Victor Segalen und seine fotohistorisch bedeutsamen Dokumente aus China
Seit Jahren wartete man als fotohistorisch Interessierter auf diesen Beitrag. Als der Erste Weltkrieg begann, unternahm eine Expedition unter der Leitung des Schriftstellers und Arztes Victor Segalen eine Expedition ins Innere Chinas. Es galt, die riesigen Steinskulpturen aufzuspüren und sie fotografisch festzuhalten.
Medientext:
Im Jahr 1914 drang eine französische Expedition unter der Leitung des Marinearztes und Schriftstellers Victor Segalen (1878-1919) tief ins unerforschte Innere Chinas vor. Segalen sollte im Auftrag der französischen Regierung in der an der Grenze zu Tibet gelegenen Provinz Sichuan die frühesten Werke Han-chinesischer Steinbildhauerkunst aufspüren, mächtige Skulpturen, mit denen die chinesische Bildhauerei vor zwei Jahrtausenden ihren Anfang nahm. Theoretisch war der Weg vorgezeichnet, doch was der Expedition tatsächlich begegnen würde, war völlig offen.
Für Segalen wurde die Begegnung mit der steinernen Kunst Chinas zur Quelle seines literarischen Schaffens. Seine Texte sind nicht einfach Beschreibungen des Gesehenen, sondern beinhalten auch seine persönliche Sicht auf die ferne Vergangenheit Chinas. Seine Aufzeichnungen dokumentieren eine der letzten Expetitionen des 20. Jahrhunderts, die ohne Automobil und unter schwierigsten Bedingungen das riesige chinesische Reich durchquerte. Auf ihrem 6.000 Kilometer langen Weg erforschten die Abenteurer und Wissenschaftler neben den rätselhaften Tierskulpturen, Grabpfeilern und Grabhöhlen auch buddhistische Steinbildhauereien. Segalen hat während seiner Reise durch China eine archaisch anmutende Welt dokumentiert, die es heute so nicht mehr gibt.
Victor Segalen – Expedition in das Reich der Mitte
Tamara Wyss und Maria Zinfert kontrastieren in ihrer Dokumentation die in Schwarz-Weiß aufgenommenen Fotografien der Expedition von 1914 mit aktuellen Aufnahmen der Stätten.
arte, 29.1.2011, 20.15 Uhr