Die Schweizer Berufsfotografen und Fotodesigner (SBF) konnten von der diesjährigen Delegiertenversammlung Mitte Mai in Bern einiges berichten. Nach dem Rücktritt von Roberto Raineri-Seith haben Andreana Scanderbeg und Alexander Gempeler als Co-Präsidium die Leitung übernommen. Fotointern.ch hat sie zu den Neuerungen und Zielsetzungen befragt.
Fotointern.ch: Ein halbes Jahr ist es jetzt her, seit Roberto Raineri-Seith sein Präsidentschaftsamt niedergelegt hat und Ihr spontan in die Bresche gesprungen seid, um den SBF zu führen. Wie sind Euere ersten Erfahrungen?
Andreana Scanderbeg: Zunächst müssen wir vorausschicken, dass Bob in den acht Jahren einen sehr guten Job gemacht hatte. Dass er sein Amt niederlegte, hängt vor allem damit zusammen, dass er sich ab 2012 beruflich in einem ganz anderen Bereich engagiert. – Das sind völlig normale Entwicklungen.
Das Co-Präsidium Alexander Gempeler und Andreana Scanderbeg
Alexander und ich waren dem SBF schon immer sehr verbunden, und so fiel uns die Entscheidung, dieses Amt interimsmässig anzunehmen, relativ leicht. Die Erfahrungen, die wir bisher gemacht haben, sind durchwegs positiv. Wir stellten fest, dass sehr viel Motivation zugegen ist und dass der SBF noch über ein grosses Potential verfügt. Die Wogen um den Verband waren immer in Bewegung, aber wir haben das Gefühl, dass wir einer sehr kreativen und positiven Zeit entgegen gehen.
Alexander Gempeler: Das Präsidialamt war ja auch kein Neuland für uns. Andreana war im Vorstand der Sektion Zürich Zentralschweiz und ich leitete die Sektion Bern. So waren wir schon über viele Jahre mit den Verbandsgeschäften, dessen Highlights und Tücken vertraut. Wir hatten uns nur dazu aufraffen müssen, nun unsere Erfahrungen auf die nationale Ebene umzulegen. Und natürlich ist dieses Amt aufwändiger und verlangt mehr Zeit und Engagement, doch zeigen die ersten Monate bereits, dass wir auf gutem Kurs sind.
Die 126. ordentliche Delegiertenversammlung des SBF vom 12. Mai 2012 (Bild Werner Tschan)
Am 12. Mai 2012 fand die Delegiertenversammlung in Bern statt. Was wurde Neues beschlossen?
Andreana: Abgesehen von unserer offiziellen Wahlbestätigung gab es u.a. Informationen zu unseren neu definierten Zielen, von denen in der kurzen Zeit doch schon einige umgesetzt werden konnten. So wurde eine zentrale Kommunikationsstelle geschaffen, welche die Massnahmen der übergeordneten Kommunikation nach innen und aussen, die Medienarbeit, und die elektronische Kommunikation – in Zusammenarbeit mit den Sektionen und Kommissionen – vornimmt. Weiter wurde der monatliche Newsletter «SBF INFO» lanciert, den sich in kürze jedermann auf unserer Webseite abonnieren kann. Diese ist übrigens auch aufgefrischt und wird nun zusammen mit der SBF Facebook-Seite noch aktiver bewirtschaftet. Im Mai konnte das «SBF FORUM» ins Leben gerufen werden, mit dem Ziel, Themen rund um die Fotografie aufzugreifen, Impulsgeber zu sein und einen spannenden Dialog und ein Networking über Regionen hinweg zu fördern. Teils werden die SBF FORUM-Veranstaltungen exklusiv und kostenlos für unsere SBF Mitglieder angeboten – aber partiell werden sie auch für ein breites Publikum geöffnet.
Die Ausbildung, insbesondere der neue Beruf des Fotodesigners, war immer ein zentrales Anliegen des SBF. Ist der Fotodesigner auf Erfolgskurs?
