Markus Zitt, 8. Mai 2011, 07:00 Uhr

Interview zur «Professional Imaging»-Messe

In der zweiten Hälfte dieser Mai-Woche findet in Zürich die Professional Imaging 2011 (kurz PI11 genannt) statt. Die Fotobranche zeigt dort ihr breites Angebot an Dienstleistungen und Produkten, darunter auch die allerneusten. Über den Sinn und Zweck sowie die Änderungen der Messe sprach Fotointern mit Paul Merki, der die Messe mitorganisierte.

Die Messe findet in einem Zwei-Jahres-Turnus jeweils in den photokina-freien Jahren statt. Veranstalter ist die Imaging.ch (vormals ISFL), die eine non-profit Branchenorganisation der Hersteller und Herstellervertreter (Grossimporteure) von Imaging Produkten ist.

Die PI11 dauert drei Tage und startet am Donnerstag 12. Mai, und endet am Samstag 14. Mai. Geöffnet ist sie jeweils von 09:00 bis 19:00 Uhr, nur am Samstag schliesst sie bereits um 18:00 Uhr.

Erstmals finden auch kostenpflichtige Seminare und Workshops statt, die von der Messe selbst organisiert werden. In der Vergangenheit fanden Veranstaltungen ähnlicher Art lediglich an dem einen oder anderen Ausstellerstand statt und waren kostenlos.

An der diesjährigen Messe ist die Fotobranche leider nur unvollständig vertreten. Etliche Firmen haben aus verschiedensten Gründen ganz auf eine Teilnahme verzichtet oder lassen sich vertreten (siehe Ausstellerliste).

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Interview mit Paul Merki

Paul Merki hat als Vorstandsmitglied der veranstaltenden Imaging.ch die PI11 zusammen mit den weiter unten genannten Personen organisiert. Er ist Geschäftsführer der Light & Byte AG.

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Fotointern: Als  was versteht sich die PI11 heute – nicht zuletzt im Hinblick auf den Namen „Professional Imaging“?
Paul Merki: Die für das interessierte Publikum offene Fachmesse gibt einen umfassenden Überblick über den Stand der Technik, die Entwicklung und Anwendung neuer Produkte und Verfahren in allen Phasen und Bereichen des digitalen Bildes. Sie ist ein Ort der Begegnung für Lieferanten, Spezialisten und Profis.
Das gilt für den Detailhandel ebenso wie für Berufsfotografen, berufliche Anwender, Prosumer, Angestellte der Gestaltungs- und Printberufe sowie Video- und Filmschaffende.

Fotointern: Was wurde geändert oder ist neu – und wieso?
Paul Merki: Die Messe findet 2011 zum ersten Mal in der urbanen Maag Eventhalle statt. Mitten im Herzen der neuen Zürcher Kultur bietet die Halle ein ideales Ambiente für die bildnerischen Gestalter. Wir haben diesen Ort gewählt, weil das Maag Areal besser zur professionellen Foto- und Videografie passt. Da das Maag durch die Photo10 sehr bekannt geworden ist, erhoffen wir uns Synergien.
Fand die Messe früher von Mittwoch bis Freitag statt, so dauert sie nun von Donnerstag bis Samstag. Mit dem Samstag möchten wir uns mehr auch für die Amateurkundschaft öffnen.
Seminare fanden schon vereinzelt an der letzten PI statt. Wir möchten daran anknüpfen, indem wir lehrreiche und für die Besucher wertvolle Seminare anbieten, damit sie ihren Messebesuch mit Lerninhalten anreichern können.

Fotointern: Allerdings wurde der Veranstaltungsort von verschiedenen Seiten wegen der knappen Platzverhältnisse und den hohen Standkosten kritisiert.
Paul Merki: Für die Maag spricht der urbane Groove und die zentrale Position in Zürichs Kulturmeile. Die Messe Zürich hat einfach nicht den gleichen Charme.
Andererseits ist es natürlich so, dass man in der Maag viele Kompromisse machen muss – wegen dem beschränkten Platz, dem parallelen Musical-Betrieb etc.
Die Preise für die Stände sind gegenüber anderen Messen immer noch extrem tief und die Messe wird von Imaging.ch immer noch subventioniert.

