Pressespiegel zum 4./5. Juni 2011
Mit dem vorläufigen Freispruch für Jörg Kachelmann sitzen Fotografen und Agenturen auf teuer erwirtschafteten Bildern, die sie allenfalls nach einem Revisionsverfahren verwerten können. Während des Prozesses wurde die Publikation von seinen Anwälten umgehend und erfolgreich verhindert. Nun werden die „bösen Medien“ beschuldigt, über Monate dem Freigesprochenen nachgestellt zu haben. Doch die Geschichte wird eine Fortsetzungen finden, mit einer Dokumentation, einem Spielfilm und einem Making -of.
(Bildnachweis: Handelszeitung, FotografIn leider unbekannt).
Sandro Brotz bringt in Der Sonntag eine sehr sorgfältig recherchierte Bilanz der medialen Aufarbeitung des Verfahrens. In Zukunft werden neben dem fachlich kompetenten und zeichnungsberechtigten Journalisten Jurist/innen sitzen, die Assistentin, die recherchiert hat, und, ob man die Bilder publizieren darf, wird in Sitzungen bis zum definitiven Redaktionsschluss Belege liefern müssen. Kachelmann und seine Anwälte haben uns Medienschaffende vereist, wie kaum jemand zuvor, und auch vereint.
Ebenfalls in Der Sonntag, die fotografische Herausforderung des Wochenendes mit einem Ganzkörper-Porträt. Chris Iseli setzte André Dozé ins Bild. Das Interview ist textlich interessant, das Bild „säuft“ im Druck nach unten ab. Dozé ist keine Meerjungfrau. Vielleicht sollte man sich mehr Zeit nehmen können, die Interviewpartner ins Licht zu setzen (z.B. mit einem Taschenblitz von unten).
Sacha Ercolani hat das Fantasieprojekt von Erich von Däniken entdeckt der seine Bücher mit 3-D verfilmen möchte. von Däniken geht letztlich als Phantasy-Autor in die Medien-Geschichte ein und plant einen Auftritt mit Roger Moore. Wir warten ab. Doch von Däniken hat sich stets mit neuen Medien befasst. Der heutige JungfrauPark bei Interlaken war mit neuen Projektionsmethoden auf dem Standard von amerikanischen Freizeitparks. Vielleicht gelingt Erich nochmals ein Durchbruch, – good luck.
Oeschs Die Dritten „kennt“ man, wenn man SF daherdudeln lässt. Doch die Dritte Kraft im Online-Mediamarkt ist die NZZ nicht. Der grösste Medienkonzern wächst und wächst. Es ist die SRG, die ihr Online-Angebot mit dem Engagement von Christian Schmid massiv ausbauen wird. Somit landet die NZZ auf dem vierten Platz, oder auf dem fünften, wenn man mit sehr guten Argumenten die Publisuisse hinzuzählt.
Viele Führungspersonen geben an, dass die NZZ Online ihr Medium sei, doch was sie effektiv auf ihrem iPod anschauen, verraten sie uns nicht. Die Mediendienste der NZZ haben sich unter Peter Hogenkamp enorm verbessert, doch leider nicht inhaltlich. Es gibt und gab Beiträge, die im Print nie durchgekommen wären, und die meisten Fotografien sind Schnipsel aus Datenbanken der Agenturen. Ein Online-Journalismus, wie ihn die Konkurrenz aufbaut, gibt es an der Falkenstrasse offensichtlich noch nicht. Sie können sich gegenseitig an der Dufourstrassse besuchen und trösten.
Die Magazine bieten an diesem Wochenende nicht viel. Überzeugt hat uns beim SonntagsBlick magazin das Kreuzworträtsel, sonst – keine Reportagn und nur noch Product Placement. FEMINA macht es besser. Und generell ist die Wochenendpresse in der Westschweiz mit einem Duopol weit erfolgreicher als auf dem Platz Zürich. Sie kennen sich unter sich, machen gute Zeitungen in einem kleinen Markt und messen sich an der französischen Szene. FEMINA ist für zukünige Fotograf/innen und Layouter/innen Kult an diesem Wochenende, über die Sprechgrenzen hinweg.
LeMatinDimanche legt nach. Die Reportage über Sarah Palin (Seite 14/15) ist bezüglich der Interaktion zwischen Text, Fotos und Layout sehr interessant . So etwas kannte man nur vom Paris Match. Gönnt den KollegInnen an der Dufourstrasse doch ein Stage in Lausanne.
Die Zürcher Print-Medien warten wohl jetzt mal ab was das neue Zeitungs-und Onlineprojekt von Roche-Erbin Beatrice Oeri zu bieten hat. Bin sicher Medienzampanoo Martin Wagner(MW), der ein Medienimperium aufbauen will, wird Allianzen schmieden. Er muss sich doch für den Kauf von Tele-Züri in eine gute Ausgangslage manövrieren.