Copyright Urs Tillmanns, Fotointern.ch Urs Tillmanns, 26. April 2011, 07:00 Uhr

Pentax 645D im Kurztest

Sie hat schon lange vor ihrer Markteinführung für Schlagzeilen gesorgt, weil sie als preisgünstigste Mittelformat-Systemkamera auf professionelle Ansprüchen ausgelegt ist und viele Extras bietet. Jetzt ist sie in der Schweiz lieferbar – wenigstens in «homöopathischen Mengen». Zum Ausprobieren kann man sie bei Photo Vision und bei Foto Marlin tageweise mieten.

Drei Dinge fallen auf, wenn man die Pentax 645D zum ersten Mal zur Hand nimmt: Erstens macht sie einen sehr aufgeräumten Eindruck. Die Bedienelemente sind übersichtlich angeordnet und man findet sich sofort mit der Funktionssteuerung zurecht. Zweitens fallen als clevere Lösung zwei Stativgewinde auf, eines unten für Querformataufnahmen und eines linksseitlich für Hochformataufnahmen. Drittens sucht man zunächst das Kartenfach, bis man schliesslich eines findet, das gleich zwei SD-Karten beherbergt. Das ist praktisch, um z.B. gleichzeitig auf einer Karte JPEG- und auf der anderen RAW-Daten abzuspeichern. Anderseits werden sich die Compactflash-gewohnten Profis schwer damit tun, auf das kleinere Kartenformat umzusteigen, obwohl es heute keine hieb- und stichhaltigen Gründe mehr gibt, die für die grossen CF-Karten sprechen. Und als vierten Auffallpunkt müsste man auch noch den Handgriff der Kamera aufführen, der das Einskommafünfkilo-Gerät handlich und ergonomisch macht.

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Übrigens wurde die Pentax 645D soeben von der TIPA als beste professionelle Spiegelreflexkamera des Jahres 2011 ausgezeichnet.

Kurze Angewöhnungszeit

Wie bereits bemerkt macht die Kamera schon fast einen selbsterklärenden Eindruck und unterscheidet sich bezüglich der Funktionseinstellungen kaum von einer Kleinbildkamera. Die Bedientasten sind logisch und ergonomisch angeordnet, so dass man sich mit der Kamera sehr schnell zurecht findet.

Doch kommen einige typische und besonders praktische Tasten hinzu, nämlich die Schnellwahltasten für das RAW-Format, die Qualitätswahl der beiden Kartenfächer, die Belichtungsreihenautomatik auf der linken Oberseite des Gehäuses, sowie hinten an der Kamera die Tasten für die Blitzwahl, die benutzerdefinierten Einstellungen, die Bildfolge und den Weissabgleich. Alle diese Funktionen können blitzschnell und direkt angewählt werden, ohne über das recht umfangreiche Zentralmenü gehen zu müssen. Und wenn man sich mal total verzwirbelt, gibt es eine Grünpunkttaste, die alles ausser den benutzerdefinierten Einstellungen wieder auf die Grundeinstellung zurückstellt.

Auch das Menü der Kamera präsentiert sich sehr übersichtlich, und man findet sich sehr schnell darin zurecht. Vor allem entdeckt man, was die Kamera an Besonderheiten noch alles kann. Es ist so ziemlich an alles gedacht, und man kann sogar Ordner- und Dateinamen vorgeben oder den Fotografennamen bei allen Bildern in die Exif-Daten schreiben lassen.

Zu den Besonderheiten gehört auch die benutzerdefinierte Einstellung der Farbdynamik, die allerdings bei anderen professionellen Kameras in ähnlicher Weise anzutreffen ist. Dabei sind acht Einstellungen (Natürlich, Leuchtend, Porträt, Landschaft, Lebendig, Gedeckt, Umkehrfilm und Monochrom) vorgegeben, von der jede in plus/minus vier Stufen bezüglich Farbsättigung, Farbton, Farbanpassung, Hi-Key-/Low-Key-Anpassung, Kontrast und Schärfe verändert werden kann. Zudem können noch neun Filtereffekte gewählt werden, die ohne, Grün-, Gelb-, Orange-, Rot-, Magenta-, Blau-, Cyan- und Infrarot-Filterwirkung entsprechen. Auch sind mit der Pentax 645D Belichtungsreihen von 2, 3 oder 5 Bilder automatisch möglich, sowie Serienaufnahmen von 1,1 Bildern pro Sekunde, Intervallaufnahmen bis zu 999 Bilder, HDR-Aufnahmen und Mehrfachbelichtungen anzuwählen.

Architekturfotografen werden besonders auch die 3D-Wasserwaage der Kamera schätzen, die bei entsprechendem Knopfdruck auf dem Display die Ausrichtung der Kamera in drei Achsen anzeigt. Schade, dass sie nicht auch im Sucher sichtbar ist.

Copyright Urs Tillmanns, Fotointern.chTestaufnahme, rechts mit 100%-Ausschnitt

Copyright Urs Tillmanns, Fotointern.chDiese Gegenlichtaufnahme zeigt den grossen Dynamikumfang von 11,5 Belichtungsstufen

Kamera nur für Profis?

Was für den professionellen Einsatz der Pentax 645D spricht, ist ihre Allwettertauglichkeit, sowie das Systemprinzip. Insgesamt 70 spezielle Abdichtungen sollen dafür sorgen, dass die Kamera auch in härtesten Bedingungen Regen und Staub trotzt. Zudem soll sie auch noch bei minus 10 Grad ihren Dienst tun – eine Aussage, die wir allerdings an diesem Osterwochenende nicht nachprüfen konnten.

