Seit wenigen Wochen ist das Tamron 1:3,5-6,3/18-200 mm VC lieferbar. Der grosse, elffache Zoombereich deckt einen interessanten Kreativbereich ab, vom mittleren Weitwinkel bis hin zum extremen Tele. Wir haben das neue Megazoom von Tamron an der Sony NEX-5 erprobt.
Zugegeben, es ist nicht das kleinste und auch nicht das leichteste Objektiv. Und an der kleinen Sony NEX-5 wirkt es fast etwas klobig. Zieht man jedoch die technischen und kreativen Möglichkeiten mit in Betracht, die dieses Objektiv bietet, so spielen Grösse und Gewicht plötzlich eine untergeordnete Rolle.
Der Brennweitenbereich 18 bis 200 mm, der an der Sony NEX auf Kleinbild umgerechnet 27 bis 300 mm entspricht, ist für die allgemeine Reportage- und Reisefotografie geradezu ideal. Mit nur einem Objektiv deckt man einen elffachen Brennweitenbereich ab, vom mittleren Weitwinkel bis zum extremen Tele. Passend zur Kamera gibt es das Objektiv in zwei verschiedenen Farbvarianten in Chrom oder Schwarz. Allerdings hat das Objektiv mit knapp tausend Franken auch seinen Preis und mit 470 Gramm auch sein Gewicht. Aber, je länger man damit fotografiert, desto mehr lohnt sich beides – sowohl die Auslage als auch das Mitnehmen.
Die Brennweitenveränderung von 18 auf 200 mm hat eine Tubusverlängerung von 102 auf 177 mm zur Folge
Auch wenn das Objektiv an der kompakten NEX-5 etwas gross erscheint, verbessert es die Kamerahaltung deutlich: Das Objektiv liegt gut in der rechten Hand, und die beiden gummierten Ringe können mit Daumen und Zeigefinger leicht bedient werden: vorne die Brennweitenverstellung und hinten die Scharfeinstellung, falls man damit direkt manuell oder manuell fokussiert.
Die Zoomverstellung ist sehr angenehm, weder zu leicht – was bei Vertikalaufnahmen ab Stativ die Folge haben könnte, dass sich die Brennweite von selbst verändert – noch zu schwer, dass das Zoomen als Kraftanstrengung empfunden würde. Auch bei tiefen Temperaturen zeigt sich die Zoomverstellung als unverändert angenehm.
Weitwinkelaufnahmemit 18 mm Brennweite und 150fache-Ausschnittvergrösserung
Teleaufnahmemit 200 mm Brennweite und 150fache-Ausschnittvergrösserung
Das Objektiv hat eine Zoomlock-Taste, welche die Zoomeinstellung bei 18 mm verriegelt. Sie hat an den Megazooms von Tamron Tradition, wobei eigentlich wünschenswert wäre, wenn die Verriegelung bei mehreren Brennweiteneinstellungen genutzt werden könnte.
Die Bildstabilisierung des Objektivs – Tamron nennt sie VC für «Vibration Compensation» – ist immer wirksam und lässt sich nicht ausschalten, wie dies bei einigen anderen Objektiven der Fall ist. Das ist auch nicht erforderlich, denn die Bildstabilisierung ist besonders im langen Brennweitenbereich schon fast eine Notwendigkeit, wenn man aus freier Hand fotografiert.
Das Bildstabilisierung-System VC von Tamron
Die VC Bildstabilisierung basiert auf einer dreiachsigen Antriebseinheit, die auf drei Stahlkugeln gelagert ist und elektromagnetisch angetrieben wird. Daher arbeitet dieses System äusserst reibungsfrei und mit hoher Geschwindigkeit. Die Kamerabewegungen werden 4000mal in der Sekunde durch zwei eigenständig gelagerte Gyrosensoren erfasst. Auch ein Mitziehen der Kamera während der Aufnahme ist problemlos möglich. Die Bildstabilisierung arbeitet selbst 200 mm-Aufnahmen, die mit den Sony NEX einem 300 mm Tele entsprechen, einwandfrei und liefert aus freier Hand sehr scharfe Aufnahmen.
