Der bedeutende Schweizer Autorenfotograf Ernst Scheidegger feiert heute, am 30. November 2013, seinen 90. Geburtstag. Scheidegger ist als Fotograf vor allem durch seine Reportagen und Porträts von Alberto Giacometti bekannt geworden, doch hat er unzählige andere Künstler mit seiner Kamera begleitet. Zu seinem Geburtstag und bis Ende März 2013 zeigt das Kunsthaus Zürich einige seiner unverwechselbaren Fotos.
Den wenigsten Menschen ist bewusst, dass sie mit einer Hunderternote im Portemonnaie Ernst Scheideggers geistiges Eigentum mit sich tragen. Das Porträt von Alberto Giacometti auf dem blauen Papier stammt vom weitgereisten Fotoreporter. Den materiellen Wert des Geldscheins begreift jedes Kind. Doch wie lässt sich das ideelle Gut eines ganzen Lebenswerks messen, wenn es sich um die Leistungen des Multitalents Ernst Scheidegger handelt? Es ist Gold wert, hatte der Kanton Zürich im Jahr 2012 entschieden und den Tausendsassa mit einer entsprechenden Ehrenmedaille ausgezeichnet.
Er habe zu viele Bücher gemacht, sagt der bald 90-jährige Weltenbummler, am Arbeitstisch seiner Wohnung im Zentrum von Zürich sitzend. Der Schalk schaut ihm aus den Augen, wenn er feststellt: «Mer wird älter». Keines der Bücher war eines zu viel. Auch die vielen Berufe haben perfekt zu ihm gepasst: Fotograf der Agentur Magnum, Bildredaktor der Neuen Zürcher Zeitung, Ausstellungsmacher, Verleger, Galerist, Cineast und Maler. Der begnadete Vermittler besteht darauf, dass sein Leben eine Reihe von Zufällen gewesen sei. Zu seinen grossen Vorbildern zählt sein Freund Werner Bischof; das Wichtigste im Leben seien die Begegnungen mit anderen Menschen gewesen; einzigartig war diejenige mit Alberto Giacometti in seinen Ateliers von Stampa und Paris. Fotografien als «kulturelle Erinnerungen», wie Umberto Eco es auszudrücken wusste, zeigen eine Welt, die wir durch Scheidegger, mit seinem linken Auge durch die Optik seiner Kamera gesehen, zu kennen glauben. Wir betrachten die sichtbaren Erscheinungen, Tonbüsten, das viele Gips, die Hände beim Modellieren, die Zartheit der feingliedrigen Figuren. Sie sind aus der geheimen Königswelt des Künstlers, seinem tiefsten Innern entnommen, für uns ans Tageslicht gehievt, gerade so, dass die starken Emotionen, die sie hervorrufen, unseren Blick nach innen, zu den Tiefendimensionen unseres Seins lenken. Die Welten, mit dem Temperament des feinfühligen Fotografen gesehen, sind unaufdringliche, fast schüchterne, leise Momente von bleibendem Wert, kulturelle Rückblicke vom Feinsten.
Text und Bild: Monica Boirar
Fotointern.ch gratuliert Ernst Scheidegger herzlichst zu seinem 90. Geburtstag und wünscht ihm weiterhin alles Gute.
Eine Präsentation von 15 Scheidegger-Fotografien wird von Ende November 2013 bis Mitte März 2014 neben Giacomettis Werken im Erdgeschoss des Kunsthauses Zürich gezeigt.
Bücher von Ernst Scheidgger im Verlag Scheidegger & Spiess
Ernst Scheidegger: «Alberto Giacometti. Spuren einer Freundschaft» Deutsch-Englische Neuauflage des Klassikers mit zusätzlichen Schwarzweissfotos und rund 50 Farbfotos. Neuauflage 2013. Gebunden, 248 Seiten, 63 farbige und 186 sw Abbildungen Scheidegger & Spiess CHF 55.– EUR 48.–. |
|
Ernst Scheidegger: «Einblicke. Begegnungen mit Künstlern des 20. Jahrhunderts» Fotografien von Ernst Scheidegger. Text von Peter Zeindler. Scheidegger & Spiess 312 Seiten, 354 sw Abbildungen. CHF 98.– EUR 95.–. |
|
Ernst Scheidegger «Spuren einer Begegnung. Joan Miró in Katalanien» Scheidegger & Spiess 192 Seiten, 1 farbige und 243 sw Abbildungen. CHF 69.– EUR 65.–. |
|
Jean Genet «Alberto Giacometti»Mit Zeichnungen von Alberto Giacometti und Fotografien von Ernst Scheidegger. Unveränderte Neuausgabe, 2004. Gebunden. 80 Seiten 16 Zeichnungen und 19 sw-Fotografien. Scheidegger & Spiess, CHF 49.00 EUR 46.00. |
Liebe Ernst
Alles Gueti zu Dim Geburtstag wünsched mir Dir.
Heb dr Sorg,lug zu dir!
Heiri