Urs Tillmanns, 1. Dezember 2012, 07:00 Uhr

Buchtipp: Dr. Martina Mettner «Fotografie mit Leidenschaft»

Nach ihrem Buch «Erfolg als Fotograf», das vor zwei Jahren erschien,  präsentiert uns jetzt die Fotografenberaterin Dr. Martina Mettner eine Neuerscheinung, mit der sie uns dem Weg in die künstlerische Fotografie weist. Sie tut dies mit Vorbildern, spannenden Zitaten und Hintergrundinformationen, die man in dieser Dichte kaum anderswo findet. Dazu wertvolle Praxistipps.

 

Der Titel des Buches «Fotografie mit Leidenschaft – Vom Abbilden zum künstlerischen Ausdruck» macht neugierig. Worum geht es? Geht es um Stilkunde? Um Fotogeschichte? Um Ratschläge, wie man zu besseren Bildern kommt, wie Fotos zu Kunst werden? «Es geht hier weder um eine vollständige Stilgeschichte noch um eine Chronologie der Veränderungen, sondern um sinnlogische und genretypische Zusammenhänge anhand von aufschlussreichen Beispielen» erklärt Mettner in ihrer Einleitung. «Im Grunde also um praktisch anwendbares Wissen für Fotografierende und an der Fotografie Interessierte.»

Das Buch will uns den Weg in die künstlerische Fotografie weisen, will uns zeigen, wie man Bilder macht, die aus der Masse hervorstechen und in der Kunstszene eine Chance haben. Mettner beginnt zu erzählen von grossen Meistern, Henri-Cartier-Bresson, Robert Frank, Walker Evans, Dorothea Lange … und viele andere, bringt sorgfältig recherchierte Zitate und schildert Begebenheiten, die man in dieser Konzentration wahrscheinlich noch nie gelesen hat. Mettner vermittelt eine Fülle von wertvollem Hintergrundwissen, und hält uns Vorbilder vor Augen, mit denen wir das Wesentliche in der Fotografie verstehen und für unser eigenes fotografisches Schaffen profitieren sollen.

Je weiter man sich in das Buch hineinliest, desto faszinierender wird der Stoff. Spätestens ab dem Kapitel «Porträts von Family & Friends» werden die Tipps und Ratschläge, welche uns Martina Mettner vermitteln will, offensichtlich. Wir können unheimlich viel daraus lernen: Welche Ziele sich die berühmten Fotografen gesteckt hatten, weshalb sie mit ihren Bildern so berühmt wurden, und was die Art und das Wesen eines Otto Steinert an der Folkwangschule in Essen war, der einen prägenden Einfluss auf Generationen von Nachkriegsfotografen hatte.

Ein enorm wichtiger und lehrreicher Teil sind die Bildbesprechungen, die wir in dem Buch finden. Martina Mettner beschreibt mehr oder weniger bekannte Werke und führt uns geschickt durch die Gedankenwelt der Fotografen, erklärt uns das Prinzip des Verdichtens und schildert uns – immer am Beispiel reüssierter Fotografen – wie man beispielsweise ein Fotoprojekt angehen soll.

Mit dem Kapitel «Der Kunstbetrieb» erfahren wir sehr viel über die Kunstszene, wie diese funktioniert, und wie Fotografien plötzlich zu Kunstwerken wurde, obgleich sie eigentlich aus der Gebrauchsfotografie kommen, und was es braucht, damit Fotografien den Weg in den Galerien finden. Und dies immer gezeigt an nachvollziehbaren Beispielen.

Für wen ist dieses Buch? Für Lernende? Für Fotostiltheoretiker? Für fotohistorisch Interessierte? Für Praktiker, die zum Künstler aufsteigen wollen? Es ist einfach: Das Buch ist für alle, die an der Fotografie interessiert sind, die alles über Fotografie erfahren wollen und die nach bewährten Ratschläge und Meinungen suchen, um selbst fotografisch weiterzukommen.

Und noch etwas: Sollten Sie das Buch «Erfolg als Fotograf» (siehe Rezension in Fotointern.ch) besitzen, dann sollten Sie sich das neue Buch von Martina Mettner nicht entgehen lassen. Während das erste Buch ein nützlicher Ratgeber für die kommerzielle Fotografie ist, weist das neue Werk dem Weg in die künstlerische Fotografie. Kein zweiter Band, aber ein Wissensspeicher, der das erste Buch sehr gut ergänzt.

Urs Tillmanns

 

Buchbeschreibung des Verlages

Die Entwicklung einer individuellen fotografischen Ausdrucksweise ist DIE Herausforderung für Fotografinnen und Fotografen im 21. Jahrhundert. Das fällt viel leichter, wenn man sich der Tradition des eigenen Ausdrucksmediums bewusst wird und von den Arbeitsweisen bekannter Fotografen profitieren kann. Mit ausführlichen Bildbesprechungen sowie konkreten Tipps zu Fotoprojekten für Freizeitfotografen, Fotojournalisten, Werbefotografen. Das Buch versteht sich als Wegweiser durch die künstlerische Fotografie von legendären Genies wie Nadar und Atget über das Fotobuch als Ausdrucksmedium bis zu Beispielen von jungen Fotografen; vom Fotoprojekt bis zum Kunstmarkt.

