Urs Tillmanns, 19. Juni 2011, 07:00 Uhr

Wie die Sahara an die Wand kam

Bis vor kurzem hing im Kunstmuseum Bern eine 3 x 8 Meter grosse Grafik der Künstlerin Mara Montoya. Sie symbolisierte und beschrieb das Leben der Tuaregs in der Sahara. Wie wurde es gedruckt, wer hat es realisiert und auf welchem Material? Fotointern.ch wollte mehr wissen und ist den Spuren nachgegangen – zum Digitalspezialisten «Bedruckbar» in Bern.

 

«Begonnen hat eigentlich alles mit einer simplen Anfrage des Kunstmuseums Bern, ob wir ein Bild acht Meter lang und drei Meter hoch, herstellen und auf eine Wand aufziehen können» erinnert sich Geschäftsführer Jörg Salzmann. Er gehört zu jenen Leuten, die zunächst einmal «Ja» sagen, nicht zuletzt deshalb, weil sich im Firmenname «Bedruckbar» das Synonym versteckt, dass bei Bedruckbar eben grundsätzlich alles bedruckbar sei. Also dürfte auch eine Fototapete kein Problem sein – selbst wenn sie 24 Quadratmeter gross ist.

 

«Die Tücken lagen auch eigentlich nicht beim Printen, sondern eher bei der Materialwahl und beim Aufziehen der Fototapete» ergänzt Stefan Ingold, CEO und Partner der Mutterfirma «Denz digital». Es musste ein Material sein, das wasserfest bedruckbar ist und das leicht an der Wand angebracht und rückstandsfrei wieder entfernt werden kann. Dazu muss es verzugsfrei sein, denn beim Zusammensetzen der Bahnen sind geringste Toleranzen gegeben. Denn schliesslich können die Betrachter sehr nahe an das Werk herangehen, sodass jeder Versatz sofort ins Auge sticht.

 

Die Druckvorstufe von Denz digital hatte mit den Daten der Künstlerin Mara Montoya keinen grossen Aufwand

Das Bild von Mara Montoya zeigt eine Landschaft der Wüste Sahara über der in einem Text das Leben und die Philosophie der Tuaregs beschrieben ist. Die Datei wurde von der Künstlerin angeliefert und musste nur noch geringfügig in der Druckvorstufe bearbeitet werden. Mehr Aufwand gab die exakte Vermassung der Bahnen, damit diese mit einem genau berechneten Übergriff exakt vor Ort zusammengesetzt werden konnten.

 

Die HP Indigo ist das Kronjuwel der Firma. Darauf wird vom Fotobuch über den Faltprospekt bis zum Selbstkleber alles produziert


Latex und Wallpaper machen das Rennen

Bei Bedruckbar und Denz Digital – zwei eigenständige Firmen mit einer gemeinsamen Infrastruktur – stehen verschiedene Geräte von HP im Einsatz, darunter eine Indigo-Maschine, auf der von Fotobüchern bis Selbstklebefolien alles be- und gedruckt wird, dann aber auch mehrere Grossformatdrucker, darunter ein HP Designjet 25500 sowie ein HP Scitex LX800, der für Latex-Materialien ausgelegt ist und Drucke bis zu einer Breite von 3,2 Metern produziert.

 

Auf dem HP Scitex LX800 Grossformatdrucker wurden die Bahnen des Sahara-Bildes auf HP Latex-Materialien geprintet

«Die Latex-Druckmedien von HP haben sich bei uns sehr bewährt, und seit diese neue Technologie auf den Markt ist, sind wir völlig vom Solventtintendruck weggekommen» sagt Stefan Ingold. «Die früheren lösungsmittelhaltigen Tinten bedingten ein effizientes Abzugssystem und hatten dadurch zu grossem Ärger im Wohnquartier der Tscharnerstrasse geführt. Das ist eigentlich der grosse Pluspunkt des Latex-Verfahrens von HP: keine Geruchemission, damit erheblich bessere Arbeits- und Umweltbedingungen und ein breites Sortiment an Druckmedien für alle nur erdenklichen Aufträge. Eines davon ist das HP Wallpaper, das sich für das Bild von Mara Montoya im Berner Kunstmuseum besonders eignete» führt Stefan Ingold weiter aus.