Fotointern: Was ist das Ziel der Seminare und Workshops? Halten diese Veranstaltungen nicht manchen sogar vom Besuch der Messestände ab? Man braucht ja für beides viel Zeit.
Paul Merki: Diese Gefahr besteht immer. Es ist aber so, dass die Seminare erst 45 Minuten nach Messebeginn starten und am Abend rund zweieinhalb Stunden seminarfrei sind.
Zudem ist die Kapazität der Seminarplätze nicht so gross, dass es wegen und während der Seminare keine Besucher mehr in der Halle geben könnte.

 

Fotointern: Warum wird dieses Mal ein Eintritt verlangt, wo er vor zwei Jahren doch kostenlos war?
Paul Merki: Das letzte Mal registrierten wir alle Besucher samt ihren Kontaktadressen und offerierten im Gegenzug den Eintritt. Zudem ist es eine Budgetfrage, ob man auf die Eintritte verzichten möchte.
Seminarbesucher erhalten übrigens einen Gratiseintritt, das heisst im Seminarpreis ist der Eintritt zur Messe inbegriffen.

Fotointern: Besteht durch die Erhebung eines Eintrittspreises nicht die Gefahr, dass die Besucherzahl zu stark zurück geht, so dass die Aussteller aufgrund der zu geringen Frequenz künftig nicht mehr mitmachen wollen?
Paul Merki: Ich denke nicht, dass der Eintrittspreis ein entscheidendes Kriterium ist. 20 Franken sind nicht sehr hoch und für eine Messe ganz normal. Wir hatten schon bei vielen Professional Imaging Messen zuvor einen Eintritt erhoben. Zudem bieten viele Lieferanten Gratistickets an.

Fotointern: Die Öffnung am Samstag soll ja mehr Konsumenten bringen. Doch auf der anderen Seite ist dies fürs Fachhandelspersonal ein Nachteil, denn am verkaufs-intensivsten Tag findet es kaum Zeit. Wären nicht auch längere Öffnungszeiten am Abend sinnvoll, damit sogar viel beschäftigte Profis Zeit für die Messe fänden?
Paul Merki: Wir haben am Abend bis 19:00 Uhr geöffnet. Tendenziell hat sich immer gezeigt, dass der Abend nie sehr stark besucht wurde.
Fürs Fachhandelspersonal besteht das Dilemma mit der Zeit immer. Auch wenn es am Samstag nicht kommen kann, wird es nach einem arbeitsreichen Tag, nicht abends noch für einige Stunden an eine Messe gehen.

Der Samstag ist nicht nur für Konsumenten gedacht. Viele Profis haben damit nun die Möglichkeit am „freien“ Samstag reinzuschauen. Wann ein Profi die Messe besucht, richtet sich aber ohnehin nach seiner Auftragslage. Ein Messebesuch hat für ihn selbstverständlich nicht die gleiche Priorität wie das Erledigen eines Auftrags.

Fotointern: Was bringt die Ausstellung einem Aussteller, einem Fotografen, Videofilmer und anderen Bildprofis?
Paul Merki: Aussteller haben wie immer die Möglichkeit ihre neusten Produkte, aber auch ihr grosses Sortiment vielen Interessierten zu präsentieren. Dabei können sie wertvolle Kontakte zu bestehenden Kunden pflegen und neue Kunden gewinnen. Nebenbei erhalten sie auch einen Überblick über die Angebote ihrer Mitbewerber.

Fotografen und Videofilmer können an der Messe alle aktuellen und sogar die neusten Produkte einmal in der Hand halten. Sie können persönliche Kontakte zu den Lieferanten (alle an einem Ort) knüpfen und pflegen, sich mit Berufskollegen austauschen und natürlich auch die interessanten Seminare besuchen.

Fotointern: Was bringt die Ausstellung einem Hobbyfotografen und was einem normalen Konsumenten?
Paul Merki: Er kann die lehrreichen Seminare besuchen. Ausserdem kann er an der Messe all die Profi-Tools sehen, die er im normalen Fachhandel nie zu Gesicht bekommt.

