Die Lomographische Gesellschaft hat das Petzval-Objektiv aus dem Jahre 1840 als ähnliche Neukonstruktion neu aufgelegt und will dieses, sobald die Finanzierung gesichert ist, mit Canon- und Nikon-Anschluss anbieten. Die ersten Testaufnahmen zeigen interessante Bildeffekte mit einem zauberhaften Bokeh.
Wer sich in der Fotogeschichte etwas auskennt, der kann auch mit dem Namen Petzval etwas anfangen. Josef Petzval (1807-1891) war Mathematikprofessor in Wien und erkannte nach Bekanntwerden der Kamera von Daguerre (resp. Giroux), dass mit lichtstärkeren Objektiven die Belichtungszeit des damaligen Daguerreotypie-Verfahrens beträchtlich verkürzt werden könnte.
Um das erste Objektiv berechnen zu können, standen ihm zwei Oberfeuerwerker und acht Beamte des kaiserlich-königlichen Bombardierkorps zur Verfügung, die in rund vier Monaten erstmals eine Objektivkonstruktion berechnen konnten. Das Objektiv war für damalige Verhältnisse mit 1:3,7 besonders lichtstark und wurde vor jahrzehntelang allem als Porträtobjektiv eingesetzt. Zudem war und ist das Petzval-Objektiv eine der wichtigsten optischen Grundkonstruktionen, auf welcher viele spätere Objektive basierten.
Auch das Material ist dem früheren Messingobjektiv gut nachempfunden. Unten sieht man den Drehknopf für die Scharfeinstellung
Jetzt hat die Lomographische Gesellschaft das damalige Objektiv nachgebaut und den heutigen Verhältnissen mit Spiegelreflexkameras angepassst. Das Lomo-Petzyal-Objektiv hat eine Lichtstärke von 1:2,2 und eine Brennweite von 85 mm und wird es in Kürze mit Canon- und Nikon-Anschluss auf den Markt kommen.
Das Besondere: Der damaligen Konstruktion nachempfunden, mit der relativ langen Brennweite und der grossen Öffnung ergeben sich besondere Bildeffekte und vor allem eine sehr gefällige Hintergrundauflösung (Bokeh-Effekt).
Zenit und Lomography, welche zusammen das Petzval-Objektiv mit moderner Berechnung nachkonstruiert haben, beschreiben die zu erwartenden Bildeffekte wie folgt: «Mit den gleichen einzigartigen Eigenschaften der alten Linse, wie Bokeh Effekt, grosse Blende und starker Kontrast – wird das neue Design kompatibel mit analogen Kameras sowie digitalen Kameras sein. … Die Linse aus russischem Glas hat eine grosse 1:2.2 Blendenöffnung, geringe Schärfentiefe und eine Bildfeldwölbung. Die extrem hohe Auflösung im Fokusbereich macht das Objekt im Fokus klar und scharf, während die Elemente, die ausserhalb des Fokus liegen, unscharf werden und verschwimmen. Die Originallinse war ausschliesslich für Schwarz/Weiss-Fotografie gemacht worden, während die neue Lomography Petzval Linse eine hochqualitative Linse ist und sich sehr gut in der modernen, analogen und digitalen Farbfotografie macht.
Gut nachgemacht: die Steckblende auf der Oberseite des Objektivs
Ein Petzval-Foto erkennt man besonders am scharfen Fokus und dem wunderschönen kreisförmigen Bokeh Effekt im Hintergrund. Den Fotografen erwarten zudem eine hohe Farbsättigung, kunstvolle Vignettierung und geringe Schärfentiefe. Die Unverwechselbarkeit der Petzval-Fotos kommt vom Design der Linse. Der Fotograf erhält auf einen wundervollen Effekt, welcher die Effekte von Fotobearbeitungsprorammen und Fotofilter übersteigt. Die Petzval Linse ist kompatibel mit (D)SLR Kameras mit «Canon EF»- oder »Nikon F»-Anschluss. Dies bedeutet, dass der Fotograf den Petzval-Look auf analogen und digitalen Bildern, sowie auf Video festhalten kann.
Hier sehen Sie eine Diaschau mit Bildern, die mit dem Lomo-Petzval-Objektiv aufgenommen worden sind.
Auf Kickstarter.com, einer Plattform um Ideen zu Produktinnovationen zu finanzieren, ist es jetzt möglich das Petzval Objektiv vorzubestellen: http://www.lomography.com/kickstarter. Hier finden Sie auch viele Hintergrundinformationen.
Lomo-Petzval-Objektiv: Technische Daten | |
Brennweite | 85mm |
Maximale Blendenöffnung | 1:2,2 |
Blende | Steckblendensatz 4,0, 5,6, 8, 11, 16 |
Bildkreisdurchmesser | 44 mm |
Bildwinkel | 30° |
Nahgrenze | 1 m |
Fokussierung | manuell über Feintrieb |
Filtergewinde | 67 mm |
Preis in CHF | steht noch nicht fest |
Sehr interessante Entwicklung. Bleibt nur die Frage offen, wann es kommt und wie viel es im Endeffekt kosten wird. Ich bin schon gespannt!
Das geht wohl auch mit Photoshop, beeindruckt mich nicht. Unter der Deckname künstlerischer Effekt lässt sich bekanntlich alles verkaufen.
Willem Bosboom
@ Willem Bosboom
Die lomographischen Produkte sind in erster Linie für die analoge Fotografie und da geht mit Photoshop erst einmal nur sehr wenig. Nicht jeder hat den Ehrgeiz, seine Aufnahmen in der Cloud zu bearbeiten und der NSA zur Bewertung vorzulegen.
Ich selbst finde die Idee sehr interessant und würde mich gern beteiligen. Noch besser finde ich die Aussage von Herrn Bosboom, der anscheinend nicht verstanden hat worum es in der „Fotografie“ geht. Wenn ich nur tolle Bilder per PS hinbekomme sollte man sich mal Gedanbken machen ob man Fotopgraf oder Bildbearbeiter ist. Ich weiss es ist eine Grundsatzfrage und auch ich arbeite mit PS, aber ganz ehrlich, wenn ich schon bei der Aufnahme diese Möglichkeit habe, verzichte ich gern auf Nachbearbeitung…
LG Kai
Warum das Teil nicht T2-universalanschluss haben soll ist mir schleierhaft.