 

Tapete an die Wand – und wieder weg

Das Wallpaper ist ein Spezialmaterial im reichhaltigen Sortiment der HP Druckmedien. Es ist für den Einsatz der Latex-Tinten geeignet, was eine wasserfeste Druckqualität ergibt, und zudem ist das Wallpaper rückseitig mit einer Kleisterschicht versehen, so dass es nur befeuchtet werden muss, damit es wie eine Tapete auf eine Wand aufgezogen werden kann. Das Magische daran ist, dass man beim Aufziehen eventuellen Luftblasen keine Beachtung schenken muss: Diese verschwinden bei Trocknen wie von Geisterhand. Will man die Fototapete wieder entfernen, befeuchtet man die Vorderseite mit einem Wasserspray, und schon lässt sie sich rückstandsfrei von ihrem Untergrund lösen.

Millimetergenau werden die fertigen Bahnen direkt an die Wand tapeziert

«Diese Eigenschaft hat uns die Montage der Bahnen im Kunstmuseum Bern enorm erleichtert» sagt Jörg Salzmann. «Aber trotzdem war es eine knifflige Arbeit, bei der höchste Genauigkeit gefragt war, denn gerade bei einem Motiv mit Schrift fällt jede Ungenauigkeit viel stärker ins Gewicht als bei einem reinen Bildmotiv. Zudem haben die Betrachter in diesem Fall die Möglichkeit ganz nahe an das Bild heranzugehen, nicht zuletzt um zu untersuchen, wie genau die Bahnen wirklich zusammengesetzt sind.»

Die Ausstellung ist vorüber, das Bild ist wieder fort. Zurück bleiben ein paar Fotos und die Erinnerung jener Leute, die es gesehen, und vor allem jener, die es gemacht haben. Eine millimetergenaue Arbeit, bei der die BildspezialistInnen von Bedruckbar bewiesen haben, wie exakt sie arbeiten können. Für sie geht es nicht nur darum, alles bedrucken zu können, sondern dies auch so genau wie möglich zu tun …

 

Weitere Informationen finden Sie hier

 

Denz digital und Bedruckbar

Denz digital blickt auf eine lange Geschichte zurück und hat den Schritt aus der traditionellen Cliché- und Litho-Produktion zu Druckvorstufe und Digitaldruck als eine der ersten Firmen in der Schweiz vollzogen. Sie hat auch das erste digitale Fotostudio in Bern betrieben, führte als erstes Unternehmen in der Schweiz das Iris-Digitalproofsystem ein und installierte die erste vollautomatische, grossformatige Computer-to-Plate Anlage in Europa. Die laufenden Erneuerungen des Geräteparks ermöglichen nicht nur Standardproduktionen sondern auch kundenspezifische Spezialitäten, für die das Unternehmen bekannt geworden ist.

Bedruckbar ist seit rund 10 Jahren als Tochterfirma von Denz digital ein Unternehmen, das sich mit Spezialitäten im Digitaldruck einen Namen geschaffen hat. Hier laufen alle Technologien zusammen, vom Digitaldruck über Offset bis hin zum Siebdruck, um möglichst originelle, kundenspezifische Produkte herzustellen. Es gibt kaum ein Material, das Bedruckbar nicht bedrucken kann, von der Luftpolsterfolie über die Spiegelfläche bis hin zur Betonplatte …

Die beiden Firmen nutzen die gleiche Infrastruktur, die aus einem breiten Maschinenpark, einer modernsten Druckvorstufe und Arbeitsvorbereitung bis hin zu fortschrittlichsten EDV-Lösungen für die Verwaltung von Kundendaten und vollautomatisierten Arbeitsabläufen der Mediendatenbank und der Inserateverwaltung.

Bedruckbar ‘ Denz digital
Tscharnerstrasse 16
CH-3000 Bern 14
Tel. 031 378 42 42

 

 

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