Idealer Zoombereich
Mit dem elffachen Brennweitenbereich vom mittleren Weitwinkel bis zum extremen Tele ist man in der Reportage- und Reisefotografie bestens ausgerüstet, um von grosszügigen Übersichtsaufnahmen bis zu herausgepickten Details alles aufnehmen zu können. Gerade auch für Porträts eignet sich der Brennweitenabschnitt von 50 bis 100 mm (effektiv 75 bis 150 mm) hervorragend und ergibt mit offener Blende bei Zeitautomatik einen schön aufgelösten unscharfen Hintergrund. Mit Vorteil arbeitet man dabei mit direktmanueller oder manueller Scharfeinstellung, weil man so mit der siebenfachen Sucherbildvergrösserung der NEX die Schärfe sehr exakt in die gewünschte Ebene legen kann.
Der elffache Brennweitenbereich in praktischen Beispielen, links 18 mm, rechts 200 mm
Der Autofokus
Das Objektiv ist mit einem Schrittmotor für den Autofokus-Mechanismus ausgestattet, welcher die Daten des Kontrast-Autofokus der Sony NEX zur Bewegung der Innenfokussierung nutzt. Das System arbeitet sehr rasch, geräuschfrei und zuverlässig und bestätigt die Scharfstellung mit einer grünen Sucherfeldanzeige und einem Bestätigungston. Mit manueller oder direkt-manueller Scharfeinstellung ermöglicht der Antrieb des Motors mit der Drehbewegung des Fokussierrings eine fein abgestimmte Kontrolle der Schärfenebene.
Nahaufnahmen bis Visitenkartengrösse
Das Tamron 18-200 weist eine Naheistellgrenze von ca 50 cm auf, was bei der Einstellung auf 200 mm einen maximalen Abbildungsmassstab von 1:3,7 entspricht. In der Praxis resultiert dabei ein beachtlich kleines Objektfeld von 84 x 52 mm, welches unser Bildbespiel mit der Telefontastatur zeigt. Mit 50 Zentimeter Entfernung befindet man sich dabei auch ausserhalb der Fluchtdistanz vieler Kleintiere, wodurch eindrucksvolle Nahaufnahmen möglich werden.
Die Abbildungsleistung
Was die Abbildungsleistung anbelangt, hat uns das Objektiv sehr positiv überrascht. Es zeigt seine beste Leistung durchgehend von der 35mm-Einstellung bis 300 mm. Gerade im langen Brennweitenbereich liegt die Stärke des Objektivs, was nicht zuletzt auch auf die Rechnung des sehr effizienten Bildstabilisators geht, während die Schärfeleistung in der extremen Weitwinkelstellung von 18 mm geringfügig nachlässt. Auch für Nahaufnahmen bis zum Abbildungsmassstab 1:3,7 hat das Tamron 18-200 mm sehr positiv abgeschnitten, mit der seltenen Eingenschaft, dass die Nahgrenze von 50 cm durchgehend von 18 bis 200 mm genutzt werden kann.
Mit Lichtstärke 1:3,5-6,3 und einem elffachen Brennweitenbereich ist das Objektiv erstaunlich kompakt ausgefallen. Tamron ist auf die Konstruktion von Megazooms mit grossen Brennweitenbereichen spezialisiert und hat darin eine fast zwanzigjährige Erfahrung. Auf Grund der kompakten Masse und des grossen Brennweitenbereiches eignet sich das Tamron 18-200 mm hervorragend als Reportageobjektiv, das beachtliche Bildergebnisse leistet.
Urs Tillmanns
Tamron 1:3,5-6,3/18-200 mm VC : Technische Daten | |
Brennweite | 18-200 mm (27-300 mm entsp. 35mm) |
Lichtstärke | 1:3,5-6,3 |
Kameranschluss | Sony E-mount |
Gruppen / Elemente | 13 / 17 |
Bildwinkel | Diagonal 76°10′- 8°03′ Horizontal 66°16′- 6°43′ Vertikal 46°51′- 4°27′ |
Bauweise | Drehzoom |
Anzahl Blendenlamellen | 7 |
Kleinste Blende | 22-40 |
Naheinstellgrenze | 0.5 m (18-200 mm durchgehend) |
Max. Abbildungsmassstab | 1:3,7 |
Filtergrösse | 62 mm |
Gewicht | 460 g |
Durchmesser x Baulänge | 68 x 102 mm |
Farbausführungen | Chrom oder Schwarz |
Preis | CHF 998.– |
Weitere Informationen finden Sie hier.
Tamron-Objektive werden in der Schweiz vertrieben durch
Perrot Image SA
CH-2560 Nidau
Tel. 032 332 79 79