Urs Tillmanns, 31. August 2013, 07:00 Uhr

Buchtipp: Martin Zurmühle «Bildsprachen zeitgenössischer Fotografen»

Wir verwenden oft den Begriff «Bildsprache» ohne zu überlegen, was eigentlich dahinter steckt. Martin Zurmühle hat nun ein Buch dazu geschrieben in welchem er sein Vier-Augen-Modell praktisch anwendet und die Arbeitsweisen vieler bekannter Fotografen analysiert. Es ist der dritte und letzte Band seines Werkes «Die Magie der Fotografie oder das Geheimnis herausragender Bilder».

Schon mit seinen beiden ersten Büchern dieser Reihe über die Bildanalyse und die Bildbewertung hat Martin Zurmühle Werke geschaffen, die in der Fotoliteratur wohl einzigartig sind (siehe Buchtipps: «Bildanalyse» und «Bildbewertung»). In beiden Büchern, und auch im vorliegenden dritten Band, kommt Zurmühles Vier-Augen-Modell zur Anwendung das beschreibt, wie Fotografien auf vier verschiedene Arten auf den Betrachter einwirken: Das «Form-Auge» bietet einen visuellen Genuss, das «Erzähl-Auge» berichtet aus dem Leben, das «Gefühls-Auge» nimmt Emotionen wahr und das «Ich-Auge» zeigt die Sprache des Künstlers. Man muss sich etwas in diese Philosophie der Bildbetrachtung einarbeiten, bis man sie wirklich versteht, doch je mehr man sich mit dem Vier-Augen-Modell befasst, desto einleuchtender, nachvollziehbarer und spannender wird die Bildanalyse.

Im ersten Teil des Buches geht Zurmühle der Frage nach, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit sich ein eigenständiger Bildstil und eine individuelle Bildsprache entwickeln kann. Hier versucht der Autor auch die undefinierten Begriffe des Bildstils und der Bildsprache auseinander zu halten, mit der wertvollen Erklärung der stilbildenden Faktoren. Schon alleine dieses Kapitel ist für den Leser, die sich mit der fotografischen Stilkunde interessiert, sehr aufschlussreich und eigentlich eine wichtige Grundlage, um sich in den folgenden Inhalten des Buches zurechtzufinden.

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Zu jedem der vier Modelle und Kapitel – dem «Form-Auge», dem «Erzähl-Auge», dem «Gefühls-Auge» und dem «Ich-Auge» – stellt Zurmühle mehrere bekannte und arrivierte Fotografen vor und geht, meist im Interviewstil, auf deren Besonderheiten und Charakteristiken ein. Der Leser erfährt hier sehr viel über die Arbeits- und Auffassungsweise dieser Fotografen, und er versteht damit, wie diese ihre eigenen Bildstil und ihre Bildsprache entwickelt haben. Das nachfolgende Inhaltsverzeichnis zeigt Ihnen, welche Fotografen Zurmühle für diese Stilkunde in den verschiedenen Modellen ausgewählt hat.

Die Bildbeispiele, welche Zurmühle zu jeden Fotografen zeigt, sind sehr treffend ausgewählt und untermalen den Bildstil des Fotografen deutlich und nachempfindbar. Pikantes Detail: Zu jedem Fotografen zeigt Zurmühle noch ein (in den meisten Fällen) sehr treffendes Stilbeispiel aus der Fotogeschichte oder von frühen Meistern der Malerei. Damit stellt Zurmühle den Stil des Fotografen in einen interessanten, weitläufigen Zusammenhang. Und noch etwas: Während sich die meisten Autoren bei den Bildlegenden auf ein Minimum beschränken, hat hier Zurmühle gedanklich mehr investiert: Die Bildlegenden haben einen sehr hohen Informationswert und verdeutlichen oder erläutern vieles, was zum Verständnis der Bildsprache beiträgt.

