Martin Schadt aus Liestal wurde gestern mit dem Europäischen Erfinderpreis 2013 des Europäischen Patentamts (EPA) ausgezeichnet. Ihm gelang die Schlüsselerfindung für das digitale Zeitalter, welche in den meisten Geräten des heutigen täglichen Gebrauchs Einzug hielt – darunter auch Smartphones und Kameras.
Martin Schadt erhielt den Europäischen Erfinderpreis für seine Erfindung des Liquid Crystal Displays (LCD). Schadt war 1970 als Physiker bei F.Hoffmann-La Roche AG tätig und entwickelte zusammen mit seinem Arbeitskollegen Wolfgang Helfrich die Flüssigkeitskristall-Technologie, welche mit einem enormen Potential die Weiterentwicklung von nahezu allen Geräten des täglichen Lebens ermöglichte.
Foto: Heinz Troll
Der gebürtige Liestaler hat gemäss seinen Äusserungen nie mit diesem Potential und der daraus erwachsenden Entwicklungen gerechnet: «Dieser durchschlagende Erfolg war in den 1970er Jahren nicht voraussehbar. Es galt zunächst noch Berge von technischen und wissenschaftlichen Schwierigkeiten zu überwinden.» Die Lösung dieser Probleme durch Schadt eröffnete der Schweizer Erfindung einen immensen Markt: Im letzten Jahr wurden weltweit rund 120 Milliarden US-Dollar für Geräte mit LCD-Technologie umgesetzt.
«Die Erfindung von Martin Schadt hat unser Leben verändert. Sie zeigt exemplarisch, wie wichtig Ausdauer, Weitsicht und langfristige Investitionen für die Entwicklung von Spitzentechnologien sind. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit geben Erfindungen wie die LCD-Technologie wichtige Impulse und können ganze Industrie begründen und damit Arbeit und Wohlstand schaffen» sagte Benoît Battistelli, Präsident des Europäischen Patentamtes bei der Bekanntgabe der Gewinner.
Der Erfinderpreis wird in fünf Kategorien vergeben. Schadt wurde aus einer Gruppe von 15 Nominierten aus elf Ländern von einer internationalen Jury als Gewinner ausgewählt. Die Gewinner des diesjährigen Erfinderpreises in den anderen vier Kategorien lauten: Kategorie Industrie: Claus Hämmerle und Klaus Brüstle, Österreich, für die Erfindung des sanft schliessenden Möbelscharniers, das zum Industriestandard wurde; Kategorie KMU: Pål Nyrén, Schweden, für die Pyrosequencing-Technologie für DNS, die eine einfachere und kostengünstigere Genforschung ermöglicht; Kategorie Forschung: Patrick Couvreur, Frankreich, für eine neue Methode der Krebsbekämpfung mittels Nanotechnologie; Kategorie aussereuropäische Länder: Ajay V. Bhatt, USA, für die Erfindung der USB-Technologie, die die Computer-Verbindungen vereinheitlichte. Der erstmals ausgelobte Publikumspreis ging an José Luis López Gómez, Spanien, für bedeutende Verbesserungen an der unabhängig geführten Radaufhängung bei Hochgeschwindigkeitszügen.
Über den Europäischen Erfinderpreis
Der Europäische Erfinderpreis ist der wichtigste Preis für Innovation in Europa. Er wird seit 2006 jährlich vom Europäischen Patentamt (EPA) verliehen. Der Preis würdigt einzelne Erfinder oder Teams, die dazu beitragen, technische Antworten auf die wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Außerdem prüft eine international hochkarätig besetzte Jury, inwieweit diese Erfinder zum sozialen Fortschritt, zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zum Wohlstand beigetragen haben.
Das Europäische Patentamt (EPA) ist mit rund 7’000 Mitarbeitern eine der grössten europäischen Einrichtungen des öffentlichen Dienstes mit Hauptsitz in München. Das EPA wurde gegründet, um die Zusammenarbeit europäischer Staaten im Patentwesen zu fördern. Über das zentrale Erteilungsverfahren beim EPA können Erfinder Patentschutz in einigen oder allen 38 EPA-Mitgliedsstaaten erlangen. Das EPA ist überdies die weltweit bedeutendste Behörde für Patentrecherchen und Patentinformation.
Sehen Sie hier ein Video über Martin Schadt und seine Erfindung (engl.):
Quelle: Pressetext / EPA