Der Autofokus reagiert schnell und präzise, so wie man es sich von den Pentax-Kleinbildmodellen gewohnt ist. Sie verfügen grundsätzlich über die gleiche Safox-IX+ Technologie, die von 11 Sensoren, davon 9 Kreuzsensoren, unterstützt wird. Für die korrekte Belichtung zeichnen 77 Messfelder verantwortlich, die in der TTL-Offenblendmessung für Mehrfeld-, Mittenbetonungs- und Spotmessung eingesetzt werden können.

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Zum System gehören insgesamt 15 Objektive, von denen die meisten aus dem analogen 645-System von Pentax stammen und mit dem Neuling in nahezu allen Funktionen kompatibel sind. Für unseren Kurztest stand uns nur das Standardobjektiv Pentax-D FA 1:2,8/55mm zur Verfügung, doch machte dieses bezüglich Schärfe- und Kontrastleistung einen sehr guten Eindruck. Weiter wird das 645-System durch diverse nützliche Zubehöre ergänzt.

Obwohl die Pentax 645D für professionelle Anwender konstruiert wurde, ist sie mit ihrem attraktiven Preis von rund 15‘000 Franken auch für engagierte Amateurfotografen sehr interessant, die in eine andere Qualitätsliga aufsteigen wollen. Der grössere Sensor gibt die Bilddetails in einer deutlich besseren Qualität wieder, was sich besonders bei grossformatigen Bildern zum Beispiel an Ausstellungen zeigt. Das ist naheliegend, denn schliesslich ist der Mittelformatsensor der Pentax 645D auch rund 4,5mal grösser als derjenige einer Spiegelreflexkamera mit APS-C Sensor.

Copyright Urs Tillmanns, Fotointern.chDie 7’264 x 5’440 Pixel bei voller Auflösung reichen locker, um dieses Bild mit 150 dpi 1,2 x 0,9 Meter gross auszudrucken

40 Megapixel – Auflösung ohne Ende

Eine Kamera mit einem Sensor von 44 x 33 mm Grösse mit 40 Millionen Pixel und einem Dynamikumfang von 11,5 Belichtungsstufen findet sich in einer ganz anderen Leistungsklasse als die Kleinbildmodelle. Allerdings muss man sich dabei bewusst sein, dass bei diesem Qualitätsanspruch auch wesentlich grössere Bilddateien anfallen, die im RAW-Format bei knappen 70 MB und im besten JPEG-Format bei rund 20 MB pro Bild liegen. Das führt zu längeren Bearbeitungszeiten und je nach Infrastruktur zu eventuellen Speicher- und Backup-Engpässen.

Die Aufnahmedaten lassen sich in JPEGs und/oder in RAW-Daten abspeichern, wobei bei letzteren festgelegt werden kann, ob es sich um Adobe DNG oder proprietäre PEF-Dateien handeln soll. Weiter kann auch die Bildgrösse und die JPEG-Kompression in je drei verschiedenen Stufen eingestellt werden.

Gegen allfälligen Staub auf dem Sensor wehrt sich die Kamera mit einem Staubwarnsystem, welches dem Fotografen signalisiert, dass der Sensor eine Reinigung benötigt. Um diese zu vollziehen wird der Sensor piezogesteuert in feinste Schwingungen versetzt, so dass die Staubpartikel abfallen.

Dass bei unserer Testkamera kein Akkuladegerät dabei war, war nicht weiter tragisch: Eine volle Akkuladung hält für rund 800 Aufnahmen, was für eine Mittelformatkamera recht spektakulär ist und beweist, dass die Kamera über ein sehr gutes Energie-Management verfügt.

Was letztlich für viele ausschlaggebend sein könnte, ist der günstige Preis der Pentax 645D. Rund 15‘000 Franken für eine Mittelformatkamera mit 40 Megapixel Auflösung und einem Standardobjektiv 1:2,8/55 mm ist ein bisher unschlagbarer Preis, für den man eine wertige, gut bedienbare und sehr vielfältig einsetzbare Systemkamera bekommt.

Übrigens: Wenn Sie die Pentax 645D selbst testen möchten, können Sie diese bei Photo Vision in Bern (Tel. 031 311 55 05) und bei Foto Marlin Basel GmbH für nur CHF 149.– pro Tag zuzüglich Portospesen mieten. Ein günstiges Angebot, um sich von den Mittelformat-Vorteilen der Pentax 645D zu überzeugen. Allerdings ist dieses mit der Gefahr verbunden, dass man sich leicht zur Anschaffung dieser aussergewöhnlichen Kamera verleiten lässt …

Urs Tillmanns

Weitere Informationen zur Pentax 645D finden Sie hier.

Die technischen Daten gibt es hier.

Die Pentax 645D ist in der Schweiz erhältlich bei

 

 

 

Ein Kommentar zu “Pentax 645D im Kurztest”

  1. Stimmt! Die Kamera macht wirklich süchtig! Bin der Sucht schon verfallen und muss die nächsten 2 Jahre meine Familie bei Wasser und Brot durchbringen! 🙂
    Aber im Ernst: Es gibt keine Alternative in dieser Klasse. Weder Hasselblad noch Leica haben die Auswahl an Objektiven und die Robustheit zu bieten. Und Image? Selbst die Beatles haben schon mit Pentax fotografiert und als Arbeitstier bei Modefotografen war und und ist die 6×7 und 6×4,5 in den letzten Jahrzenten heissbegehrt! I love my PENTAX!

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