Urs Tillmanns, 23. März 2013, 10:00 Uhr

Photoshow Milano: Im Süden wenig Neues – dennoch lohnt sich der Besuch

Jedes zweite Jahr findet die Photoshow in Mailand statt. Sie ist die grösste Fotomesse Italiens, die alternierend in Rom von 80‘000 und in Mailand von rund 60‘000 Fotobegeisterten besucht wird. Wir waren am gestrigen Eröffnungstag in Mailand und haben uns an den rund 300 Ständen umgeschaut. Was gab es Neues?

Ehrlich gesagt: nicht viel. Das war an der 14. Photoshow nach der PMA@CES in Las Vegas und der CP+ in Yokohama auch kaum zu erwarten. Aber, geht man in der internetgesättigten Zeit wirklich wegen Neuheiten an eine Messe? Sind es nicht vielmehr die Besonderheiten jeder Messe, die den Besuch interessant machen? Der direkte Vergleich auch, wie sich die verschiedenen Marken da und dort präsentieren? Da mächtig und pompös, dort nur diskret, möglicherweise sogar nur als Mitaussteller? Jede Messe ist anders. Jede Messe spiegelt den Markt wieder, wie er sich im entsprechenden Land präsentiert. Und jeder Aussteller will auf seine Weise das Interesse der Besucher auf sich lenken und seine Produkte im bestmöglichen Licht präsentieren.

Und doch – die Neuheiten, von denen wir alle hören wollen, gab es ein, zwei Tage zuvor. Die beiden Canon-Spiegelreflexen EOS 100D und EOS 700D, die Fujifim FinePix S8400W und die XP200 oder die Olympus VH520. Zufall oder Berechnung? Sind die Zeiten vorbei, als die Kamerahersteller mit der Vorstellung ihrer neuen Modelle eine Fotomesse abwarteten? Für die Besucher in Mailand waren es jedenfalls die Höhepunkte, auch wenn Sie, liebe Leser und lieber Leser, schon zuvor auf dieser Webseite alle Details dazu erfahren haben.

 

Photoshow im Zentrum von Mailand

Mailand hat zwei Messezentren, die Fieramilanocity fast im Zentrum der Stadt und ein neueres, viel grösseres etwas weiter nördlich. Die Photoshow wird in ersterem abgehalten, das mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erreichbar ist – wenn diese nicht gerade streiken, was gestern mal zwischendurch der Fall war.

Copyright: Urs Tillmanns / Fotointern.ch

Die Fieramilanocity besteht aus vier grossen Hallen auf zwei Stockwerken. In einer der grösseren ist die Photoshow zu finden. Es sind gegen 300 Aussteller, die hier ihre Produkte und Neuheiten präsentieren und damit einen umfassenden Überblick des Fotoangebots in Italien bieten.

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Nach Angaben des Lieferantenverbandes «Associazione Italiana Foto-Digital Imaging» (AIF) betrug das Marktvolumen letztesJahr knapp 2,4 Millionen Kameras mit einem Gesamtumsatz von 490 Millionen Euro, der gegenüber 2011 eine Umsatzeinbusse von -14,3% zu verzeichnen hatte. Die Wirtschaftskrise und der unaufhaltsame Preisdruck sind die Gründe dafür. Wie in anderen Ländern haben auch in Italien die Kompaktkameras bereits einen starken Einbruch erlitten, während die Systemkameras, Spiegelreflex und Spiegellose zusammen, einen Zuwachs von volumenmässig 6% und wertmässig von rund 10% zu verzeichnen hatten. Im Trend liegen hier die Spiegellosen, von denen im letzten Jahr 41% mehr verkauft wurden.

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In diesem Trend war die Vorstellung der beiden neuen Spiegelreflexmodelle EOS 100D und EOS 700D als Erstpräsentationen auf der Photoshow genau richtig. Sie waren auch das Highlight am Canon-Stand, wobei diese neuen Kameras in Tat und Wahrheit wesentlich handlicher sind als auf unserem Bild.

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Weiter stiessen die professionellen Videokameras der C-Reihe von Canon auf grosses Interesse der Fachbesucher. Die Kameras waren voll ausgebaut mit allem Zubehör zu sehen und konnten unter fachkundiger Anweisung auch von den Besuchern selbst ausprobiert werden.

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Ein deutlicher Trend zeichnet sich auch mit der WiFi-Ausstattung moderner Kameras ab, nicht nur hier am Samsung-Stand – wobei der koreanische Mobiltelefonspezialist auf diese Technologie ganz besonderen Wert legt – sondern generell wahrscheinlich bei den meisten neu erscheinenden Kameras aller Marken. Die Beliebtheit sozialer Netzwerke verlangt dies, damit die Bilder sofort über’s Internet mit Freunden geteilt werden können.