Dieser dritte (und letzte Band) von Zurmühles Reihe «Die Magie der Fotografie oder das Geheimnis herausragender Bilder» rundet die zwei vorangegangenen Bücher zu einem Gesamtwerk ab, das Wesentliches zum Bildverständnis, zur Bildanalyse, zur Bildbewertung – und jetzt eben zur Bildsprache beiträgt. Für mich persönlich ist es das beste und wertvollste der drei Bücher, nicht zuletzt, weil es viele interessanten Fotografen mit ihren Werken – und eben ihrer Bildsprache – mit Interviews und Portfolios vorstellt, und weil es dem Leser hilft, die Bildsprachen zu verstehen. Allerdings zeigt es auch, dass es bei den Bildern nicht nur Sprachen sondern auch viele Dialekte gibt, die man nicht unbedingt versteht …

Urs Tillmanns

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Buchbeschreibung des Verlages

23 herausragende Fotografen aus 9 verschiedenen Ländern zeigen die Vielfalt und Schönheit der zeitgenössischen Fotografie.

Der dritte und letzte Band der erfolgreichen Serie «Die Magie der Fotografie oder das Geheimnis herausragender Bilder» beschäftigt sich mit der Frage, wie ein persönlicher Bildstil oder eine individuelle Bildsprache entstehen kann. Eine klar erkennbare, eigenständige und stark wirkende Bildsprache zeichnet sich durch die drei Grundeigenschaften Originalität, Authentizität und Kreativität aus.

Was braucht es, dass sich eine fotografische Ausdrucksweise zu einer individuellen, wirkungsvollen, qualitativ hochstehenden und vom Betrachter leicht zu erkennenden Bildsprache entwickeln kann? Das ist die zentrale Frage dieses Buches des Schweizer Fotografen Martin Zurmühle über die Bildsprachen zeitgenössischer Fotografen:

Inhalt:
– Bildstile und Bildsprachen
– Formorientierte Fotografen
– Fotografen, die Geschichten erzählen
– Gefühlsorientierte Fotografen
– Kunstorientierte Fotografen

Die in diesem Buch vorgestellten 23 Fotografen aus 9 Ländern zeigen Ihnen, wie die drei Grundeigenschaften einer eigenständigen Bildsprache (Originalität, Authentizität und Kreativität) in der Praxis umgesetzt werden. Die Resultate sind so vielfältig und vielschichtig wie die heutige Fotografie mit ihren Techniken, Motiven und Themen.

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Der Inhalt

Einleitung
Was zeichnet die Bildsprache herausragender Fotografen aus?

Bildsprache
Was ist das Besondere einer fotografischen Bildsprache?

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1. Kapitel: Bildstil und Bildsprache
(Wie kann sich eine eigenständige und qualitativ hochwertige Bildsprache entwickeln?) / Stilbildende Faktoren (Ein fotografischer Stil benötigt verbindende Elemente)/ Qualität (Was macht die fotografische Qualität eines Bildstils oder einer Bildsprache aus?) / Inspiration (Woher kommt die Inspiration zu unseren Bildern?) / Vier-Augen-Modell (Aufteilung der Bildsprachen nach dem Vier-Augen-Modell)

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2. Kapitel: Form-Auge
(Fotografen, die mit starken Formen ihre Bilder gestalten) / Markus Reugels (Die besondere Schönheit «eingefrorener» Wassertropfen) / Dennis Savini (Die perfekt fotografierten schönen Produkte) / Pilar Pequeno (Pflanzen- und Früchtebilder als Hommage an die klassischen Stillleben) / Allen Russ (Formen und Licht in der Architektur- und Landschaftsfotografie) / Andre Brito (Das perfekte Spiel von Form, Licht und Körper) / Robert Bösch (Das Finden oder Kreieren der stark wirkenden Form bei Bergaufnahmen)

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3. Kapitel: Erzähl-Auge
(Fotografen, die mit ihren Bildern Geschichten erzählen) / Steve McCurry (Die Schönheit des Menschen und der menschlichen Situation) / Steve Winter (Eine spannende Geschichte mit wenigen Bildern erzählen) / Sylvan Müller (Menschen und die Produkte ihrer Arbeit) / Annie Betram (Fantasievolle und surreale Märchen, Träume und Albträume) / Marktyard Rossart (Sehen soweit das Denken reicht – Photography meets Philosophy)

