Bildbände über Wien gibt es jede Menge. Aber dieser hier ist etwas ganz besonderes. Es geht eigentlich nicht um Wien, sondern um «High Heels» aller Arten und Couleur, die über das Kopfsteinpflaster Wiens stöckeln. Fotografiert und zu einem kleinen Bildband zusammengestellt von der Fotografin aeschlih.
«Wien ist ein Konglomerat der Gegensätze.
Wien ist multikulturell, hat Flair, lebt und belebt,
Wien ist elegant, aber auch schräg.
Wien ist von allem etwas. Wien ist anders …
… sowie auch dieser Bildband»
so der kurze aber aussagekräftige Prolog von aeschlih. «aeschlih» ist ihr Künstlername – ihr Markenzeichen – mehr über ihre Identität will sie nicht verraten. Sie lebt irgendwo in der Schweiz, man kann sie auf ihrer Webseite besuchen und sieht dort, dass sie sich noch mit vielen anderen fotografischen Themen auseinandersetzt – nicht nur mit Stöcklis …
Beim ersten Durchblättern ist man etwas überrascht. Stöcklis, lauter Stöcklis – nur Stöcklis. Das Thema scheint irgendwann ausgereizt. Oder doch nicht? Je weiter man blättert, desto mehr vertieft man sich in die Bilder, beginnt die Schuhe genauer zu studieren, zu vergleichen – da fragt sich männiglich, wie man in sowas überhaupt gehen kann …
«Wien stöckelt … ein Bildband entstand aus meiner Vorliebe für die Street Fotografie und ist in der Zwischenzeit zur Passion geworden. Die Bildstrecke ergibt sich in einem fort, jedes der gestöckelten Bilder ist ein Unikat aus dem Wiener Stadtleben» erklärt sich die Fotografin.
Alle diese Bilder wären in Wien aufgenommen worden, versichert die Fotografin. Und damit der Bezug zur Donaustadt wieder etwas hergestellt ist, findet man da und dort auch typische Wiener Motive: die Fiaker, das Riesenrad des Praters, das Johann-Strauss-Denkmal, den Stephansdom, die Nationalbibliothek.
Aber das ist Beigemüse und spielt eigentlich in diesem Themenbuch eine nur untergeordnete Rolle. Ob man hohe Absätze nun mag oder nicht, man muss ein solches Thema erst mal mit dieser Konsequen durchfotografieren. Da gehört ganz schön viel Reaktionvermögen dazu und auch Zivilcourage. Man sieht – und beginnt sich dafür zu interessieren – wie diese Frauen in ihren High Heels gehen. Gewisse mit ausgesprochener Eleganz während man anderen die Qualen anzusehen glaubt. Man beginnt auch die Beine zu studieren. Dicke, dünne, mit festen Wadenmuskeln, ohne, schlanke, krumme …
Interessant auch, wie die Fotografin die Bildausschnitte wählt. Es geht plötzlich nicht mehr nur um Schuhe, sondern man glaubt zu sehen, wie sich die Frauen bewegen, ob sie schlendern, sich beeilen und ob sie alleine sind oder zu zweit. Man bezieht den Boden mit ein – wie die Stöcklis gekonnt über das Kopfsteinpflaster von Stein zu Stein hüpfen und dabei tunlichst alle Rillen meiden – könnte teuer werden!
Kurz: Der Bildband ist anders als andere – wie eben Wien auch. Das Thema ist gut und konsequent durchfotografiert, die Gestaltung der Seiten allerdings nicht überall sonderlich geglückt. Aber alles in allem eine originelle Idee und ein ebensolches Büchlein. Ein Schmunzelbuch, mit dem man sicher da und dort Freude bereiten kann – zum Beispiel bei Wien-Fans, die sonst schon alles über diese Stadt haben.
Urs Tillmanns
«Wien stöckelt …» by aeschlih 2012
Format 21×21 cm Hardcover, gebunden, 84 Seiten
Preis € 24.60 plus Portokosten.
«Wien stöckelt …» kann man hier beziehen
oder im Buchhandel
ISBN 978-3-033-03346-7