Fotointern: Wieso ist man bemüht, mehr Konsumenten und Hobbyfotografen anzusprechen? Mehr Leute an der Messe erschweren ja die Kontaktmöglichkeit zwischen Profis und Ausstellern?
Paul Merki: Engagierte Amateure bekommen einen immer höheren Stellenwert und sollten auch entsprechend beraten werden können. Bei vielen Profilieferanten ist dieses Kundensegment ein wichtiger Umsatzträger. Sollten wir so viele Besucher haben, dass die Kontaktmöglichkeiten erschwert werden, dann hätten wir ein Luxusproblem.

Fotointern: Im Hinblick auf das verstärkte Ansprechen von versierten Konsumenten und Hobbyfotografen stellt sich die Frage: Wie unterscheidet sich die Professional Imaging vom Digital Event Baden?
Paul Merki: Der Digital Event lebt vor allem von seinen Präsentationen. Es handelt sich nur um einen Tagesevent und die Aussteller sind mit bescheideneren Ständen vertreten. Das Zielpublikum setzt sich beim Digitalevent ganz klar aus Endusern und engagierten Amateuren zusammen, wohingegen die PI11 ganz klar auf Profis ausgerichtet ist.

Fotointern: Welchen Sinn macht heute überhaupt eine Messe? Es gibt ja einerseits das Internet als Informationsquelle und andererseits finden übers Jahr unzählige Events (Hausmessen bzw. Workshops) bei den Ausstellern statt.
Paul Merki: Nach wie vor kann ein Aussteller bei einer Fachmesse eine grosse Zahl von Besuchern persönlich treffen und beraten. Dies ist eine aktive Kommunikation und nicht eine OneWay-Geschichte wie das Internet. Hausmessen haben immer nur eine sehr geringe Reichweite und das Besucherpotential ist weit geringer als an einer Fachmesse.

Fotointern: Wieso ist nur ein Teil der Fotofirmen mit Ständen vororts? Einige – wie Canon und Nikon – lassen sich lediglich vertreten, andere wie Olympus, Pentax und Sinar fehlen ganz. Auch Vertreter der Unterhaltungselektronik und der IT-Branche, die im Bereich Imaging eigentlich stark engagiert sind, fehlen weitgehend. Beispiele sind HP, Samsung und Sony.
Paul Merki: Canon und Nikon haben in den letzten Jahren ihre Messepolitik geändert und nehmen leider nicht mehr direkt teil. Diese beiden Profibrands hätten wir gerne im Boot gehabt. Beide sind aber bei verschiedenen Profianbietern vertreten und die Kunden können sich dort sehr gut beraten lassen. UE und IT haben ihre eigenen Messen, welche zum Teil einen anderen Fokus haben. Pentax ist mit der neuen Mittelformatkamera nun doch noch als Mitaussteller bei GMC vertreten. Samsung ist zu weit von der Profifotografie entfernt, und HP sowie Sony haben sich leider gegen eine Teilnahme an der PI11 entschieden.

Fotointern: Wie sieht es mit der vielbeschworenen Konvergenz aus? Ausser einigen Videofirmen hat die Professional Imaging, da ja scheinbar wenig zu bieten?
Paul Merki: Die Videobranche ist natürlich im Gegensatz zur Fotobranche wesentlich kleiner. Auch wenn nur zwei reine Videoanbieter da sind, wird natürlich auch auf Ständen von Fotolieferanten schon sehr viel Videozubehör angeboten. Die Konvergenz ist auch in den Seminaren ein Thema – Beispiele dafür sind Veranstaltungen zu den Themen DSLR-Video für Fotografen und Timelapse-Videos.