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Obwohl das Segment der Kompaktkameras durch die starke Handy-Konkurrenz eher auf Talfahrt ist, sind auch dieses Jahr viele interessante Neuheiten dieser Kameraart zu erwarten: kleiner, mit mehr Features und auch farbiger. Nikon versucht mit Farbe dieses Geschäft zu beleben, mit der Überlegung, dass die Kamera der Lieblingsfarbe auch zum persönlichen Outfit passen sollte.

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Dennoch kamen die vielen semi- und professionellen Fans dieser Markt auf ihre Rechnung, indem sie seltene Traumobjektive ausprobieren oder den Kurzworkshops reüssierter Profis beiwohnen konnten.

Dass viele der Besucher ihre zum Teil gigantischen Ausrüstungen den ganzen Tag herumtragen, hat seinen Grund, denn gerade auf einer Fotomesse in Italien, sind besonders hübsche Präsentatorinnen und Models zu entdecken, die sich als sehr attraktive Motive präsentieren.

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Hier wirbt beispielsweise ein grosses Model für kleine Speicherkarten …

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… oder am Samsung-Stand präsentieren sich zwei hübsche Models farbig gepunktet angezogen vor einem ebensolchen Hintergrund – ein Motiv, wie man es wahrlich nicht alle Tage findet.

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Der Sony-Stand präsentiert sich gepflegt und ästhetisch mit verschiedenen attraktiven Motiven, vor allem für die Leader-Modelle der Alpha-Reihe, die auf grosses Interesse stossen und auch in Italien sehr gut im Markt liegen.

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Zwar kann man nicht von einem Trend sprechen, doch ist es auffallend, dass sich viele Besucher wieder für das auferstehende Sofortbild interessieren, vor allem bei Impossible, dem österreichisch-holländischen Unternehmen, das die Polaroid-Fabrik in Enschede wieder in Schwung brachte. Impossible setzt mit den neuen Integralfilmen vor allem auf kreative und experimentierfreudige Fotografen, die ihre Unikate vorwiegend im Galeriemarkt absetzen.

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Fujifilm zieht gleich mit und zeigt ihr Instant-Konzept als Schwerpunkt am Stand, als ob es neu wäre. Entsprechend fasziniert sind vor allem junge Besucher, die den damaligen Sofortbild-Boom selbst nicht erlebt hatten und sind jetzt von den kleinen Bildchen, die sich in der Hand entwickeln, begeistert sind.

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Das Bildergeschäft boomt in Italien noch mehr als in anderen Ländern. Auch CeWe gehört hier zu den wichtigen Anbietern, der in Italien mit seinem Kombikonzept von Internetbestellung und Abholung am Verkaufspunkt noch ein grosses Potential sieht. Es gibt in Italien im Vergleich zu anderen Ländern immer noch einen relativ starken Fachhandel, der in CeWe einen interessanten Partner findet-

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Anderseits geht auch hier der Trend bei der Bilderherstellung zum Printen am Verkaufspunkt, wobei die Fotokioske sehr beliebte und populäre Lösungen darstellen. Dabei gehört Kodak noch immer zu den bedeutenden Anbietern, der sonst an seinem Stand kaum mehr etwas von den einstigen Fotoprodukten zu zeigen hat. Die Zeit des gelben Gigantismus scheint endgültig vorbei zu sein.

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Chemie liegt heute gar nicht mehr im Trend, nachdem die Inkjet-Technologie in den letzten Jahren enorme Fortschritte verzeichnen konnte und mit immer attraktiveren und leistungsfähigeren Geräten direkt am Verkaufspunkt Bilder produziert. Die Leader sind hier Epson (Bild) und Noritsu mit neuartigen Lösungen, die jetzt gerade in den Markt kommen.

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Italien ist für seine luxuriösen und sehr teuren Fotoalben bekannt, wie man sie sich vor allem leistet, um seine Hochzeit oder andere Familienfeste darin zu dokumentieren. Nicht erstaunlich, dass es hier auf der Photoshow unzählige Anbieter gibt, die ihre gediegenen Produkte gleich regalweise zeigen.

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Einer der grössten ist Graphicstudio, der die Besucher nicht nur mit einem besonders umfangreichen Sortiment an den Stand lockt, sondern auch mit offensichtlich spannenden Publikumspräsentationen – jedenfalls hörten die Besucher dem wortgewandten Präsentator lange zu.

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Und was wäre Italien ohne seine Bilderrahmen? Von Kitschig bis edel ist hier auf der Photoshow alles für die unterschiedlichsten Geschmäcker zu finden.

