Gastautor/-in, 28. Oktober 2012, 07:00 Uhr

Abkürzungen auf den Objektiven

Wechselobjektive für DSLR- und DCSC-Kameras tragen geheimnisvoll wirkende Gravuren. Hinter den Kürzel verbergen sich Typenbezeichnungen, Leistungsmerkmale, Konstruktionseigenheiten oder Einstellparameter. Was sie genau bedeuten, steht in diesem Artikel.
Manchmal könnte man meinen, die Fotoindustrie habe einen Abkürzungsfimmel. Nur Eingeweihte verstehen, was sich hinter den zahlreichen auf dem Objektiv-Tubus und der Fassung rund um die Frontlinse gravierten Kürzeln verbirgt. Einige davon werden generell verwendet, andere sind herstellerspezifisch – und damit nicht weniger verwirrend. Allerdings muss man als Entschuldigung aller Hersteller sagen, dass die Flächen für Gravuren auf den Objektiven begrenzt sind und alle mehr oder minder ausführliche Beschreibungen und Erklärungen für die eigenen Abkürzungen auf den Hersteller-Websites veröffentlicht sind. Da diese aber nicht immer leicht zu finden sind und niemand sich gern durch die Websites sämtlicher Kamera- und Wechselobjektivhersteller quält, hat sich Prophoto diesem Thema angenommen.

Was bedeuten sie, diese Kürzel? DX, AF-S, G, ED? Es sind Kürzel, die wichtig werden, wenn man mehr über die Objektive wissen will.

Aufnahmeformat, Sensor oder Film

Einige Hersteller, vor allem diejenigen mit längerer Tradition in der analogen Fotografie, machen den Käufer in der Typenbezeichnung auch darauf aufmerksam, dass es sich bei einem Objektiv um eine Neurechnung speziell für die digitale Fotografie handelt. Dann erhalten die Produkte Namenszusätze wie beispielsweise DC (Digital Camera), Leica), Di (Tamron) oder Digital (Olympus). Diese Kürzel können gleichzeitig einen Hinweis auf das Bildformat enthalten, für das sie gerechnet wurden.

So können Tamron-Objektive die Bezeichnungen Di, Di II oder Di III tragen. Während die für das Vollformat gerechneten Di-Objektive (mit entsprechendem Crop-Faktor) auch an Kameras mit APS-C-Sensoren (in Anlehnung an das Filmformat Advanced Photo System Classic) und kompatiblen Bajonettanschlüssen verwendet werden können, kennzeichnet das Kürzel Di III Objektive für kompakte Systemkameras. Bei Sigma steht die Abkürzung DC (Digital Camera) auf den für die Digitalfotografie gerechneten Objektiven für APS-C grosse Sensoren, während DG (Digital Grade, quasi digital kompatibel) solche für das Kleinbildvollformat (Film und digital) kennzeichnet. Bei Nikon wird der Formatunterschied mit FX (Vollformat) und DX (APS-C) angegeben. Objektive für diedie spiegellose « Nikon 1»-Serie sind am Buchstaben CX zu erkennen. Auch das Canon-Objektivprogramm für das gerade 25 Jahre altgewordene EF-Bajonett (Electronic Focus) bietet eine Variante nur für Canon-EOS-Kameras mit APS-C grossen Sensoren unter der Bezeichnung EF-S an. Diese Bezeichnungen wurden nötig, da Firmen wie Canon oder Nikon das gleiche Bajonett für Kameras mit Vollformatsensoren wie für die Kameras mit APS-C-Sensor verwenden. So ist es zwar möglich, für das Vollformat gerechnete Objektive an Kameras mit APS-C-Sensoren – wenn auch mit grösseren Telewirkung (Crop-Faktor) – zu verwenden aber nicht umgekehrt. Die für digitale Pentax-Kameras gerechneten Objektive führen das Kürzel DA in der Typenbezeichnung, diese Objektive sind nicht mit den Pentax-Kameras mit K-Bajonett kompatibel. Das Pentax-Kürzel DFA lässt erkennen, dass dieses Objektiv für die Digitalfotografie gerechnet wurde, aber auch mit analogen Kameras mit K-Bajonett kompatibel ist.

