Pressespiegel zum Wochenende vom 14./15. Mai 2011
Da Gunter Sachs und seine Familie auch mit uns immer wieder in Kontakt waren, kommen wir nochmals auf sein reiches Leben zurück. Wie haben die Medien auf seinen unfassbaren Tod reagiert, und mit welchen Bildern versucht man, seine Biographie zu illustrieren?
(Bildnachweis, vermutlich Amateurbild, verbreitet über DPA)
Als wir Gunter Sachs kennenlernten, schätzte er neben französischen Blättern Die Bunte. Das traditionsreichste deutschsprachige People-Magazin hat seinen Star überlebt und widmet ihm in der aktuellen Ausgabe ein Editorial (Patricia Riekel). Es ist das stilvollste, das wir gefunden haben. Dann folgt ein hervorragend illustrierter Beitrag über sein Leben, mit Bildern, die man zum Teil noch nicht gesehen hat. Bemerkenswert ist die Doppelseite, links auf seinem Boot als junger Mann, rechts Sachs vor der Serie von Andy Warhol, die aus der Foto entstand.
(Aufnahmen in Die Bunte von Sabine Brauer).
Nach der Meldung über seinen Tod kam in den Redaktionen Hektik auf. Die Aufnahmen von Sabine Brauer und ihrer Agentur in München waren Gold wert, denn Sachs kontrollierte nicht nur seine eigenen Fotos, sondern auch die Pressebilder über ihn und seine Familie. So haben auch wir uns zurückgehalten. Es bleibt unsere unzeitgemässe Empfehlung, die Heftli am Kiosk zu kaufen. Die damalige Haushälterin der Familie war am Bahnhofkiosk in Gstaad eine der besten Kundinnen.
Der Stern setzt mehr auf die nun auch in Deutschland aktuelle Debatte über Sterbehilfe und das Recht auf Freitod. Seine Bildstrecke zeigt eine interessante Aufnahme aus „Privatbesitz“, mit Eduard Wolfbauer an der Windmaschine. Das Original ist übrigens in Farbe und stammt vom Shooting auf Ibiza. Der redaktionelle Text ist zweifelhaft. Zu unserem Erstaunen erfahren wir am Schluss, dass der Tages-Anzeiger eine „Berner“ Zeitung ist. Da weiss jemand mehr.
Nicht nur Gstaad, auch Zürich hat seine Promis und ihre Fotografen. Stolz kommt bei allem Lokalpatriotismus nicht auf. Carl Hirschmann und seine Berater beglücken uns im Vorfeld des Gerichtsverfahrens gegen den früheren Club-Betreiber mit einer Charme-Offensive. Teil der Kampagne ist ein Wikipedia-Beitrag, der zweifellos von Profis geschrieben wurde. Dann unternahm Hirschmann eine Reise nach Sezchuan, bei der ihn als Auftragsfotograf Michel Comte begleitete.Vom Tages-Anzeiger online gestellte Bilder erinnern an Bilder, die wir auch schon gesehen haben. Hat nicht DAS MAGAZIN damals Fotos von Christoph Blocher publiziert, der sehr beeindruckt war, weil Comte ein weltberühmter Fotograf ist? Man erinnert sich an „etwas“ und sucht in der Wikipedia, und voilà, da ist es.
Im SonntagsBlick schreibt Dominik Hug über die Augenoperation von Michel Comte. Das erklärt auch, weshalb wir uns mit Kollegen die Frage stellten, ob Comte bei der seltsamen Volvo-Session vor der Operation wirklich selbst fotografierte oder nur mit der Kamera herumhüpfte, denn es gab eine ungewöhnliche, beinahe Just-in-Time Postproduction. Gute Besserung, und wir freuen uns auf das Alterswerk.
DAS MAGAZIN, um in Zürich zu bleiben, scheitert kläglich daran, den Niedergang der FDP zu erklären. Nicht, dass der Beitrag schlecht geschrieben wäre, doch man hat auf Leute wie Elisabeth Kopp gesetzt, die in den vergangenen Jahren kaum mehr Kontakte zur Partei hatten. Zumindest hätte man bei den drei unglücklich ausgewählten Personen mit einem Fotografen vorbeigehen können, um aktuelle Bilder zu machen und Interviews zu führen. Wie die historischen Bilder, ist auch der Beitrag aus der Mottenkiste.
Das SonntagsBlick magazin bringt als Überraschung eine gute Reportage über den spektakulären Transport der Plastiken von Richard Serra in die Fondation Beyeler in Basel. Adrian Bretscher hat sehenswerte Fotografien gemacht, und man spürt die Spannung der Beteiligten. Es ist ein positives Zeichen für Ringier und das SonntagsBlick magazin, den Wert von Eigen- und Auftragsproduktionen zu überdenken. Nur müsste man an der Dufourstrasse mehr Mittel einsetzen, denn Reportagen sind an Wochenenden gefragt. Dass damit auch PR für die von Sam Keller kuratierte Ausstellung und ein Co-Marketing verbunden ist, gehört zum Kunstbetrieb.
