Nein, in diesem Beitrag geht es ausnahmsweise nicht um Fotografie, aber um viel, was mit der Fotografie im Zusammenhang steht und für unsere Leserschaft von Interesse sein dürfte. In Solothurn präsentiert sich «Enter», das Computer- und Technikmuseum gleich beim Bahnhof, in neuem Glanz. Fotointern.ch hat dieses kürzlich besucht …
Das neue Technikmuseum in Solothurn zeigt die vielfältige und faszinierende Welt der Computer, der mechanischen Rechnungsmaschinen, der Radio- und Fernsehgeräte sowie der Technikspiele. Das Museum «Enter» will die Geschichten hinter diesen Produkten vermitteln, damit jüngere Generationen und Schulen die faszinierenden Meilensteine einer vergangenen Technikentwicklung in natura und funktionsfähigem Zustand sehen und erleben können.
Der eher nüchterne Eingang lässt nicht vermuten, welche Kostbarkeiten im Keller ausgestellt sind
Das Technikmuseum «Enter» spricht eine sehr breite Besucherschaft an. In der grossen Themenbreite der Exponate finden fast alle Erwachsenen Geräte aus der Ausbildungszeit oder früheren beruflichen Tätigkeit. So entdeckt der Besucher auf dem Rundgang das erste Apple Produkt, das erste Handy, das erste Radio, den Vorgänger des Taschenrechners und vieles mehr.
Perfekt präsentiert: Der Weg vom Trichtergrammophon zum Fernseher
Wie zwei Sammler ein Museum gründen
Hervorgegangen ist das Museum aus zwei Privatsammlungen, der kürzlich eine dritte angegliedert werden konnte. Felix Kunz sammelte seit seinem Studium als Elektroingenieur Computer und technische Geräte. 1990 gründete er die Digital-Logic AG, in welcher ca. 50‘000 Embedded Computer produziert wurden, und hatte damit eine optimale technische Infrastruktur für die Pflege seiner Sammlerstücke. Hinzu kam Peter Regenass, heute Leiter der Bucher-Motorex Gruppe in Langenthal, der sich seit seiner Kantizeit mit Rechenmaschinen befasste, insbesondere mit denjenigen von «Curta», über die noch bis Ende September 2013 eine Sonderausstellung zu sehen ist.
Reihenweise Radioempfänger! Ein Dreh am Lautstärkenschalter – und er funktioniert!
Nach einem ersten Privatmuseum in Solothurn konnte im Oktober 2010 der Grundstein für den Förderverein und die Stiftung «Enter» gelegt werden. Als dritter Pfeiler kommt nun die umfassende Computersammlung von Robert Weiss hinzu, der durch sein Weissbuch, ein für die Computerbranche unverzichtbares Marktanalysemedium, bekannt geworden ist. Die Sammlung Weiss stellt dank einer grosszügigen Spende der Stiftung SCGA (vormals Swiss Computer Graphics Association) eine hervorragende Ergänzung für das Technikmuseum dar.
Spulentonbandgeräte aller Arten – natürlich auch die Schweizer Revox-Maschinen
Seit anfangs Dezember 2013 befindet sich das Technikmuseum «Enter» fünf Gehminuten hinter dem Bahnhof Solothurn in einem grosszügigen Lagergebäude, das die allesamt funktionsfähigen Exponate unter klimatisch idealen Bedingungen für seine Besucher präsentiert.
Wohl das kostbarste Teil: das erste Apple-Produkt – lange bevor es die Welt veränderte
Die Sammlung von Robert und Micha Weiss
Die Sammlung von Robert und Micha Weiss umfasst rund 90 Tonnen (!) Material zur Computergeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. So zeigt heute das Museum die Computergeschichte nahezu lückenlos auf, von den anfänglichen Grossrechnern über die erste Tischgeräte, darunter als besondere Rarität auch der erste «Apple», bis hin zu den heute miniaturisierten Alltagsrechnern.
Robert Weiss erklärt die wichtigsten Teile seiner Sammlung, die nun in Solothurn eine Bleibe gefunden hat
Die Ausstellungen
In der Dauerausstellung werden die Geschichte der Radio/TV Entwicklung, der mechanischen Rechner und Computer Entwicklung, der Telekommunikationsentwicklung und der Spiele vermittelt. Damit die Radios und Telefonrundspruchgeräte noch funktionieren, wurden die entsprechenden Sendersysteme aufgebaut und senden auf Mittelwelle 531kHz und TR-Kanälen. Zudem sind mehrere Werkstätten, Ersatzteillager und eine grosse Bibliothek mit Schemas und Software ebenfalls Teil der Sammlung.
Die Sonderausstellung der Rechenmaschine «Curta», von der einst in Liechtenstein 150’000 Stück produziert wurden
Zweimal jährlich wird eine Sonderausstellung einem bestimmten Thema gewidmet. Nach der letzten Sonderausstellung «30 Jahre Commodore C64» wird aktuell die Sonderausstellung «75Jahre Curta» gezeigt.
Der hauseigene Mittelwellensender von Felix Kunz – selbstverständlich in Betrieb!
Die Vision von «Enter»
Bereits ist ein grosser Teil der früheren Gründervisionen realisiert. Das Museum ist regelmässig für das Publikum geöffnet. Es finden Führungen unter fachlich kompetenter Leitung statt, es existiert ein Bistrot (das auch für Anlässe mit bis zu 100 Personen gemietet werden kann) sowie ein spezielles Jugendprogramm mit Angeboten im Rahmen des Ferienpasses.
Eine Radiowerkstatt aus den 1950er-Jahren – voll funktionsfähig
Das Museum «Enter» soll weiterentwickelt werden. Einerseits mit einem elektronischen Besucherführer und einem Museumsbuch zur Vermittlung der Exponate und Geschichte. Die Jugend soll mit Roboterwettbewerben und Programmierkursen angesprochen werden. Es sind genügend Exponate und interessante Themen vorhanden, um das Museum zu vergrössern. Es ist zu erwarten, dass weitere Sammlungen in das Museum «Enter» integriert werden, mit dem Ziel die Qualität der Exponate weiter zu verbessern. Dazu sind weitere Förderer und Sponsoren gesucht. Das Museum «Enter» soll die Hardware betriebsbereit halten, um die Software, Videos und digitale Kunst auch in Zukunft zugänglich zu machen. Die aktuelle Hardware verfügt über eine immer kürzere Lebenserwartung.
Speichermedien aller Generationen – wer erinnert sich noch?
Weitere Impressionen des Museumsrundgangs sehen Sie hier in einer Bilderschau:
Öffnungszeiten
Mittwoch bis Sonntag von 13:00 bis17:00 Uhr (Sonntag ab 10:00Uhr offen). Events, Seminare, Gruppenbesuche und Gruppenführungen können jederzeit nach telefonischer Absprache erfolgen (auch ausserhalb der Öffnungszeiten).
Fotos: Urs Tillmanns / Fotointern.ch
Weitere Informationen:
Museum «Enter»
Zuchwilerstrasse 33
CH-4500 Solothurn
Tel. 032 621 80 50
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