 

Abkürzungen für optische Eigenschaften

Neben der Eignung eines Objektivs für ein bestimmtes Aufnahmeformat, seine Rechnung für die digitale oder analoge Fotografie und seiner Kompatibilität mit einem bestimmten Bajonetttyp zählen seine optischen Parameter zu den wesentlichen Eigenschaften. Sie werden vor allem definiert durch Brennweite und Lichtstärke sowie natürlich vom Aufwand für seine optische Konstruktion. Bei den Wechselobjektiven für DSLR- und DCSC-Kameras wird die Brennweite in Millimetern (mm) meist in Kombination mit der Lichtstärke angeben. In der Regel folgen diese Angaben der Typenbezeichnung auf dem Objektiv. Dabei ist die Routine für die Angabe unterschiedlich, nicht nur im Hinblick auf die Reihenfolge. Mal wird die Lichtstärke zuerst angegeben, mal die Brennweite. Für beide Parameter verwenden die Hersteller unterschiedliche Schreibweisen. Die Lichtstärke wird als der Kehrwert der grössten Blendenöffnung, also beispielsweise 1:2,8, angegeben. Sie gibt an, wie viel Licht bei voll geöffneter Blende auf den Sensor gelangt.

Im deutschen Sprachraum wird die Lichtstärke und Brennweite als Verhältnisausdruck «1:2,8/50 mm» angegeben, während die amerikanische Scheibweise als «f=50mm, F2,8», graviert wird

Eine einfache Kenngrösse war zu analogen Zeiten die Brennweite. Ihre Wirkung auf den Bildausschnitt einzuschätzen, war für geübte Fotografen bis zu Beginn der digitalen Fotografie relativ einfach. Je grösser das Format, umso länger musste die Brennweite sein, um vom gleichen Standpunkt den gleichen Bildausschnitt zu bekommen. So hat ein Objektiv mit der Brennweite von 50 mm im Kleinbildformat die Wirkung eines Normalobjektivs, während die gleiche Brennweite im Mittelformat schon einem Weitwinkel entspricht. Diese Einschätzung wurde mit der stark gewachsenen Formatvielfalt für digitale Kameras komplizierter. Deshalb geben manche Hersteller auf ihren kompakten Kameras die Brennweite als Äquivalent zum Kleinbildformat an, obwohl sie tatsächlich sehr viel kürzer ist, weil die in diesen Kameras verbauten Sensoren sehr viel kleiner sind. Sie benötigen also eine deutlich kürzere Brennweite für den gleichen Bildausschnitt vom gleichen Standpunkt als ein Kleinbildobjektiv. Während Festbrennweiten eine Brennweitenangabe xx mm haben, wird bei den Zoomobjektiven der Zoombereich in xx – xx mm angeben.

Um auf eine aufwendige optische Konstruktion mit hoher Fehlerkorrektur hinzuweisen, geben viele Hersteller auch an, dass sie Linsen aus speziellen optischen Gläsern mit anomalem Brechungsindex eingesetzt haben. Solche Gläser werden vor allem für die Korrektur von Aberrationen eingesetzt. Auf die Verwendung solcher Spezialgläser wird auf den Objektiven mit Kürzeln, wie beispielsweise AD (Anomale Dispersion), ED (Extra Low Dispersion, extra niedrige Dispersion), Fluorit, SD (Super Low Dispersion, super niedrige Dispersion), HLD (High Refraction, Low Dispersion, hohe Brechung, geringe Dispersion), UD (Ultra Low Dispersion, ultra-niedrige Dispersion), in der Typenbezeichnung hingewiesen. Diese Bezeichnung ist mit wenigen Ausnahmen, wie zum Beispiel ED, herstellerspezifisch.

Ebenfalls grossen Einfluss auf die optischen Eigenschaften, vor allem die Reflexions- und Transmissionseigenschaften von Objektiven, haben die sogenannten Vergütungen, sprich Spezialbeschichtungen der verwendeten Linsen. Manche sind beidseitig beschichtet, bei anderen Objektiven sind es nur die Frontlinsen oder nur ganz bestimmte Linsenelemente einer Konstruktion. Der analoge Film hat kaum Licht reflektiert. Sensoren reflektieren im Vergleich dazu stärker. Diese Reflextionen können als Streulicht von den Linsen wieder auf den Sensor reflektiert werden und zu Geisterbildern führen. Daher werden in vielen modernen Objektiven auch die Rückseiten der Linsen vergütet, um die Reflextion zu mindern und die Transmission zu erhöhen. Neben der seit vielen Jahren üblichen Mehrschichtenvergütung (Multicoating), auf die Hersteller ebenfalls oft in der Typenbezeichnung mit Kürzeln wie MC (Multi-Coating) oder SMC (Super Multi Coating, Pentax), hingewiesen haben oder auch heute noch hinweisen macht ein N bei Nikon auf die hochwertige Nanokristallvergütung aufmerksam.