Was Fotografien und Fotografen bewirken können, zeigt die konzertierte Aktion am Grenzfluss Le Doubs. Das Problem ist bekannt. Drei angeblich „nachhaltige“ Kraftwerke haben die Hydrologie so nachhaltig zerstört, dass durch Algenbewuchs, Pilze (an den Fischen) es bald keine Fische mehr geben wird. Die Fischer haben sich zu einer Kampagne zusammengefunden. Von französischer Seite konnte Yann-Arthus Bertrand gewonnen werden, einer der Top-Ten auf unserer inoffiziellen Liste der Naturfotograf/innen. LeMatinDimanche berichtet darüber. Bis anhin sind keine Bilder online. Le Temps bringt ebenfalls einen kompetenten Beitrag mit obenstehendem Bild (ohne Nachweis), nur ändern sie das Login sozusagen jeden Tag. Somit können wir nicht auf den Beitrag verweisen.
Personal Message für den admin von Le Temps: David Meili, Obstgartenstrasse 15, 8302 Kloten, angeschriebener Briefkasten, david.meili@gmail.com. Will kein Abo fürs Print, nur die Adresse und die Telefonnummer nicht jeden Vormittag wieder neu eingeben, um online auf die Beiträge vom Newsletter aus zugreifen zu können.
In LeMatinDimanche, der meistgelesenen Zeitung der Romandie, ein sehr guter Beitrag von Titus Plattner über Erwin Beyeler. Das Bild kommt von Marco Zanoni, preisträchtig, auch nur am Kiosk Ihres Vertrauens erhältlich. Und dann geht es auf Seite 9 weiter. Nationalrat Ueli Leuenberger, mit einem Regenschirm auf einem Baum (!). Die Aufnahme stammt von Sabine Papilloud. Wie hat sie ihn auf den Baum gebracht? Man denkt an ein vor langer Zeit erschienes Buch von Hans. A. Pestalozzi, der sich ebenfalls in seltsamen Posen ablichten liess.
Das gesellschaftliche Ereignis der Woche war der Staatsbesuch des Spanischen Köningspaars. Es hielt sich zumeist in der Romandie auf, wo sich auch die meisten ihrer Landsleute aklimatisiert haben. Tout Bern wurde am Freitag ins Bellevue eingeladen. Der SonntagsBlick zeigt unsere Ministerpaare. Mit Blindtext gingen die Paarbilder als Fasnachtsball durch. Man muss sich Kleider nicht nur leisten können, man muss sie auch stilvoll tragen. Mithalten konnten Didier Burkhalter und seine Frau Friedrun Sabine. Kein Wunder, dass sich seine Hoheit mehrheitlich in der Romandie aufhielt.
Den ultimativen Catwalk im Bellevue findet man in LeMatin Dimanche. Die Aufnahmen von Alessandro della Valle und Sabine Papilloud sind im wahrsten Sinn des Wortes umwerfend. Im Gegensatz zum SonntagsBlick sind sie beim intellektuell anspruchsvolleren Schwesterblatt in der Romandie nicht freigestellt, und die Bekleidung wirkt umso peinlicher. Der freigestellte, linksbündig kombinierte Lead zeigt in LeMatinDimanche 3 Grazien. Wer hat wohl Eveline Widmer-Schlumpf angeraten, auf einem roten Teppich ein rotes Kleid zu tragen? Da ist Nachbesserung nötig, und Photoshop kann es nicht richten.
Der Sonntag setzt als Porträt der Woche und als Follow-up des Staatsbesuchs von König Juna-Carlos I. und seiner Gattin den Direktor des Hotels Bellevue, Urs Bühler, ins Bild. Peter Mosimann hat als Fotograf diese Aufgabe bestens gelöst. Dass Bühler wie ein Bundesweibel bekleidet ist, kann man verstehen. In seinem Hotel und in seinem Team fühlt man sich jedoch auch als kleiner Journalist und Fotograf stets gut aufgehoben. Das Interview (Othmar von Matt) ist lesenswert.
Was lange schwelte, eskaliert nun. Der Sonntag bringt genussvoll den Streit um die Coninx-Stiftung in die gedruckte Presse. Die Weltwoche gab den Startschuss. Kurz zusammengefasst, geht es um die Kunstsammlung der Familie Coninx und eine Liegeschaft, und ein Museumsprojekt, das bereits auf dem Papier zum Scheitern verurteilt ist. Die Welt in Zürich ist nicht gross, und Stiftungspräsident ist Ernst Hefti. Wie in der Stiftung von E.G.Bührle gibt es interessante Werke, und andere, mit denen man als Museumsdirektor effektiv nicht weiss, was man damit machen soll. Wer als Mseumsverantwortlicher tätig war, unterschiebt sie in der Regel seinem Nachfolger. Darunter sind auch Fotografien, doch die Fotografien zu den Kunstwerken bleiben urheberrechtlich geschützt und haben keinen Marktwert. (Beitrag in Der Sonntag auf Seite 23).
Last but not least. Kurt Emil-Merki ist mit seinem Beitrag über Anna Rossinelli in Der Sonntag mit Fallschirm abgestürzt. Hätte ja sein können. Jetzt kann man auch Hunderte von Fotos auf dem Server löschen, Game Over.
Und beim Zusammenräumen gefunden: Auf Seite 71 von Le MatinDimanche hat Laurent Crotter seinen früherenRektor Pierre Keller beim Fischkochen fotografiert. Keller kann gut kochen, und brillierte in der Küche der Cilnique Cecile , einer der best eingerichteten Küchen der Schweiz. Dort möchte man einmal im Leben kochen können. Was man in und mit der Fotografie nicht alles erreichen kann!