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4. Kapitel: Gefühls-Auge
(Fotografen, die mit ihren Bildern unsere Gefühle ansprechen) / Jan Scholz (Die Emotionen des Menschen in Bildern festhalten)/ Marco Benedetti (Innere Ruhe in Gesichtern und entscheidende Momente im Kampf festhalten) / Sandra Bartocha (Persönliche Gefühle mit Bildern der Natur ausdrücken) / Christian Maier (Bekannte Orte auf eine überraschende und wirkungsvolle Anzeigen) / Raymond Hoffmann (Starke Formen und ein schönes Licht ergeben eindrückliche Landschaftsaufnahmen) / Mecuro B. Cotto (Mit Formbezügen und weichem Licht Gefühle ansprechen)

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5. Kapitel: Ich-Auge
(Fotografen mit einer sehr eigenständigen, unverkennbaren Bildsprache) / Marcelo Mendiburu (Abstrakte, gemäldeähnliche Fotografien abseits des Motivs) / Frank Meyl (Ein Architekt entdeckt die Welt der Fotografie) / Calvin Hollywood (Das menschliche Gesicht als Projektionsfläche eigener Visionen) / Peter Franck (Die seltsame und surreale Welt im Quadrat)/ alex and felix (Mit Kulissen Traumwelten bauen und diese fotografieren) / Pavel Kaplun (Der Geschichtenerzähler mit einem Augenzwinkern)/ Bildsprache? (Was macht eine gute Bildsprache aus und wie kann sich diese entwickeln?)

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Anhang
Dankeschön, Fotografenverzeichnis, Literaturverzeichnis, Literaturverweise, Index, Band 1 und 2 der Serie und Buchdaten

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Der Autor

Zurmühle PortraitMartin Zurmühle wuchs in Luzern (Schweiz) auf. Nach dem Gymnasium studierte er Architektur an der ETH in Zürich und führt seit seinem Diplom ein Architekturbüro in Luzern. Seit 2002 betreibt Zurmühle ein Fotostudio (www.fokusfotos.ch) und eine Fotoschule in Ebikon bei Luzern. 2005 schloss er seine Ausbildung zum Ausbilder mit eidgenössischem Fachausweis ab. Seit seinem 16. Lebensjahr fotografierte Zurmühle mit Leidenschaft in verschiedenen Bereichen der Fotografie. Heute hat er sich auf die digitale Akt- und Erotikfotografie spezialisiert (www.zmart.ch) was sich regelmässig und erfolgreich an nationalen und internationalen Fotowettbewerben sowie in verschiedenen Ausstellungen, Zeitschriften und Büchern niederschlägt. Durch seine langjährige Erfahrung in der Erwachsenenbildung kam bei Zurmühle bald der Wunsch auf, sein Wissen anderen ambitionierten Amateurfotografen weiterzugeben. Deshalb gründete Zurmühle 2003 die Aktschule.ch (www.aktschule.ch) und erweiterte das Schulungsangebot auf die gesamte digitale Fotografie (www.fotoschule.biz). Martin Zurmühle ist Präsident des Vereins für die kunstvolle Aktfotografie nudeART.ch, der sich zum Ziel setzt, das Ansehen und die Qualität der Aktfotografie in der Schweiz zu fördern.

 

Martin Zurmühle
«Bildsprachen zeitgenössischer Fotografen»
Band 3 der Buchreihe «Die Magie der Fotografie oder das Geheimnis herausragender Bilder»
216 Seiten, gebunden mit festem Umschlag
Format: 26,0 x 26,0 x 2,5 cm
Vier-Augen-Verlag, Luzern
1. Auflage, 2013
ISBN 978-3-9523647-4-1
Subskriptionspreis gültig bis heute 31. August 2013: CHF 59.90 (danach CHF 79.90).

Das Buch kann beim 4-Augen-Verlag bestellt werden.

 

Lesen Sie auch die Buchbesprechungen

Band 1 der Serie: Bildanalyse

Band 2 der Serie: Bildbewertung

 

 

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