. Burger spielt mit der Lokalität und ihren Besucher/innen, oft ernsthaft, oft selbstironisch. Zuerst entdeckt haben dies an der Vernissage die Kinder. Die bewusst gesetzten Freiräumen sind wie vorgestimmt zum Herumtollen.

Umso mehr kommen die Werke von Stefan Burger zur Geltung. Ob sich der Fotograf mehr zur Skulptur und Installation bewegt, und dann doch wieder zur Fotografie zurückkommt, lassen wir offen. Die Videoinstallation beginnt banal, und dann öffnet sich ein zweites Fenster an der anderen Seite des Raums und die Projektion löst sich gedanklich auf. Wie, – verraten wir nicht. Man muss sie gesehen haben.

In den anregenden Gesprächen an der Vernissage wurde deutlich: Für die Gegenwartskunst gibt es die Schublade „Fotografie“ nicht mehr. Dies dürfte auch das Kernproblem des für Zürich geplanten Fotofestivals in der Nachfolge von photo10 sein. Eine als Bildhauerin erfolgreiche Studienkollegin von Stefan Burger sagte uns, sie würde vermehrt fotografieren. Einordnen lassen wird sie sich nicht.

Ein Highlight war die Kulinarik. PanEolio, Cucina&Vino, als Restaurant auch an der Cramerstrasse 4 zu besuchen, setzte die Latte für kommende Vernissagen sehr hoch. Schinken, Käse, Brote, Kartoffelsuppe und zwei Weine jenseits vom ortsüblichen Chardonnay bleiben als hervorragende Werbung für die Kultur des guten italienischen Essens im Quartier in Erinnerung.

Stefan Burger: Zeigefinger, eingeklemmt im Vorstellungsklavier
Kunstraum Walcheturm, Zürich, bis 16. Februar 2011

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