Urs Tillmanns, 22. Juni 2013, 09:18 Uhr

PhotoKlassik die Vierte: Ein vielfältiger Streifzug durch die analoge Fotowelt

«Photo Klassik», das Magazin für analoge Fotografie, liegt bereits in ihrer vierten Ausgabe vor und sie präsentiert sich einmal mehr vielseitig, informativ und mit hervorragenden Bildern. Diesmalige Höhepunkte: ein Exklusiv-Interview mit der Fotografenlegende Robert Häusser, Artikel über Sofortbildfotografie und Edeldruckverfahren sowie den Start in die Grossformatfotografie.

Die waghalsige Idee, vor anderthalb Jahren im Trend der Digitalfotografie ein Magazin für die Fotografie mit Film auf den Markt zu bringen, scheint von Erfolg gekrönt: PhotoKlassik präsentiert sich mit der vierten Ausgabe – dicker und spannender als alle zuvor.

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Im Zentrum dieses Heftes steht das Lebenswerk des deutschen Fotografen Robert Häusser. Gezeigt werden dabei einige bekannte, vor allem aber auch unbekannte Fotografien des heute 88jährigen Fotokünstlers. In einem seiner extrem seltenen Interviews hat er sich exklusiv gegenüber PhotoKlassik unter anderem dazu geäussert, was für ihn Leidenschaft für die Fotografie bedeutet. Mit dem Exklusiv-Interview «Fotografie ist ein geistiges Abenteuer» und dem mehrseitigen Schwarzweiss-Bildteil ergibt sich ein tiefer Einblick in eines der spannendsten, wegweisenden Lebenswerke eines grossen noch lebenden Fotokünstlers, der über Jahrzehnte hinweg ein unvergleichliches Lebenswerk geschaffen hat. Übrigens wird zum Schaffen von Robert Häusser noch bis 12. Januar 2014 im Reiss Engelhorn Museum in Mannheim eine sehenswerte Ausstellung gezeigt, zu der es auch einen Katalog gibt.

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In der Reihe bekannter Klassikerkameras wird in dieser Ausgabe die Contax T3 in einem Erfahrungsbericht vorgestellt, die unverändert als Topmodell der letzten analogen Jahre von denjenigen geschätzt wird, die sie glücklicherweise besitzen und von vielen gesucht werden, die sie gerne noch (oder wieder?) hätten. «Das Objektiv ist superscharf» schwärmt Mischa Christen, «man hat die Möglichkeit alles manuell einzustellen und sie hat die perfekte Grösse für mich, da ich eins sein will mit der Kamera und mir keine um den Hals hängen mag.»

Mit der «Bildgestaltung in der Panoramafotografie» beginnt in dieser Ausgabe offensichtlich eine neue Serie von Rainer Hardorp, die im ersten Teil das Thema «Goldener Schnitt und Mittenbetonung» abhandelt. Der Autor zeigt mit treffenden Bildbeispielen, wie man durch eine gekonnte Raumaufteilung noch mehr aus den Bildern im Breitformat herausholt.

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Wie man die Belichtung in den Griff bekommt, und welche Hilfsmittel, sprich Handbelichtungsmesser, man dazu verwenden kann, und worauf dabei besonders zu achten ist, wird im nächsten Beitrag erklärt. Ein wertvoller Artikel, wie wir meinen, denn nur allzu viele Fotografen vertrauen auf die kameraintegrierte Einstellung, obwohl sich mit gezielter und bewusster Messung sehr viel mehr herausholen liesse.

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Das Dresdener Fotografen-Kollektiv «tagohneschatten» hat sich fotografische Kontroversen auf die Fahne geschrieben und zeigt unter dem Titel «Fotografie ist geräuschlos, Musik ist frei von Abbild» inhaltlich und gestalterisch interessante Arbeiten, die Vorbildcharakter haben könnten.

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Dem «Hasselblad-Würfel» wird just zu dem Zeitpunkt als das dänische Unternehmen das Ende seiner Produktion ankündigt, ein ausgiebiger Technikartikel gewidmet, aus dem nicht zuletzt der gestalterischen Vorteil des quadratischen Bildformats hervorgehen, das die professionelle Fotografie jahrzehntelang massgeblich geprägt hatte. Die «echte» Hasselblad hat Fotogeschichte geschrieben und wird noch lange zu den Favoritenkameras der Fotografen mit Film gehören.