Alexander: Durchaus. In Bern ist jetzt eine weitere Klasse in Selektion, und im Herbst läuft in Zürich zusammen mit dem vfg eine weitere Prüfungsrunde ab. Der Fotodesigner hat sich als eigenständiger Fotoberuf nach dem tertiären Bildungsprinzip etabliert, und wir vom SBF sind sehr froh, dass wir diesen anspruchsvolleren Beruf anbieten können. Wir glauben damit, das Bildungsniveau und das Berufsansehen deutlich verbessern zu können.
Sind noch spezielle Veranstaltungen und Weiterbildungen geplant?
Alexander: Ja, es wurde beschlossen das SBF Schulungs- und Veranstaltungsangebot zu erweitern und über die Sektionen hinweg zu öffnen. Dies gilt insbesondere auch für den Referat- und Vortragsbereich im Rahmen des SBF FORUMS, wo wir auch mit anderen Veranstaltern zusammenarbeiten werden. Als weitere Zielsetzung gilt es nun, die Qualitätssicherung weiter voranzutreiben, den SBF mit seinem leistungsstarken Angebot und unsere Dienstleistungen bekannter zu machen. Auch werden wir verstärkt die gemeinsamen Interessen unserer Mitglieder wahrnehmen und vertreten, den Berufsstand durch die Ausbildung eines geeigneten Nachwuchses und Förderung der Weiterbildung heben, Partnerschaften pflegen und ausbauen.
Sind auch spezielle Werbemassnahmen geplant?
Alexander: Neben der Webseite ist sicher das «SBF FOLIO» ein wichtiges Werbemittel. Es handelt sich dabei um eine SBF FOLIO BOX mit SBF (Port-)FOLIOS unserer Mitglieder, welches wir als Werbemittel an Agenturen verschicken. Das ist an sich nicht neu, aber wir haben beschlossen, dass wir die einstige Berner Initiative nun auf den gesamten SBF ausdehnen. Es ist, wenn Sie so wollen, eine moderne und attraktivere Form des früheren Handbuchs, wobei unverändert jedes Mitglied die Möglichkeit hat, sich und seinen Arbeitsstil darin zu präsentieren.
Die SBF FOLIO BOX ist ein Werbemittel, mit dem sich der SBF an Agenturen richtet
Vor einigen Jahren hat sich ja die Sektion Romandie vom SBF abgespalten und die USPP als eigenen Verband gegründet. Wie sehen Sie die Beziehung zum Welschland als neue Präsidenten?
Andreana: Eine alte Situation, die wir bedauern. Wir möchten jedenfalls die Beziehung zum Welschland intensivieren. Wir haben dazu u.a. eine verantwortliche Ansprechperson bestimmt, und es ist die Umsetzung der SBF Webseite in Französisch in Planung. Wichtig ist, dass wir nicht zurück, sondern mit neuen Ideen nach vorne schauen …
Das Organigramm des SBF (Link zu pdf)
Ich habe die Vision, dass sich die drei Fotografenverbände SBF, vfg und USPP eines Tages zu einem grossen, starken Verband zusammenschliessen – so ähnlich, wie das früher der SWB (Schweizerischer Werkbund) einmal war. Halten Sie dies für realistisch?
Andreana: Sich zur Erreichung eines vereinten Ziels mit einer gemeinsamen Vision zu einem grossen Verband zusammenzuschliessen – dies wäre ein starkes Signal für die Schweizer Fotografie! Wir pflegen mit dem vfg einen sehr guten Kontakt und wir haben uns vorgenommen, das Networking mit den anderen Verbänden noch zu verstärken.
Welches sind Ihre Visionen?
Andreana: Wir wollen mehr Leben in den Verband bringen, mit frischem Wind und vielen Ideen. Dabei haben für uns die Bekanntheit des SBF, sowie die Kommunikation und die Vernetzung unter den Mitgliedern Priorität. Unsere neuen Gefässe – die SBF INFO sowie das SBF FORUM – möchten wir etablieren. Natürlich ist es auch unser Ziel, weiterhin mit Ausdauer, Freude und der Unterstützung unseres gesamten Verbandsvorstandes den SBF laufend für die verlangten Anforderungen weiterzuentwickeln!
Das Interview führte Urs Tillmanns
Weitere Informationen finden Sie hier auf der Webseite des SBF und auf der SBF-Facebook-Seite.