Fotointern: Aber wie sieht es mit Firmen aus den Branchen Unterhaltungselektronik und ICT aus? Mobile Geräte wie Tablets, Handys, Fernseher, Beamer und Heimkino-Systeme sind für Fotografen und Filmer heute doch interessant als Werkzeuge und für die persönliche Bildpräsentation.
Paul Merki: So interessant diese Gerätegruppen auch sind, sehen wir noch keine grosse Nachfrage über die Profikanäle. Beamer führen bei Fotografen immer noch ein Nischendasein. Handys werden über die Mobilkanäle abgesetzt. Fernseher und Heimkino-Systeme werden über die traditionellen UE-Kanäle abgesetzt.

Fotointern: Wen wünschen sich die Veranstalter künftig als Aussteller, oder welche Art von Unternehmen, Organisationen u.ä. sollten künftig auch ausstellen?
Paul Merki: Im Moment ist es so, dass wir gar nicht mehr Aussteller angehen können, da die Maag Halle viel kleiner als die Messe Zürich ist. Wir mussten deshalb einige Firmen abweisen.

Fotointern: Und wenn nun bessere, sprich grössere Ausstellungsräumlichkeiten verfügbar wären? Oder sollte nicht eine grössere Messe angestrebt werden?
Paul Merki: Das Projekt Maag ist ganz klar eine Neuausrichtung. Zudem ist es zeitlich begrenzt, da die Maag Halle nur noch bis 2016 genutzt werden kann. Neben der Maag Halle gibt es nur noch die Messe Zürich, welche über mehr Fläche verfügt.

Fotointern: In welche Richtung könnte oder sollte sich die Messe künftig entwickeln?
Paul Merki: Die Öffnung gegenüber dem grossen Publikum ist alle zwei Jahre wieder ein Thema. In 2011 möchten wir klein aber fein bleiben und den Profis ein stimmiges Ambiente und ein gutes Seminarprogramm bieten.

Fotointern: Noch ein letzte Frage: Wieso wird die Messe durch ein schlafendes Mädchen visualisiert? Wen soll das ansprechen bzw. was soll es aussagen?
Paul Merki: Das Mädchen schläft nicht. Das Bild soll einfach nur einen Bezug zu guter Fotografie schaffen.

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Fotointern: Danke für das Gespräch Paul Merki – und gute Besserung für den gebrochenen Arm.

Die Fragen stellte Markus Zitt. Die Fotos hat Enya Merki geschossen.

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Infos zur PI11:

Messedatum: 12., 13. und 14 Mai 2011

Veranstaltungsort: Maag Event Hall, Hardstrasse 219, CH-8005 Zürich

Die Messe wird von Imaging.ch veranstaltet. Das Organisationskommitee setzt sich aus Jacques Stähli (Messeleitung), Cynthia Schilter, Albert Sigrist (Seminargruppe), Marco Rosenfelder (Seminargruppe, PR, Logistik), Bruno Perotto (Messebau, Basisinfrastruktur) und Paul Merki (Seminargruppe, Website, Katalog, PR) zusammen.

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Frühere Artikel auf Fotointern zur PI Professional Imaging:

 

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6 Kommentare zu “Interview zur «Professional Imaging»-Messe”

  1. Um so ein wahnsinns kreatives Portrait zu schiessen, braucht man übrigens das neuste Hightech Equipment, min. 80GB Digicam, mit asphärischem Linsensystem, mit Bluetooth Connection zum 48″ Mac oder iPad2, eine 10’000W Studioblitzanlage mit 3 Beleuchtungs Techniker (die es bedienen) und eine raffinierte Ausleuchttechnik mit den neusten Soft-Power-Lightboxen! Dann nicht zu vergessen, das neuste Photoshop Programm um die Hautfeinheiten zum Vorschein zu bringen! Fazit: Eine Branche macht sich lächerlich! Stimmt’s?

  2. Als ich finde es schade, dass einige interessante Hersteller fehlen. So lohnt es sich für mich als Amateur nicht wirklich und da reut mich der Eintrittspreis von 20 Franken schon eher.

  3. @ Toni Tobler

    “ Eine Branche macht sich lächerlich! “

    Bei uns Fotografen und unseren Partnern, den Lieferanten, geht es um Investitionen, Arbeitsplätze, und um die Zukunft einer ganzen Branche.
    Da sind saloppe Sprüche verfehlt.

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