Auch spezielle Linsenformen, die auf eine hochwertige Korrektur und optische Konstruktion verweisen, finden in der Typenbezeichnung für Objektive als Kürzel Platz. Am häufigsten sind diese Hinweise, wenn asphärische Linsen verwendet wurden. Diese wird dann in der Regel mit den Abkürzungen ASPH., AL oder ASP gekennzeichnet. Auf eine spezielle Fertigungstechnik asphärischer Linsen macht das Kürzel ADH aufmerksam. Es weist darauf hin, dass Hybrid-Asphärische Linsen aus Glas und optischem Kunststoff verbaut wurden. Wird durch Einsatz asphärischer Linsen und anderer Massnahmen eine nahezu völlige Fehlerfreiheit der Abbildung hinsichtlich der chromatischen Aberration erreicht, spricht man von einem apochromatisch korrigierten Objektiv, dass in der Typenbezeichnung meist am Ende das Kürzel APO aufweist.

 

Abkürzungen für Konstruktionsmerkmale

Ältere Objektive haben noch den Hinweis AF für Autofokus, wenn sie sich automatisch scharfstellen lassen. Inzwischen wird dieser Hinweis häufig durch ein Kürzel für den verwendeten AF-Motor ersetzt. Gängige Kürzel sind hier PZD (Piezo Drive, Tamron), USD (Ultrasonic Silent Drive, Tamron), SAM (Smooth Autofokus Motor, Sony), SDM (Supersonic Direct-drive Motor, Pentax), SSA (Super Silent Activator, Samsung), SWM (Silent Wave Motor, Nikon) oder USM (Canon). Bei Nikon weist die Abkürzung AF-S daraufhin, dass es sich um ein Objektiv mit integriertem AF-Motor handelt.

Aber auch auf die Technik der Scharfstellung wird in der Typenbezeichnung hingewiesen. Für die Innenfokussierung, wobei eine Linsengruppe im Inneren des Objektivs verschoben wird, ohne, dass sich die Auszugslänge verändert, verwenden alle Hersteller gemeinsam das Kürzel IF. RF macht auf eine spezielle Hinterlinsen-Fokussierung aufmerksam.

Auch für die in Objektiven integrierten Bildstabilisatoren verwenden die Hersteller unterschiedliche Abkürzungen. So verwendet Panasonic die Bezeichnung O.I.S. (Optical Image Stabilizer) für seine optische Bildstabilisation. Tamron nennt seine Technologie zur Vermeidung von Verwacklungen VC (Vibration Compensation) und Nikon VR (Vibration Reduction) während Canon es einfach mit IS (Image Stabilizer) kennzeichnet. Sony kürzt seine jüngste Version der Bildstabilisation mit SSS (Super Steady Shot) ab.

Es gibt auch Herstellerhinweise, die Objektive einer bestimmten Qualitätsklasse zuordnen. Das macht es für Kunden leichter erkennbar, ob es sich bei Objektiven gleicher Brennweite und eventuell auch Lichtstärke um ein preiswertes oder professionelles Produkt handelt. Bei Canon Objektiven sind es gleich zwei Hinweise, an denen Profiobjektive zu erkennen sind: das L in der Typenbezeichnung und eine roter Ring. Bei Panasonic kennzeichnet ein X in der Typenbezeichnung Objektive der Premiumklasse.

Die Kürzel können auch Hinweise auf die spezielle Eignung von Objektiven sein. So weist Tokina mit der Abkürzung WR (Water Repellent) auf die wasserabweisende Beschichtung seiner Objektive hin und Pentax kennzeichnet Objektive mit einer Schmutz und Feuchtigkeit abweisenden Frontlinsenbeschichtung mit der Buchstabenkombination SP (Super Protection). Objektive, die das Verschieben und Verschwenken zur Perspektiven-Steuerung zulassen, werden von den meisten Herstellern durch die Kürzel PC (Perspective Contol) oder TS (Tilt &Shift) kenntlich gemacht.

Die Verifizierung der Kürzel auf den Wechselobjektiven sind für Verbraucher wichtige Hinweise. Ihre Verklausulierung ist nicht böser Wille, sondern dem fehlenden Platz geschuldet, der es erforderlich macht, Abkürzungen zu verwenden. Wer sich aber beim Fachhändler oder auf den Herstellerseiten informiert, was sich dahinter verbirgt, kann vermeiden, dass sich das vermeintliche Schnäppchen am Ende als ein Auslaufmodell entpuppt. Oftmals sind mehrere Generationen eines Objektivtyps mit identischer Brennweite und Lichtstärke im Umlauf. Hier kann eine Erklärung der in der Typenbezeichnung angegebenen Kürzel den Kunden vor Fehlkäufen bewahren.

