Heute Abend, Mittwoch, 5. Dezember 2012, ist in der Fotostiftung Winterthur um 19:30 Uhr der Film «From Somewhere to Nowhere – Wanderarbeiter in China» über den Aargauer Fotografen Andreas Seibert zu sehen. Seibert hat das Leben der chinesischen Wanderarbeiter eindrücklich dokumentiert.
Anlässlich der Ausstellung «Andreas Seibert. Huai He – Alles im Fluss» zeigt die Fotostiftung Schweiz den von Villi Hermann 2009 realisierten Dokumentarfilm über Seiberts fotografisches Langzeitprojekt (2002 – 2009) über die grösste Migrationsbewegung der Menschheitsgeschichte: Millionen von Chinesen verlassen die ländlichen Regionen, um in den Wirtschaftsmetropolen ein Auskommen zu finden. Regisseur Villi Hermann, der heute Abend persönlich anwesend sein wird, hat den Fotografen auf drei seiner Reisen begleitet. Der Film zeigt, welchen Preis die Menschen und die Umwelt Chinas für den rasanten wirtschaftlichen Aufschwung bezahlen.
Der Aargauer Fotograf Andreas Seibert lebt und arbeitet seit fünfzehn Jahren in Asien. Neben der Arbeit als Pressefotograf für internationale Zeitungen und Magazine hält er seit zehn Jahren in persönlichem Engagement das von grosser Armut und Heimatlosigkeit geprägte Leben der chinesischen Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter fest.
Zwei Wanderarbeiterinnen, die nachts in der «wirtschaftlichen Spezialzone» in Shenzhen tätig sind. Copyright Andreas Seibert
Es sind unvorstellbare Zahlen: Mehr als 200 Millionen Menschen, ehemalige Bauern und Landarbeiterrinnen, sind heute in China Migranten im eigenen Land. Vom wenigen Land, das ihnen im Zuge der Landreform zugesprochen wurde, können sie ihre Familien nicht ernähren.
Die 74jährige Chen kümmert sich um ihren fünfjährigen Enkel, während die Eltern als Wanderarbeiter tätig sind. Copyright Andreas Seibert
In den Boom-Städten im Süden des riesigen Landes ermöglicht ihre billige Arbeitskraft zu weiten Teilen überhaupt erst das chinesische Wirtschaftswunder. Über Jahre sind sie alleine unterwegs, von Fabrik zu Fabrik, von Baustelle zu Baustelle, «von irgendwo nach nirgendwo», wie es ein chinesischer Wanderarbeiter im Film beschreibt. Sie sind rechtlose Fremde im eigenen Land.
Wanderarbeiter in überfüllten Zügen auf der Heimfahrt von ihren mehrtägigen Jobs. Copyright Andreas Seibert
Der Film von Villi Hermann «From Somewhere to Nowhere» über die Langzeitreportage des Auslandschweizers Andreas Seibert ist eine Koproduktion der Sternstunde Kunst und war an diversen Festivals zu sehen, unter anderem am Filmfestival in Locarno 2009. Die Fotografien von Andreas Seibert sind in Buchform erhältlich und als Wanderausstellung unterwegs.
Der junge Arbeiter hat Glück gehabt: Er konnte einen Platz am Fenster ergattern, eines das nicht defekt ist und geöffnet werden kann. Copyright Andreas Seibert.
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Detailinfos zum Film von Villi Hermann, Imagofilm, gibt es hier und hier.
Die Ausstellung «Andreas Seibert. Huai He – Alles im Fluss» ist noch bis 3. März 2013 in der Fotostiftung Schweiz in Winterthur zu sehen.
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Literaturtipps:
Andreas Seibert: From Somewhere to Nowhere, Wanderbeiter in China.
Lars Muller Publishers, Baden 2008.
Chen Guidi, Wu Chuntao: Zur Lage der chinesischen Bauern.
Zweitausendeins Verlag, Berlin 2006.