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Wer lediglich an Rahmen besonders interessiert ist, der findet in der Nachbarhalle eine noch grössere Auswahl. Hier tagt gleichzeitig mit der Photoshow die FrameArt Expoeine Fachmesse, die ausschliesslich auf Bilderrahmen spezialisiert ist. Hier ist es deutlich ruhiger als in der Halle daneben …

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Eine weitere Besonderheit der Photoshow ist die Tatsache, dass sich auf dieser eigentlichen Publikumsmesse auch die wichtigsten Distributoren präsentieren, um auch Marken präsentieren zu können, die hier nicht mit einem eigenen Stand vertreten sind. Zwei Beispiele hierzu: Fowa (Bild), der die Marken Braun, Cokin, Kenko, Kodak, Lumix G, Metz, Oregon, Panasonic, Pentax, Reflecta, Ricoh, Samyang, Transcend, Vanguard und Zeiss vertritt …

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… oder M-Trading, der Produkte von Celestron, Golla, Hama, Honeywell, Kodak, Liquid Image, SanDisk, Sigma und Sony seinen Fachhandelskunden anbietet.

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Wie an den meisten bekannten Fotomessen, bietet auch die Photoshow ein sehr reichhaltiges Seminar- Vortrags- und Workshop-Programm mit interessanten Themen und vorbildlichen Fotografen. Bedingung: man muss der italienischen Sprache mächtig sein.

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Neben dem Messerummel gibt es da und dort erholsame und beeindruckende Ausstellungen, wie zum Beispiel diese von Mario del Biasi, Giorgio Lotti und Angelo Cozzi. Einige sind hervorragend präsentiert, andere eher dürftig, schlechter als es die Bilder verdient hätten.

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Auch wer Gebrauchtes und vor allem Analoges sucht, kommt an der Photoshow auf seine Rechnung. Es gibt am Rande der Messe mehrere Anbieter, die jene Kameras, Objektive und Zubehöre zeigen, die vor fünf, zehn oder fünfzehn Jahren hier auf der Photoshow, der damaligen Sicof, die Highlights waren.

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Darunter findet man Kostbarkeiten, wie Leica-, Leicaflex-, Nikon-F- oder Contax-Gehäuse, mit den Objektiven dazu, die teilweise in fast neuwertigem Zustand zu immer attraktiveren Preisen zu finden sind. Auch dieser Markt scheint deutlich rückläufig zu sein, nicht zuletzt, weil niemand etwas dafür tut …

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Messerummel macht müde, und so gewährt man sich zwischendurch mal ein Nickerchen. Egal wo – auch wenn man dabei selbst zum Ausstellungsobjekt wird.

Die Photoshow in Mailand kann dieses Jahr – was kaum zu erwarten war –nicht mit atemberaubenden Neuheiten aufwarten, doch ist sie unweit der Schweiz eine sehr sehenswerte Messe, die den italienischen Charm spielen lässt und einem repräsentativen Überblick über das gegenwärtige Fotoangebot bietet. Der Besuch der Messe – und der prachtvollen Stadt Mailand – lohnt sich auf jeden Fall, und noch besteht die Gelegenheit dazu, denn die Photoshow ist noch bis am Montag zu besuchen.

Urs Tillmanns

 

Messegelände: Fieramilanocity, Piazzale Carlo Magno 1, IT-20149 Milano

Eingang: Teodorico Gate

Datum: 22. bis 25. März 2013

Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag 10:00 bis 18:00 Uhr, Montag 10:00 bis 16:00

Eintritt: im Vorverkauf 1 €, Tageskasse 10 €

Weitere Informationen finden Sie auf www.photoshow.it

 

Ein Kommentar zu “Photoshow Milano: Im Süden wenig Neues – dennoch lohnt sich der Besuch”

  1. „Darunter findet man Kostbarkeiten, wie Leica-, Leicaflex-, Nikon-F- oder Contax-Gehäuse, mit den Objektiven dazu, die teilweise in fast neuwertigem Zustand zu immer attraktiveren Preisen zu finden sind. Auch dieser Markt scheint deutlich rückläufig zu sein, nicht zuletzt, weil niemand etwas dafür tut …“
    Was soll jemand dafür tun?
    Ich war am Binninger Fotoflohmi, ok etwas spät, einige haben schon eingepackt. Gefunden hab ich nix Passendes.
    Einer ist sogar aus Köln angereicht. Der Buchhändler aus Stuttgart war nicht da.
    Die Verkäufer sollen ihre ware online stellen inkl. attraktiven preisen. Dann muss eine Sammeladresse her. Das ist doch nicht schwierig. Reg mich schon lange auf dass Fotohändler ihre Occasionsware nicht anpreisen. Deshalb wird alles online in den auktionsplattformen ebay, ricardo etc gekauft. und den anbietern mit preisen.

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