Quelle: Prophoto

 

Übersicht der Abkürzungen auf Objektiven
Abkürzung Marke (g = genereller Sprachgebrauch) Erklärung
AD g Anomale Dispersion
ADH diverse hybride asphärische Linse
AF/MF g Autofokus / manueller Fokus
AF-S Nikon Objektivintegrierter AF-Motor
APO g apochromatische Korrektur
ASPH., AL, ASP, ASL diverse Asphärische Linsen
AT-S Tokina Advanced Technology Extra
CRC Nikon Nahbereichskorrektur
(Close-Range Correction)
CX Nikon Objektiv für Nikon 1
DA Pentax Objektiv für Digital Camera
DC Leica Objektiv für Digital Camera
DC Sigma Objektiv für APS-C Sensor
DFA Pentax Objektiv für Digital Camera,
auch für analog K-Bajonett
DG Sigma Objektiv für Vollformat
Digital Olympus Objektiv für Digital Camera
Di Tamron Objektiv für Vollformat
Di II Tamron Objektiv für APS-C Sensor
Di III Tamron Objektiv für kompakte Systemkameras
DN Sigma Objektiv für kompakte Systemkameras
DX Nikon Objektiv für APS-C Sensor
ED g Extra Low Dispersion
EF Canon Electronic Focus
EF-S Canon Objektiv für APS-C Sensor
EX Sigma Profiobjektiv
FC Tokina Umschaltung AF/MF (Focus Clutch)
FE Sony Objektiv für Vollformat
FE Tokina Floating Element
FEC Tamron Drehbare Filterfassung (Filter Effect Control)
FLD g Glas niedriger Dispersion
F&R Tokina Aspherical Molded Glass Elements
FX Nikon Objektiv für Vollformat
G Sony Besonders hochwertiges Objektiv
HID Tamron High Index High Dispersion
HSM Sigma Ultraschallmotor (Hyper Sonic Motor)
IF g Innenfokussierung
IS Canon Image Stabilizer
L Canon Profiobjektiv
LD g Low Disperion
MC g Multi Coating
N Nikon Nanotechnologie Vergütung
O.I.S. Panasonic Optical Image Stabilizer
OS Sigma Optischer Stabilisator
OSS Sony Optical Steady Shot
PC g Shiftobjektiv (Perspective Contol)
PZD Tamron Piezo Drive Autofokus
RF g Hinterlinsen-Fokussierung (Rear Fokus)
SAM Sony Smooth Autofokus Motor
SD g Super Low Dispersion
SDM Pentax Supersonic Direct-drive Motor
SIC Nikon Super Integrated Coating
SMC Pentax Super Multi Coating
SP Pentax Wasserabstossend (Super Protection)
SWM Nikon Silent-Wave-Motor
SP Tamron Profiobjektiv (Super Performance)
SSA Samsung Super Silent Activator
SSS Sony Bildstabilisation (Super Steady Shot)
SWD Olympus Silent Wave Drive
SWM Nikon Silent Wave Motor
T* Carl Zeiss Mehrschichtenvergütung von Carl Zeiss
TS g Shiftobjektiv (Tilt &Shift)
T-Stop g Transmission, effektive Lichtdurchlässigkeit
UD g Ultra Low Dispersion
USD Tamron Ultrasonic Silent Drive
VC Tamron Vibration Compensation
VR Nikon Vibration Reduction
WR Tokina Wasserabstossend (Water Repellent)
X Panasonic Profiobjektiv
XLD Tamron Extra Low Dispersion
XR Tamron Extra Refractive Index Glas
1:x g Lichtstärke 1:(grösste Blende)
f/x g Lichtstärke (amerikanische Schreibweise)
/xx mm g Brennweite in mm

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3 Kommentare zu “Abkürzungen auf den Objektiven”

  1. Zitat:
    Diese Bezeichnungen wurden nötig, da Firmen wie Canon oder Nikon das gleiche Bajonett für Kameras mit Vollformatsensoren wie für die Kameras mit APS-C-Sensor verwenden. So ist es zwar möglich, für das Vollformat gerechnete Objektive an Kameras mit APS-C-Sensoren – wenn auch mit grösseren Telewirkung (Crop-Faktor) – zu verwenden aber nicht umgekehrt.

    Leider Nein, bei Nikon geht es auch umgekehrt.

    Gruss Nikonbesserwisser

  2. Hallo
    Ich lese auf den Objektiven : eine Zahl und den kürzel ft
    z.B. 1.6 ft neben der Lichtsstärke 1:3.5 was bedeutet das?
    Gruss Sepp

  3. ft = allgemein ist das die Abkürzung für feet (Mehrzahl für foot) und die im englischen Sprachraum verbreitetete Masseinheit foot (dt. Fuss). Entspricht ca. 30cm. An Objektiven ist häufig die Distanzeinstellung parallel als Fuss- und Meter-Skala eingraviert/aufgedruckt.

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