Wissenschaftsredaktor Walter Jäggi hat für den Tages-Anzeiger (14. März 2011) ein interessantes Thema aufgegriffen. Mit der vom Bundesamt für Kultur unterstützten Inititative zur Digitalisierung der Kinos wird es in der Schweiz kaum mehr ein Filmlabor mehr geben. Die noch bestehende Firma Egli wird die ehemalige Schwarz-Filmtechnik in Ostermundigen im Laufe dieses Jahres schliessen und unterhält noch in Oerlikon die Prozesskette für 35-und 16mm Film (Bildnachweis: Kino Kenzingen).
Doch was die Kinos mit dem physischen Austausch von Festplatten nun anstreben, ist lediglich ein Zwischenschritt. Die Zukunft liegt im Streaming auf Breitband, und der Programmierung On Demand. Dazu braucht es, wie Jäggi nicht anmerken will, keine Kopierwerke mehr. Es sind Lizenzen, die bereits heute über Internet verrechnet werden. Auch die meisten Schweizer Filme werden digital produziert. Uns sind aus den vergangenen Monaten keine Produktionen bekannt, die noch auf Celluloid entstanden. Zudem hat Kodak als wichtigster Anbieter sein Sortiment an Filmmaterial weltweit arg reduziert.
Zurecht weist Jäggi darauf hin, dass mit der Stilllegung der Kopierwerke auch Knowhow verloren geht und Menschen ihre Stelle verlieren, die über Jahrzehnte Erfahrungen in diesem Bereich vermittelten. Die Vorstellung, dass Celluloid als Datenträger in Kühlräumen bis 500 Jahre überlebt, ist wissenschaftlich weitgehend gesichert, doch Filme auf Celluloid zu kopieren und so zu erhalten macht wenig Sinn.
International hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass Digitalisierung und digitale Restaurierung von alten Filmen weit effizienter und sinnvoller ist. Nur muss die kontinuierliche digitale Archivierung auch gewährleistet sein. Im Gegensatz zu analogen Verfahren gibt es beim Kopieren keinen Informationsverlust, und das ist das stärkste Argument.
Filmlabors müssen aufgeben, Archive haben das Nachsehen. Walter Jäggi
Tagesanzeiger vom 14. März 2011