 

Der Inhalt

1. Kapitel: Vom Knipsen zur Kunst
Kann ein Foto Geschichten erzählen? / Henri Cartier-Bresson nennt sich «Fotojournalist»

 

2. Kapitel: Das Fotobuch wird Ausdrucksmedium
«The Americans» von Robert Frank / Walker Evans, Godfather of Modern Photography / Dorothea Lange: Migrant Mother, 1936

 

3. Kapitel: Der Schnappschuss als Kunstform
Bildbesprechung: Walker Evans, Children playing in the street, New York 1938 / Der Zufall als Methode – Walker Evans knipst / Walker Evans und Robert Frank / Die obsessiven Knipser oder: Street Photography / John Szarkowski vom MoMA adelt den Schnappschuss / William Eggleston’s Guide (1976)

 

4. Kapitel: Die schlichte Abbildung von Landschaft als Lebenswelt
Das vorbildliche System des Eugene Atget / Heinrich Riebesehls thematische Serie «Agrarlandschaften» / Bildanalyse: Schillerslage (Hann.), Okt. 1978, aus «Agrarlandschaften» / Zwischenbilanz: Arbeitsmodelle /«Second Nature». Landschaftsfotografie im 21. Jahrhundert / Bildbesprechung: Comptroller Bay, Nuku Hiva 2011 von Guy Tillim / Bildbesprechung: Tautira, Tahiti 2011 von Guy Tillim / Die virtuellen Landschaften des Michael Reisch

 

5. Kapitel: Augenkontakt: Die grossen Porträtisten
Paris 1855: Nadar erfindet das moderne Künstlerporträt / Köln 1929: August Sander und das «Antlitz der Zeit» / New York 1964: Richard Avedon publiziert «Nothing Personal» / Die Praxis des Porträts

 

6. Kapitel: Porträts von Family & Friends
Die eigene Frau als Hauptmotiv / Nan Goldin: «Die Ballade von der sexuellen Abhängigkeit» (1986) / Doug Dubois: «All the Days and Nights» / Alex Nelson: «From Here on Out»

 

7. Kapitel: Von der Reportage zum Kunstmarkt
Die deutsche Nachkriegsfotografie: fotoform und ‚Subjektive‘ / Otto Steinert – Lehrer an der Folkwangschule in Essen / Barrierefreiheit in der Fotografie / Das Paradies im Auge: Peter Bialobrzeski / Sieht die menschliche Komödie: Massimo Vitali / Möglichkeiten versus Anspruchsdenken / Taryn Simon: «The Innocents» (2003) / Künstler sind die Magazinfotografen des 21. Jahrhunderts

 

8. Kapitel: Wie kommt der künstlerische Ausdruck ins Foto?
Das Prinzip des Verdichtens / Durch Beobachtung & Recherche zur Verdichtung / Bildbesprechung: «Arkadia» #13 von Andreas Meichsner / Bildbesprechung: «Bastoy» von Ilja C. Hendel / Das Fotoprojekt / Das gute Konzept / Shizuka Yokomizo: «Stranger» / Die Bildkontrolle / Inszenierung als Verdichtung? / Kontrolle durch Bildbearbeitung / Ralf Peters: «Tankstellen» / Synthese aus Technik und manuellem Gestalten / Andreas Gursky: «F1 Boxenstopp l» / Das bewegte Bild / Thomas Demand: «Pacific Sun» / Die Bildbetrachtung / Typologie der Rezeption

 

9. Kapitel: Der Kunstbetrieb
Was ist eigentlich Kunst – im Idealfall zumindest? / Der Kunstmarkt

 

10. Kapitel: Die Kunst, sein Glück in der Fotografie zu finden
«Odo Yakuza Tokyo» von Anton Kusters / «Fish-Work: The Bering Sea» von Corey Arnold / Margarita Broich: «Ende der Vorstellung» / Modelle künstlerischen Arbeitens mit der Kamera / Neugier und Genauigkeit im Hier und Jetzt

 

11. Kapitel: Praktische Tipps zur Realisierung freier Projekte
… für Fotografen ohne kommerzielle Zwänge / «Roadside» von Yannik Willing / Bildbesprechung: «Waidwerk» von Friederike Brandenburg / Der Schaffensrausch / Tipps für Werbefotografen / Freie Projekte fürs Selbstmarketing / Wie Sie ein Thema finden / Resümee für Fotojournalisten / Zum Beispiel Jodi Bieber / Schönheit in der Fotografie / Fotografie – Das Rezept! / Die Fotografie spiegelt die Haltung zum Leben

Nachwort

Literaturverzeichnis

Fotografen-Index

 

Die Autorin

Dr. Martina Mettner studierte Soziologie und schloss ihr Studium 1987 mit der Doktorarbeit zum Thema «Die Autonomisierung der Fotografie» ab, mit dem Fokus auf der Heranbildung eines damals neuen Selbst- und Berufsbildes als künstlerischer Fotograf. 25 Jahre Erfahrung mit der Fotografie und Fotografen später, spannt die vorliegende Arbeit den Bogen zu den Fragen und Herausforderungen der Fotoggrafie im 21. Jahrhundert. Seit 2002 berät Dr. Martina Mettner Fotografinnen und Fotografen in Einzelgesprächen und Seminarien hinsichtlich ihrer künstlerischen und breruflichen Entwicklung sowie von Unternehmen bezüglich des Einsatzes hochwertiger Fotografie. Seite 2009 ist die Autorin auch unter der Marke «Fotofeinkost» im Internet aktiv.

Weitere Informationen zum Buch finden Sie unter www.fotofeinkost.de

 

Dr. Martina Mettner
«Fotografie mit Leidenschaft – Vom Abbilden zum künstlerischen Ausdruck»
224 Seiten mit Abbildungen
Leineneinband, gebunden
Preis: CHF 53.00 / EUR 39,80

Das Buch kann hier online bestellt werden.

 

 

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