Lesenswert ist der Beitrag «Das Dilemma der Foto-Casanovas oder warum Amateurfotos so aussehen wie sie aussehen». Zwar nur eine Doppelseite lang, aber eine, die zum Nachdenken anregt und viel Wahres enthält.

Um eine vermeintliche Spielzeugkamera geht es im nächsten Beitrag. In «Verzerrt, verspiel und verzaubert» geht es um die Holga 120N, eine Plastikkamera für Rollfilm, die wohl von niemandem so richtig ernst genommen wird … bis man die Abhandlung von Ilk Siegling gelesen hat und ihr zustimmen muss, dass damit – gerade wegen der technisch Inperfektion – eine neue, andersartige Bildkultur entstehen kann.

Nützliche Dienstleistungsseite «Reparaturwerkstätten für analoge Kameras und Zubehör». Im ersten Teil werden die entsprechenden Firmen in den deutschen Postleitzahlgebieten 0, 1 2 und 3 aufgelistet, und vielleicht finden die paar Schweizer Reparateure in einer der nächsten Ausgaben auch noch Platz.

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Die Sofortbildfotografie ist gradlinig auf dem Weg zu ihrem Comeback. Besonders faszinierend sind Sofortbilder im Grossformat 8x 10 Inch, die seit dem Verschwinden von Polaroid selten geworden sind. Stefan Milev ist einer der wenigen Spezialisten dieses Genre, der mit einer kostbaren Deardorff-Grossformatkamera für die deutsche Modedesignerin fotografiert hat. Eine andersartige Fotografie wird hier spannend beschrieben.

Und da wir gerade von Grossformat sprechen, blättern wir zum nächsten interessanten Beitrag um. «Etwas ganz Grosses anfangen» zeigt auf, was es braucht, um von Kleinbild und Mittelformat in die Welt der Planfilme einzutauchen. Welche Geräte sollte man sich anschaffen, und wie händelt man die unüblich gewordenen «Filmblätter»? Eine Abfolge in Bildern ist lesenswert für jene, die eine Qualität erzielen wollen, die grossartig ist – auch im digitalen Zeitalter.

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Nicht alle Fotografen verarbeiten ihre Negative selbst zu ausstellungsreifen Bildern. Das Interview mit dem britischen Printer – das gibt es in England immer noch als Beruf – Robin Bell, gibt Einblick in seine Laborwelt und erläutert, weshalb Silbergelatine-Abzüge immer noch wirkungsvoller und in der Ausstellungsszene gefragter sind als Digitalprints.

In der Rubrik «Die eigene Dunkelkammer» wird auf das Arbeiten mit Gradationswandelpapieren eingegangen und erklärt deren Vorzüge gegenüber Festgradationspapieren. Die Abhandlung dürfte für alte Laborhasen mehr eine Wissensbestätigung sein, doch ist er für Einsteiger in die Laborwelt eine wichtige Grundlage.

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Wer in der Positivtechnik weiterkommen und die höchste Stufe erreichen will, wird sich für den Beitrag «Edeldruck-Techniken» interessieren, der die verschiedenen, fast in Vergessenheit geratenen Verfahren erläutert, mit denen die Bilder aussergewöhnlich wirken und – je nach Verfahren – eine wesentlich längere Haltbarkeit erlangen. Zudem spielen sie in der Galerieszene in einer ganz anderen Liga …

Das Heft schliesst mit einem Kurzbeitrag über das Kolorieren, einem Ausstellungshinweis über Jan Saudek, den lesenswerten «Fundstücken» und einer «Ikone der Fotografie» zum eindrücklichen Bild von Weegee «Der Erkennungsdienst bei der Arbeit».

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Alles in allem ein sehr interessantes Heft, das mit seinen rund 100 Seiten, einer sehr guten Druckqualität und fundierten Beiträgen seine 18.90 Schweizerfranken Wert ist – besonders für Liebhaber der analogen Fotografie, welche Tendenz haben, die hochwertigen Ausgaben zu sammeln. PhotoKlassik gibt es im Abonnement (EUR 51.20 inkl. Porto in die Schweiz), an grossen Kiosken in Deutschland oder im Einzelhefteverkauf direkt beim Verlag.

Weitere Informationen unter www.photoklassik.de

Heinen&Maschke PhotoKlassik GbR
Wolfgang Heinen
DE-53639 Königswinter

 

 

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